Cato 11 - Die Garde
Schachtwände mit dicken Brettern verkleidet hatten. Zehn Fuß tiefer weitete sich der Schacht. Cato leuchtete mit der Fackel und schaute sich um. Zu beiden Seiten gingen gemauerte, geschwungene Wände ab, und weiter unten funkelte Wasser. Die Leiter führte noch sechs Fuß tiefer, dann hatte er den Boden erreicht. Er stand auf einem schmalen gemauerten Weg, der an der Seite eines kleinen Tunnels entlangführte. Daneben strömte das Abwasser zur Cloaca Maxima. Es stank nach Exkrementen, und Cato rümpfte angewidert die Nase.
»Was siehst du ?« , rief Macro herunter.
»Hier ist ein Tunnel. Führt in der einen Richtung zum Abwasserkanal. In der anderen Richtung liegt wohl das Aventinviertel. Komm mit den Männern nach. Ich glaube, wir haben gefunden, wonach wir gesucht haben .«
Während die anderen Männer die Leiter hinunterstiegen, ging Cato ein paar Schritte stromaufwärts und untersuchte Wände und Gehweg. Die meisten Ziegel waren mit einer Schleimschicht bedeckt, doch an einigen Stellen war der Dreck abgekratzt, und das galt auch für den Boden, der aussah, als sei er erst vor kurzem stark begangen worden, denn die Ziegel fühlten sich stellenweise trocken an und zeigten kaum Schimmelbewuchs. Hinter sich vernahm er das gedämpfte Geschimpfe der Germanen.
»Da hast du ja ein reizendes Örtchen entdeckt « , brummte Macro, als er mit Septimus zu Cato stieß. »Voller Wohlgeruch .«
Ohne auf die Bemerkung einzugehen spähte Cato in den Tunnel hinein. Im Bereich des Fackelscheins regte sich nichts, abgesehen vom dahinströmenden Abwasser und ein paar Ratten, die vor den Eindringlingen davonhuschten. Aus der Dunkelheit drangen ein Platschen und leise Scharrgeräusche heran.
»Glaubst du, von denen ist noch jemand hier ?« , fragte Septimus nervös und starrte in die Finsternis.
»Einer mindestens .« Cato richtete sich auf und drehte sich zu Centurio Plautus um. »Sag deinen Männern, wir müssen jetzt leise sein. Keinen Mucks, verstanden ?«
»Jawohl, Herr .«
Dass er nach langer Zeit wieder als Vorgesetzter angesprochen wurde, entlockte Cato ein Lächeln. Als Narcissus dem Centurio die beiden Prätorianer in schlichten weißen Tuniken ohne Rangabzeichen vorstellte, hatte er ihn angewiesen, Cato und Macro zu gehorchen. Plautus hatte Catos Autorität inzwischen anscheinend anerkannt, obwohl er immer noch nicht wusste, mit wem er es zu tun hatte. Cato vergewisserte sich, dass die Männer bereit waren, ihm zu folgen. Flackernder Fackelschein erhellte die feuchten Tunnelwände und den Abwasserkanal, in dem Scheißhaufen und allerlei Unrat vorbeitrieben. Cato wies mit der Fackel in den Tunnel hinein. »Los geht’s !« , rief er leise.
Er setzte sich in Bewegung und zog den Kopf ein, als der Tunnel niedriger wurde und die Flamme der Fackel am Mauerwerk leckte. Der Kanal führte fünfzig Schritte weit geradeaus, dann beschrieb er eine Biegung nach rechts. Cato schätzte, dass sie sich mittlerweile am Rand des Lagerhausdistrikts befanden und sich dem Aventindistrikt näherten, einem der ärmsten Viertel der Stadt. Nach weiteren hundert Schritten zweigte ein kleinerer Tunnel nach links ab, der nur vier Fuß hoch war. Cato hob die Hand und befahl den Männern anzuhalten, dann untersuchte er den Tunnel. Es gab darin keinen Gehweg, und der Schimmelbewuchs an den Seitenwänden wies keine Beschädigungen auf. Er forderte die Männer mit einer Handbewegung zum Weitergehen auf.
Sie kamen an weiteren Abzweigungen vorbei, doch nichts deutete darauf hin, dass Cestius und dessen Männer vom Hauptkanal abgegangen waren. Nach einer Viertelmeile mündete der Kanal in einen großen Raum. Zwei weitere große Tunnel mündeten von den Seiten, unmittelbar gegenüber war ein kleiner Wasserfall. Schmutziger Schaum trieb am Boden, und der Gestank war hier noch widerwärtiger als zuvor. Einer der Germanen bekam einen Hustenanfall, beugte sich vor und übergab sich.
»Gleich geht’s dir wieder besser .« Macro blickte sich stirnrunzelnd um. »Was nun? Welchen Weg nehmen wir? Links oder rechts ?«
Cato schaute nach rechts und nach links, dann besprach er sich mit Septimus. »Ich schätze, wir sind in der Nähe des Aventinhügels .«
Nach kurzem Überlegen nickte der kaiserliche Spitzel. »Das denke ich auch .«
»Dann führt der linke Tunnel zum Palatin, der andere in den Aventindistrikt hinein. Was glaubst du, wo hat Cestius das Getreide versteckt ?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es in der Nähe des Palasts versteckt
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