Cato 11 - Die Garde
.«
Narcissus lachte leise und schenkte Macro nach. »Ich wollte dich nicht kränken. Ich wollte nur sagen, dass das Zutreffende meiner Argumentation einem Mann der Tat wie dir vollkommen klar ist .«
Während Macro darüber nachdachte, fuhr der kaiserliche Sekretär eilig fort: »Jedenfalls, Cato, habt ihr in dieser Angelegenheit praktisch keine Wahl. Ich respektiere zwar dein Recht, deiner Meinung Ausdruck zu verleihen, wie schlecht sie auch durchdacht sein mag, doch du musst tun, was ich sage, wenn ihr beide, du und Macro, auf der Karriereleiter nach oben steigen wollt, und insbesondere, wenn du die recht reizvolle Tochter des Senators Sempronius heiraten möchtest .«
Cato senkte den Kopf und fuhr sich mit den Fingern langsam durch die zerzausten, dunklen Locken. Narcissus hatte sie genau dorthin manövriert, wo er sie haben wollte. Er und Macro wünschten sich nichts sehnlicher, als zur Armee zurückzukehren. Cato brauchte eine Beförderung, mit der die Erhebung in den Stand der Equites verbunden war. Nur so wäre seine Einheirat in die Familie eines Senators akzeptabel.
»Nun, was hältst du davon ?« , störte Macro seine Gedanken. »Mir ist alles recht, wenn wir nur hier wegkommen. Außerdem wird es wohl nicht so schlimm werden. Gewiss nicht gefährlicher als das, was wir schon hinter uns haben, oder ?«
Narcissus spitzte die Lippen, sagte aber nichts dazu.
Mit einem müden Seufzer hob Cato den Kopf und blickte den kaiserlichen Sekretär direkt an. »Was sollen wir tun ?«
Narcissus lächelte bedächtig, ganz der Mann, der es gewohnt war, dass alles nach seinem Willen lief. »Ich beginne damit, dass ich euch den Hintergrund der Situation erkläre .« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Finger. »Wie ihr bereits wisst, haben die Intrigen Messalinas den Kaiser fast die Herrschaft gekostet. Diese Frau war das reine Gift. Keine Ausschweifung war unter ihrer Würde. Ihrem liederlichen Mangel an Moral kam nur ihr Ehrgeiz gleich. Sie verstand es, Claudius um den Finger zu wickeln. Und nicht nur ihn, sondern noch viele andere, darunter auch Polybius, einen weiteren Ratgeber des Kaisers .«
»Ich kenne den Namen « , erwiderte Cato. »Hat er nicht Selbstmord begangen ?«
»So lautete der Befehl, den er erhielt. Im Namen des Kaisers. Er hatte nicht einmal Zeit, den Kaiser um Gnade anzuflehen, da kam schon ein Prätorianer, der der Aufforderung Nachdruck verliehen hat .«
»Er wurde ermordet ?«
»Die Trennlinie zwischen Mord, Hinrichtung und Selbstmord hat sich in den letzten Jahren ein wenig verwischt. Tod in der einen oder anderen Form löst ein politisches Problem oder befriedigt ein Bedürfnis nach Rache. Oder er entspringt einfach der Laune derer, die die Gewalt haben, ihn herbeizuführen. Deshalb durfte man nicht zulassen, dass Messalina in einer Position blieb, in der sie mehr Einfluss auf den Kaiser ausüben konnte als seine engsten Berater. Als sie also entschied, die Abwesenheit des Kaisers aus Rom dazu zu nutzen, sich von ihm scheiden zu lassen, ihren Liebhaber zu heiraten und die Macht zu ergreifen, mussten wir handeln. Claudius war hier in Ostia, um sich ein Bild von den Fortschritten bei den Hafenarbeiten zu machen. Zu diesem Zeitpunkt hat mich die Nachricht erreicht. Ich erkannte sehr deutlich die unmittelbar drohende Gefahr und sprach mit denen, die dem Kaiser am nächsten standen, mit Callistus und Pallas. Es bedurfte all unserer Überzeugungskunst, um Claudius so weit zu bringen, dass er die Wahrheit über Messalina akzeptierte. Doch dann stritt er alles ab und sagte, es könne unmöglich wahr sein .« Narcissus zitterte bei dieser Erinnerung sichtlich. »Also haben wir ihn ermutigt, etwas Wein zu trinken, um den Schlag abzumildern. Danach erst haben wir ihm ihren Haft- und Hinrichtungsbefehl zur Genehmigung vorgelegt, zwischen einer Handvoll weiterer Haftbefehle für ihre Verbündeten .«
»Du Schuft !« , kommentierte Macro bewundernd. »Was hat der Kaiser gemacht, als er wieder nüchtern war ?«
»Er hat einen Monat um sie getrauert. Unterdessen haben wir drei uns der übrigen Teilnehmer an Messalinas Verschwörung entledigt. Das alles erzähle ich euch, um euch bewusst zu machen, wie leicht der Kaiser sich hinters Licht führen lässt. Das macht ihn und Rom verwundbar .«
»Und was ist das für eine Geschichte mit seiner neuen Frau ?« , fragte Macro. »Agrippina. Sie ist seine Nichte, wenn ich mich recht erinnere .«
»O ja. Und es hat einen ziemlichen Skandal ausgelöst,
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