Cato 11 - Die Garde
Wehrlosen zu schlagen. Als der Wunsch, die Gelegenheit auszunutzen, bei ihm die Oberhand gewonnen hatte, schleiften die Schläger Cestius bereits zur Tür, und seine Stiefel scharrten über den Boden, da er aufzustehen versuchte. Inzwischen hatten beide Parteien die Tätlichkeiten einvernehmlich eingestellt und lösten sich voneinander. Zurück blieben umgekippte Tische und Bänke inmitten von Weinlachen und Scherben. Der Wirt hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, seine Schultern bebten.
Cato kniete neben seinem Freund nieder. Macro lehnte mit dem Rücken an einer Säule. Er blinzelte heftig, und aus Schnitten in seiner Stirn sowie aus Nase und Mund floss Blut.
»Calidus ?« , sagte Cato laut. »Hörst du mich ?«
»Brrrr .« Macro leckte sich über die aufgeplatzten Lippen und zuckte zusammen, dann spuckte er einen blutigen Schleimklumpen aus. »Was beim Hades ist passiert? Wer hat mir diesen Schlag versetzt ?« Er riss die Augen auf und erkannte Cato. »Mein Junge! Wir werden angegriffen! Zu den Waffen !«
»Den hat’s schwer erwischt .« Fuscius kniete lachend neben Cato nieder. »Völlig durcheinander .«
Cato nickte. Er fürchtete, Macro könnte in seinem Zustand etwas Verräterisches von sich geben. »Fuscius, hol mal einen Krug Wasser. Schnell .«
»Ist gut .« Der Gardist richtete sich auf und ging zum Wirt. Während der ächzend seiner Bitte nachkam, beugte Cato sich vor und flüstere Macro ins Ohr: »Du hast dich geprügelt und wurdest niedergeschlagen. Aber sonst ist alles in Ordnung. Sag kein Wort, solange du nicht wieder klar denken kannst. Verstanden? Macro? Hast du mich verstanden ?«
»Ja … Ein Kampf. Klappe halten .«
»Guter Mann .« Cato klopfte ihm seufzend auf die Schulter. Als Fuscius einen Krug Wasser brachte, richtete er sich auf. Er nahm den Krug und schüttete Macro dessen Inhalt ins Gesicht. Macro fuhr hoch und spuckte. Er riss die Augen auf und sah aus, als wollte er sich auf den erstbesten Angreifer stürzen. Dann erkannte er Cato und öffnete den Mund. Als ihm Catos Warnung einfiel, runzelte er die Stirn und klappte den Mund wieder zu. Er atmete mehrmals tief durch, dann sagte er mit schwerer Zunge: »Wo ist der Kerl ?«
»Der ist erst mal hinüber. Dank Fuscius. Sonst wärst du jetzt unterwegs in die Unterwelt. Fuscius, hilf mir mal, ihn auf die Beine zu stellen. Bevor die Schutztruppe da ist .«
Doch es war bereits zu spät. Der Platz hallte von Stiefelgepolter wider. Die Prätorianer halfen gerade den Verletzten auf die Beine, als die ersten Soldaten ins Lokal marschierten. Ein Optio mit einem langen Stab schaute sich um und sagte: »Was ist denn hier los? Man hat mir gesagt, hier finde eine Schlägerei statt .«
»Das stimmt nicht « , entgegnete Cato. »Wir haben in Ruhe unseren Wein getrunken, als die Viminalbande hereingeplatzt ist und angefangen hat, das Lokal auseinanderzunehmen .«
»Und das soll ich glauben !« Der Optio schnaubte. »Ihr verfluchten Prätorianer glaubt wohl, ihr könntet mich hinters Licht führen .«
»Ich sage die Wahrheit !« , schrie Cato ihn an. »Sie sind kurz vor eurem Erscheinen weggerannt. Jetzt sind sie bestimmt unterwegs zum Viminal. Wenn ihr euch beeilt, könnt ihr sie noch einholen .«
»Schnappt sie euch !« , brüllte der Wirt den Optio an. »Jemand muss mir den Schaden ersetzen !«
»Und das werden nicht wir sein « , sagte Cato mit fester Stimme. »Jedenfalls so lange nicht, wie der Kaiser etwas zu sagen hat. Der wird nicht gegen die Prätorianer Partei ergreifen. Ihr solltet besser die Bande verfolgen .«
Der Optio biss sich auf die Unterlippe. Unvermittelt wandte er sich um und trat auf die Straße.
»Auf geht’s, Leute !« , hörte Cato ihn rufen, dann hörte man das Geräusch sich entfernender Schritte.
Cato zog Macro auf die Beine und legte sich den Arm seines Freundes über die Schulter. Fuscius stützte ihn von der anderen Seite.
»Prätorianer !« , rief Cato. »Wir ziehen ab !«
Sie stolperten nach draußen, überquerten in lockerer Formation den Platz und marschierten in Richtung des Prätorianerlagers los.
»Danke, dass du ihm geholfen hast « , sagte Cato mit zusammengebissenen Zähnen zu Fuscius. »Du hast Calidus vermutlich das Leben gerettet .«
»Ja, denk ich auch .« Der junge Gardist klang stolz. »Glaubst du, er wird wieder gesund ?«
»Bestimmt. Glaub mir, er war schon schlimmer dran .«
»Gut .«
Sie gingen schweigend weiter. Nach einer Weile fragte Fuscius leise: »Wer ist eigentlich Macro
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