Cato 11 - Die Garde
?«
Cato stockte der Atem. »Macro? Oh, hab wohl doch ein bisschen zu viel Wein erwischt. Macro war in Britannien mit dabei. Hab mich versprochen. Das ist alles .«
»Verstehe « , meinte Fuscius leichthin. »Also ein Versprecher .«
Kapitel 8
A lso, jetzt wo ihr beide so ein hübsches Veilchen habt, werdet ihr natürlich auch auffallen. Falls euch ein Mitglied der Kaiserfamilie anspricht, müsst ihr mit dem angemessenen Respekt antworten .« Tigellinus seufzte ungeduldig. Zwei Tage waren seit der Prügelei vergangen, und die Centurie – alle Gardisten mit ihren Diensttogen bekleidet – marschierte über das Forum auf die Palasttore zu. »Noch einmal. Der Kaiser ?« Tigellinus ging neben Macro und Cato her und war seit Verlassen des Lagers bemüht, ihnen die elementaren Regeln des Palastprotokolls beizubringen.
»Außerhalb des Palasts nennen wir ihn ›Herr‹, im Palast reden wir ihn als ›Kaiserliche Majestät‹ an « , antwortete Cato.
Tigellinus nickte und setzte leise hinzu: »Hinter seinem Rücken benutzen einige auch ganz andere Ausdrücke .«
Cato musterte ihn überrascht. Tigellinus lächelte schmallippig.
»Wenn du erst mal einen Monat Dienst hinter dir hast, wirst du dich nicht mehr über so was wundern, Capito. Dann wirst du dir über die Lage im Klaren sein. Claudius wird seit jeher von den Freigelassenen und seinen Ehefrauen gelenkt. Messalina hat ihn so weit gebracht, dass er ihr aus der Hand fraß, und erst als sie eigene Ambitionen auf den Thron entwickelte, wurde ihr Einhalt geboten .« Tigellinus’ Lächeln erwärmte sich kurz. »Agrippina weiß genau, wo sie anzusetzen hat. Bei ihm und bei jedem anderen Mann. Also, wie titulierst du die Kaiserin ?«
»Als ›Kaiserliche Majestät‹ innerhalb des Palasts und in der Öffentlichkeit « , antwortete Cato. »Weil sie keine Rücksicht auf die öffentliche Meinung nehmen muss .«
Tigellinus kniff die Augen zusammen. »Das reicht, Capito. Du bist Soldat, verflucht noch mal, es steht dir nicht zu, derlei Dinge zu kommentieren. Und von jetzt an verwendest du die korrekte Anrede. Verstanden ?«
»Ja, Optio .«
Die Kolonne hielt vor dem Tor an, löste die diensthabende Abteilung ab und schritt dann über die breite Treppe zur Eingangshalle des Kaiserpalasts hoch. Cato war vor vielen Jahren innerhalb dieser Mauern aufgewachsen, und nun prickelte ihm bei dem Gedanken an all das, was er als Kind im Dunstkreis des Kaiserhofs erlebt hatte, die Kopfhaut. Einen Moment lang fragte er sich, wie viele der Sklaven, mit denen er aufgewachsen war, wohl noch hier dienten. Bei seinem Weggang war er ein juveniler Bursche mit unbeschriebenem Gesicht gewesen, doch nun war er älter, trug das Haar militärisch kurz geschoren, und von seiner militärischen Vergangenheit kündeten zahlreiche Narben. Selbst wenn er einem alten Bekannten begegnen sollte, würde ihn die betreffende Person wohl kaum wiedererkennen.
An der Spitze der Kolonne aus vier Centurien marschierte Tribun Burrus, und bei jedem Zwischenhalt löste er lautstark die Männer ab, die über Nacht Dienst getan hatten. Es gab drei Schichten; die erste dauerte von Tagesanbruch bis Mittag, die zweite von Mittag bis zum Abend, und die dritte – die unbeliebteste – währte die ganze Nacht. Die Nachtwache war mit nur zwei Centurien besetzt, denn ihre Aufgabe bestand lediglich darin, die Eingänge zu bewachen und in den öffentlichen Bereichen des Palasts zu patrouillieren. Die privaten Gemächer wurden von der germanischen Leibgarde bewacht.
Als die Kolonne in den Garten der Kaiserfamilie gelangte, der an drei Seiten von Säulengängen eingefasst war, kam auch Tigellinus’ Abteilung an die Reihe. An der vierten Seite befand sich eine marmorne Balustrade, die auf das Forum hinausging. Tigellinus und dessen Männer nahmen am Rand des Gartens Aufstellung. Cato und Macro waren für den Eingang eines von einer Hecke eingefassten Bereichs mit einem Springbrunnen in der Mitte eingeteilt. Um den Springbrunnen herum standen marmorne Sitzbänke mit roten Polsterkissen. Da der Garten so hoch lag, war der Wasserdruck des Aquädukts gering, sodass sich nur eine kleine Fontäne plätschernd in das Becken ergoss.
»Hübsch « , meinte Macro, als er sich im gepflegten Garten umschaute. »Ein friedlicher Ort. Mit einer Aussicht, für die manche Leute töten würden .«
»Ist schon vorgekommen « , entgegnete Cato, der seine Toga richtete. Das Ding war ihm lästig, und die Stofffalten verfingen sich ständig am
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