Cato 11 - Die Garde
»Das ist gegen die Regeln. Achtzehn ist das Mindestalter .«
»Mein Vater hat mich zur Armee geschickt, als er fand, ich sei bereit dafür .« Mit monotoner Stimme spulte Cato seine Deckgeschichte ab.
»Er muss stolz sein. Du hast es weit gebracht .«
»Danke, Herr .«
Burrus wandte sich an Macro. »Und wie lautet deine Geschichte? Du scheinst mir ein alter Kämpe zu sein. Wie lange dienst du schon, Calidus ?«
»Dreiundzwanzig Jahre, Herr .«
»Du meine Güte, und da bist du immer noch Legionär? Du solltest entweder längst tot oder zum Centurio, mindestens aber zum Optio befördert sein. Wie erklärst du das ?«
Macro schluckte seine Verbitterung hinunter und antwortete aufrichtig: »Ich bin durch und durch Soldat. Habe bisher keinen Anlass gesehen, mich befördern zu lassen. Ich mag das einfache Soldatenhandwerk. Ich kämpfe hart und habe im Laufe meines Soldatenlebens eine ganze Reihe von Feinden Roms zur Strecke gebracht .«
»Ein guter Kämpfer ist eine Sache, aber glaubst du auch, du kannst den Ansprüchen genügen, die an einen Prätorianer gestellt werden? Du wirst ständig mit Senatoren und Bürgern zu tun haben. Ein guter Soldat zu sein erfordert mehr, als Feinde zu töten. Wenn du Scheiße baust und der Prätorianergarde Schande bereitest, bereitest du dem Kaiser Schande und vor allem mir. Sollte das passieren, mache ich dich zur Schnecke, hast du mich verstanden, Calidus ?«
»Jawohl, Herr .«
Der Tribun verlieh seiner Warnung mit einer Pause Nachdruck, dann räusperte er sich und fuhr in umgänglicherem Ton fort. »Ich will euch jetzt das sagen, was derzeit jeder Rekrut von mir zu hören bekommt. Ihr seid in schwierigen Zeiten zur Garde gekommen. Der Kaiser kommt in die Jahre und wird nicht ewig leben, auch wenn irgendein verrückter Senator ihn zur Gottheit hat erklären lassen. Das ist schade, denn von den Kaisern, die wir in letzter Zeit hatten, ist er einer der besseren. Jedenfalls ist er ein Mensch aus Fleisch und Blut und wird irgendwann sterben. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass dafür natürliche Ursachen verantwortlich sind. Ich kenne ebenfalls den alten Witz, wonach zu den natürlichen Ursachen bei der Kaiserfamilie auch eher ungewöhnliche Gebrechen wie Vergiftung, ein Messer im Rücken oder ein Schwert im Bauch, das Ersticken unter einem Kissen und so weiter zählen. Solange ich die Palastkohorte befehlige, wird es dazu nicht kommen. Ihr werdet im Dienst folglich die Augen aufhalten. Den germanischen Arschlöchern von der Leibgarde traue ich nicht mal so weit über den Weg, wie ich spucken kann. Unsere Aufgabe ist es, zu verhindern, dass jemand Claudius so nahe kommt, um die Germanen damit in die Lage zu versetzen, etwas zu tun für ihren Sold. Was mich betrifft, sind meine Männer die erste und die letzte Verteidigungslinie. Wenn ihr euch in das Messer eines Attentäters werfen müsst, um den Kaiser zu retten, werdet ihr das ohne Zögern tun. Andernfalls ist für euch kein Platz in meiner Kohorte. Verstanden ?«
»Jawohl, Herr « , antworteten Cato und Macro im Chor.
»Gut. Wie ich schon sagte, die Lage ist schwierig. Verschiedene Gruppierungen im Palast schmieden bereits Pläne für die Nachfolge. Einige unterstützen Britannicus, andere den Emporkömmling Nero. Außerdem sind da noch die verfluchten Freigelassenen, die den Kaiser beraten, nämlich Pallas, Narcissus und Callistus – verschlagene Ränkeschmiede alle miteinander. Sie werden versuchen, mit ihrem auserkorenen Thronkandidaten ein Bündnis zu schließen. Für mich geht das in Ordnung, solange sie nichts unternehmen, um den Prozess zu beschleunigen. Achtet auf Bedrohungen von innen und auf Gefahren von außen. Noch Fragen ?« Er musterte sie beide forschend. »Nein? Dann wird Tigellinus euch morgen mit den grundlegenden Verhaltensregeln vertraut machen. Sperrt gefälligst die Ohren auf, denn ich lasse euch für übermorgen zum Dienst einteilen. Da heißt es: Schwimm oder ertrink. Entlassen !«
Kapitel 7
» E in beschissener Haufen Spielzeugsoldaten, mehr nicht « , meinte Macro, als sie zu dem Lokal gingen, das Fuscius ihnen genannt hatte. Es war Nacht, und wegen der winterlichen Kälte hatten sie ihren Umhang angelegt. Beiderseits der Straße lagen dunkle, billig errichtete Mietshäuser. In einigen Wohnungen brannten Lampen oder Talgkerzen. Der Gestank von Schweiß, Exkrementen und verfaultem Gemüse erfüllte die Luft. Macro atmete zischend aus. »Die tun nichts weiter, als für die Parade zu üben
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