Cato 11 - Die Garde
dem Equesring nieder, der Lurco gehört hatte. Cato beobachtete aufmerksam sein Gesicht. Der Finger stammte von einer der frischeren Leichen, die an der Mündung der Cloaca Maxima angespült worden waren. Er hatte ihr kurzerhand einen Finger abgeschnitten und Lurcos Ring angesteckt. Cato nahm an, dass er damit mehr Eindruck erzielen würde, als wenn er einfach nur behauptete, er und Macro hätten den Kommandanten ihrer Centurie ermordet. Sinius hielt sich den Finger dicht vor die Augen und inspizierte das Wappen des Rings. Nach kurzem Schweigen nickte er zufrieden und legte den Ringfinger auf den Schreibtisch. Er schaute zu Cato hoch.
»Ausgezeichnet. Ich glaube, auf euch beide ist doch Verlass. Man wird eure Fähigkeiten in der nächsten Zeit gut gebrauchen können. Sehr gut gebrauchen sogar .«
»Und was ist mit dem versprochenen Geld, Herr ?« , fragte Macro. »Capito hat gemeint, du würdest uns weitere tausend Denare geben, wenn der Auftrag erledigt ist .«
»Selbstverständlich gibt es eine Belohnung. Glaubst du etwa, ich würde meinen Teil der Abmachung nicht einhalten ?«
»Vertrauen ist ein Luxus in dieser Welt « , erwiderte Macro. »Bezahle mich, und ich vertraue dir. Aber wenn du mich täuschst, wirst du enden wie Lurco … Herr .«
Der Centurio funkelte Macro an, dann sagte er mit leiser, schneidender Stimme: »Du wagst es, mir zu drohen? Du weißt verdammt gut, welche Strafe darauf steht, wenn man einen Vorgesetzten bedroht .«
»Aber im Moment bist du kein Vorgesetzter .« Macro lächelte höhnisch. »Du bist ein Mitverschwörer. Man könnte auch Verräter dazu sagen. Der ganze Unterschied zwischen uns besteht darin, dass du glaubst, du würdest dich von hehren Idealen leiten lassen, während es Capito und mir ums Geld geht .«
Cato musterte seinen Freund aufmerksam. Macro spielte seine Rolle gut, so wie sie es auf dem Weg zum Hauptquartier abgesprochen hatten. Es war von entscheidender Bedeutung, dass er und Macro ein glaubhaftes Motiv für ihre Beteiligung an der Verschwörung geltend machen konnten.
Sinius nickte langsam. »Verstehe. Sag mal, habt ihr überhaupt kein Pflichtgefühl Rom gegenüber ?« Er fasste Cato in den Blick. »Wie steht es mit dir ?«
Cato spitzte kurz die Lippen. »Es ist gut und schön, an den Patriotismus zu appellieren, Herr, aber in Wahrheit macht es aus Sicht von Menschen wie Calidus und mir kaum einen Unterschied aus, wer das Reich regiert. Ob Kaiser Claudius die Macht hat oder du und deine Freunde, ändert nichts für die Bewohner des römischen Reiches oder für uns Soldaten .« Cato hielt kurze inne. »Solange es einen Kaiser gibt, gibt es auch eine Prätorianergarde, und wir können von unserem Sold und den Vergünstigungen gut leben. Wenn ihr plant, euren eigenen Mann auf den Thron zu setzen, bleiben wir trotzdem in Sold, und aufgrund der Dienste, die wir euch erwiesen haben, können wir zudem mit einer hübschen Anerkennung rechnen. Solltet ihr hingegen vorhaben, das Kaisertum abzuschaffen und die Macht dem Senat zu übergeben, sieht es schlecht aus für uns, es sei denn, wir werden großzügig belohnt. Deshalb bitte ich um Verzeihung, wenn ich aufs Geld schaue. Übrigens habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass du und deine Leute euch die Gelegenheit, beim Regimewechsel einen guten Schnitt zu machen, nicht entgehen lassen werdet. In der Politik gibt es keine hehren Ideale, richtig, Herr ?«
»Ha! Was bist du denn für einer, Capito? Ein Soldat oder ein Schüler der Politik-Geschäfte ?«
Cato drückte das Kreuz durch und nahm die Schultern zurück. »Ich bin Soldat und habe lange genug gedient, um zu wissen, dass ich in erster Linie mir selbst und meinen Kameraden verpflichtet bin. Alles andere ist Augenwischerei für Narren .«
In dem kleinen Büro entstand ein angespanntes Schweigen, dann lächelte Sinius. »Es ist beruhigend zu wissen, dass eure Loyalität ausschließlich euch selber gilt. Männer wie ihr sind eine bekannte Größe. Solange man euch bezahlt, kann man sich auf euch verlassen. Es sei denn natürlich, euch läuft ein großzügigerer Zahlmeister über den Weg .«
»Das stimmt .« Cato nickte. »Und deshalb werden du und deine Freunde dafür sorgen, dass wir gut bezahlt werden, wenn ihr wollt, dass wir nicht die Seite wechseln. Aber wenn du uns bescheißen solltest, wirst du nicht lange genug leben, um es zu bereuen, das kannst du mir glauben .«
Sinius lehnte sich mit verächtlicher Miene zurück. »Ich denke, wir verstehen
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