Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cato 11 - Die Garde

Cato 11 - Die Garde

Titel: Cato 11 - Die Garde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
zu bedeuten hatte, und ihm wurde eiskalt vor Angst. Er sah zum Kaiser, der ins Tal hineinblickte, in der Hand einen Löffel mit Gelee. Als Cato den Kopf wandte, sah er eine dunkle, flüssige Wand, die funkelnd und schäumend um die Talbiegung schoss, die kümmerlichen Bäume entwurzelte, die sich an die Hänge klammerten, und Felsen und Erdreich mit sich riss. Die vom letzten Damm aufgestaute gewaltige Wassermenge raste tosend zu Tal, direkt auf den Kaiser, dessen Gefolge und die Eskorte zu.

Kapitel 20
    I m ersten Moment waren alle wie gelähmt. Entsetzt starrten sie auf die heranrasende brodelnde Wasserwand. Tigellinus reagiert als Erster. Er legte die Hand an den Mund und brüllte: »Lauft! Lauft um euer Leben !«
    Sein Schrei brach den Bann. Das kaiserliche Gefolge, die Bauleute und Prätorianer wandten sich zur Flucht. Einige liefen vor dem Wasser weg, andere versuchten, höheres Gelände zu erreichen. Cato warf Schild und Speer weg und zerrte an seinen Kinnriemen. Macro, der sich bereits in Bewegung gesetzt hatte, tat dasselbe.
    »Warte !« , rief Cato ihm nach. »Wir müssen den Kaiser retten !«
    Macro hielt an, dann nickte er. Sie stürzten zum Tisch mit der Torte. Claudius humpelte so schnell er konnte in Richtung Fluss und blickte sich immer wieder angstvoll zu der heranrasenden Woge um. Tigellinus lief ihm nach, und Cato machte sich voller Angst klar, dass er den Kaiser womöglich als Erster erreichen würde. Er rannte los, noch immer von dem schweren Schuppenpanzer behindert. Macro folgte ihm. Ein heftiger Windstoß erfasste die Toga des Kaisers und sein Haar, denn die Flutwelle schob ein Luftkissen vor sich her. Das Tosen der Wassermassen war ohrenbetäubend laut, als Cato in spitzem Winkel auf Claudius zurannte. Tigellinus, der sich links von ihm befand, machte Boden gut und würde den Kaiser als Erster erreichen. Er hielt den Dolch in der Hand, mit der Spitze nach vorn, und stürmte entschlossen auf sein Opfer zu.
    Cato nahm Kälte in seinem Rücken wahr und warf einen letzten Blick über die Schulter. Die Flutwelle war höchstens noch fünfzig Schritte entfernt, eine hässliche, brodelnde Masse aus Gischt und braunem Wasser, das Büsche und Bäume mit sich führte. Zu seiner Rechten ertönte ein angstvoller Schrei, als der erste Prätorianer vom Wasser erfasst wurde, dann brach der Schrei unvermittelt ab, und der Mann wurde von den Fluten mitgerissen.
    Tigellinus war nur noch zehn Fuß vom Kaiser entfernt, als er auf einmal über einen Stein stolperte. Er stürzte und ließ den Dolch los. Cato rannte weiter und rief: »Majestät !«
    Claudius schaute sich mit aufgerissenen Augen um, blickte entsetzt an ihm vorbei. Mit der einen Hand packte Cato den Kaiser am Arm, die andere krallte er in dessen Toga. Der Kaiser begann sich zu wehren und schlug mit der freien Hand um sich. »Hilfe! Mörder !«
    »Nein, Majestät! Die Toga würde dich hinabziehen !« , rief Cato und riss dem Kaiser das Kleidungsstück aus dicker Wolle von der Schulter. Hinter sich hörte er Macro aufschreien, doch bevor er sich umblicken konnte, hatte die Flutwelle ihn erreicht. Zunächst wurden seine Waden umspült. Cato trat vor den Kaiser, versuchte ihn mit seinem Körper abzuschirmen. Dann traf ihn die Welle mit voller Wucht im Rücken und riss ihn von den Beinen. Cato versuchte sich aufrecht zu halten und suchte mit den Füßen auf dem Boden nach Halt, während er fortgespült wurde. Den Kaiser hielt er fest umklammert und drückte ihn nach oben. Das Wasser umwogte seinen Kopf, überspülte ihn und brauste ihm in den Ohren, dann tauchte er auf und schnappte nach Luft.
    Etwas traf ihn in die Rippen. Der Schlag trieb ihm die Luft aus der Lunge und hatte einen Hustenanfall zur Folge. Unwillkürlich schluckte er Wasser. Dann tauchte er wieder unter. Den heftig um sich schlagenden Kaiser hielt er immer noch umklammert. Als Cato etwas Festes in seiner Nähe wahrnahm, löste er eine Hand vom Kaiser und griff danach. Es war der Ast eines Baums. Er krallte die Finger um die raue Rinde und zog sich und den Kaiser näher heran. Sein Kopf tauchte wieder an die Oberfläche, und er holte tief Luft. Um ihn herum war ein chaotisches Durcheinander von Gischt, Wasser und Trümmern. Männer kämpften um ihr Leben. Cato meinte Macro in der Nähe auszumachen, doch bevor er sich Gewissheit verschaffen konnte, wurde der Kopf seines Freundes auch schon wieder überspült. Claudius tauchte auf und spuckte Wasser.
    »Majestät !« , schrie Cato ihn an.

Weitere Kostenlose Bücher