Cato 11 - Die Garde
versteht .«
Macro zuckte mit den Schultern. »Nein .«
»Komm schon « , meinte Cato. »Gehen wir .«
Sie ließen den Rest des Essens stehen, standen auf und folgten dem Gastwirt zu der Tür, die nach hinten führte. Die anderen Leute im Raum musterten die Vorbeigehenden neugierig, wie Cato mit einem leisen, belustigten Lächeln feststellte. Spurius ging voran, gefolgt von Macro, und Cato bildete das Schlusslicht. Er musste sich unter dem Türrahmen hindurchducken. Dahinter kam ein schmaler Raum, der von einer einzigen Ölfunzel erhellt wurde. In ihrem schwachen Schein erkannte Cato, dass an den Wänden Krüge voll Wein und Körbe voll Gemüse standen. An einem Haken hing neben zwei Stücken Pökelfleisch ein Netz mit frischem Brot. Ganz offensichtlich aß der Gastwirt gut, ganz im Gegensatz zu seinen Gästen. Am hinteren Ende des Raums war eine Tür leicht geöffnet, und der Türrahmen wurde von einem Feuer, das im Nachbarzimmer brannte, hell angestrahlt. Spurius betrat den Raum, von Macro gefolgt, der sofort einen Fluch ausstieß. Der Raum war geräumig, und in seiner Mitte stand ein großer Tisch. Unter einem Eisenrost knisterte ein frisch geschürtes Kochfeuer und tauchte den Raum in ein rosiges Licht. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tischs saß eine schmächtige Gestalt in einem schlichten Umhang. Der Mann blickte von dem ihm kredenzten Brot und Käse auf und lächelte Macro und Cato an.
»Beste Grüße, meine Herren. Es ist schön, dass ihr zu mir kommt !« Narcissus forderte sie mit einer Handbewegung auf, ihm gegenüber auf der Bank Platz zu nehmen. »Oder besser, es ist schön, dass ich zu euch komme .«
»Was machst du hier ?« , fragte Macro. »Ich habe mir allmählich schon Sorgen gemacht, dass du uns ewig hier schmoren lassen würdest .«
»Ich freue mich ebenfalls, dich zu sehen, Centurio « , erwiderte Narcissus aalglatt. »Das Warten ist vorbei. Euer Kaiser braucht euch wieder. Jetzt mehr denn je … «
Kapitel 3
C ato erwiderte die Begrüßung des kaiserlichen Sekretärs mit einem kalten Blick. Narcissus war zwar im kaiserlichen Palast als Sklave geboren, hatte aber hart gearbeitet und war von Claudius in den Jahren vor dessen Erhebung zum Kaiser freigelassen worden. Als freigelassener Sklave hatte Narcissus einen geringeren gesellschaftlichen Rang als der bescheidenste römische Bürger, doch als einer der engsten Ratgeber des Kaisers überstiegen seine Macht und sein Einfluss alles, worüber selbst ein Aristokrat im Senat gebot, bei weitem. Narcissus kontrollierte außerdem das Netzwerk von Spionen, das die Aufgabe hatte, Bedrohungen für seinen Herrn aufzuspüren. In dieser Rolle hatte er schon früher die Dienste von Cato und Macro in Anspruch genommen, und nun war es wieder so weit, überlegte Cato verdrossen.
Nachdem der Gastwirt einen Krug Wein und drei Becher gebracht hatte, schickte Narcissus ihn hinaus. »Das genügt vorläufig, Spurius. Sorge dafür, dass wir nicht gestört und nicht belauscht werden .«
»Jawohl, Herr .« Spurius senkte den Kopf und wandte sich zum Gehen. In der Tür blieb er stehen. »Meister ?«
»Was denn ?«
»Wegen meiner Tochter. Gibt es in ihrer Sache irgendetwas Neues ?«
»Pergilla heißt sie, nicht wahr? Nun, ich versuche noch immer, den Kaiser zu überreden, ihr die Freiheit zu schenken. Diese Dinge brauchen Zeit. Halte du deinen Teil der Abmachung ein, dann werde ich alles für sie tun, was in meiner Macht steht .« Narcissus winkte. »Und jetzt lass uns allein .«
Spurius eilte hinaus, und Narcissus wartete, bis seine Schritte verklangen und die äußere Tür des Verbindungsraums sich hinter dem Wirt schloss.
»Er ist ein guter und treuer Diener, aber er kann manchmal recht anspruchsvoll sein. Doch genug davon !« Narcissus beugte sich vor und nickte zu dem Weinkrug hinüber. »Macro, schenke uns doch allen einen Becher voll. Wir sollten das Wiedersehen alter Freunde feiern .«
Macro schüttelte den Kopf. »Mein Freund bist du gewiss nicht .«
Narcissus starrte ihn einen Augenblick an und nickte dann. »Nun gut, Centurio. Dann werde ich euch selbst bedienen .« Er beugte sich vor, zog den Pfropfen aus dem Krug und schenkte dunklen Rotwein in jeden der Becher. Dann setzte er den Krug ab und hob seinen Becher. »Bringt wenigstens einen Trinkspruch mit mir aus … Tod den Feinden des Kaisers .«
Macro hatte den Wein schon länger sehnsüchtig angeschaut, und so griff er nach einem winzigen Moment des Widerstrebens nach dem nächsten
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