Cato 11 - Die Garde
.«
»Ich dachte, dieser Aspekt unserer Arbeit täte dir gefallen « , entgegnete Cato. »Früher hast du immer gemeint, der Drill wäre der einzige Grund für den Erfolg des römischen Heeres .«
»Ja, schon, aber man kann’s auch übertreiben « , räumte Macro widerwillig ein. »Die Sache ist nämlich die: Der Drill bei der Legion dient der Vorbereitung zum Kampf und nicht endlosen Paraden und Zeremonien. Die sollten Soldaten sein und kein schmückendes Beiwerk .«
»Das ist die Frage. Sie haben immerhin einen gewissen Elan, und ich wage zu behaupten, dass sie der Garde keine Schande bereiten werden, wenn sie kämpfen müssen .«
Macro warf Cato einen Seitenblick zu und stolperte über einen toten Hund. »Verflucht noch mal! Jetzt hab ich das ganze Gekröse am Fuß kleben … « Er blieb stehen und streifte den Stiefel an der Hauswand ab. »Ich wollte damit sagen, dass die Aussicht, die Prätorianer im Kampf zu erleben, etwa so groß ist wie die, die vestalischen Jungfrauen bei einer Orgie anzutreffen. Das kommt nicht besonders häufig vor .«
»Wir sind nicht zum Kämpfen hergekommen. Ich will keinen Moment länger bei der Prätorianergarde bleiben als unbedingt nötig. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen .«
»Ich weiß: Wir sollen Verräter aufspüren und sie töten .«
»Eigentlich würde es schon reichen, wenn wir uns an dieser Schlange Narcissus schadlos halten würden .«
Macro lachte und klopfte seinem Freund auf die Schulter. »Wie recht du hast !«
Cato lächelte. So sehr es ihn wurmte, sich seine Beförderung zum Präfekten ein zweites Mal verdienen zu müssen, fühlte es sich doch gut an, mit Macro wieder gleichgestellt zu sein. Wenn Macro sich ihm als Vorgesetztem unterordnen musste, war es hin und wieder zu Spannungen gekommen, und Cato hatte den Zeiten nachgetrauert, als zwischen ihnen ein umstandsloses Geben und Nehmen geherrscht hatte. Das würde sich wieder ändern, sobald sie ihren Auftrag erfüllt hätten, überlegte Cato nicht ohne Bedauern. Wenn Narcissus Wort hielt, würde er als Präfekt bestätigt werden und das Kommando über eine Hilfskohorte übertragen bekommen. Macro würde aller Wahrscheinlichkeit zu einer Legion abkommandiert werden, und sie würden voneinander getrennt. Das aber nur dann, wenn sie ihren Auftrag erfüllten.
»Hier muss es sein .« Macro zeigte auf einen kleinen quadratischen Platz mit einem Springbrunnen in der Mitte. Im Laufe des Abends war ein starker Wind aufgekommen, der die über Rom hängende Rauchwolke fortgeweht hatte, und nun funkelten kalt die Sterne am Himmel, badeten die Stadt in ihr mildes Licht und ließen die Umrisse der Dächer der Wohnblocks am Hang des Esquilinhügels hervortreten. Als die beiden Soldaten auf den Platz traten, erblickten sie zu ihrer Rechten einen großen Eingang. Darüber hing ein Schild mit der Aufschrift Der Fluss des Weins . Stimmenlärm und Gelächter drangen heraus, und als die Tür sich öffnete, taumelte ein Mann heraus und übergab sich im warmen Schein der Lampen und Kerzen, die im Innern des Lokals brannten.
»Die Mündung des Flusses, schätze ich « , bemerkte Cato.
»Sehr komisch. Lass uns zur Quelle gehen. Ich bin völlig ausgedörrt .«
Cato fasste seinen Freund beim Arm. »Trink meinetwegen, aber besauf dich nicht. Wir können es uns nicht leisten, uns zu verplappern .«
»Vertrau mir. Ich werde so nüchtern bleiben wie eine vestalische Jungfrau .«
»Nach allem, was man so hört, ist das aber kein sonderlich ermutigender Vergleich .«
Sie überquerten den Platz und machten einen Bogen um den Mann im Rinnstein, der noch immer heftig würgte. Sie betraten das Lokal und gelangten in einen Raum, der einen großen Teil der Grundfläche des Wohnblocks einnahm; dicke Säulen unterteilten das Lokal. Es war gut besucht, und die Luft war erfüllt vom säuerlichen Geruch billigen Weins. Der geflieste Boden war mit einer Schicht Stroh und Sägemehl bedeckt. Über hundert Männer und ein paar Frauen drängten sich an den Tischen, und einige Gäste saßen sogar auf dem Boden, mit dem Rücken zur Wand. Cato machte Grüppchen von Gardisten auf Freigang aus und auch Männer aus einer der städtischen Kohorten. Die übrigen Gäste waren Zivilisten.
»He! Kommt rüber !«
Sie wandten die Köpfe in die Richtung, aus der man sie angerufen hatte, und erblickten Fuscius, der ihnen aus der nicht weit vom Eingang entfernten Ecke aus zuwinkte. Er saß mit anderen Gardisten an einem langen Tisch. Vor ihnen standen
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