Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cato 11 - Die Garde

Cato 11 - Die Garde

Titel: Cato 11 - Die Garde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
zynischer Gedanke, junger Britannicus « , bemerkte der Lehrer.
    »Ich bin jung. Aber ich weiß viel für mein Alter .«
    »Ja, deine Altklugheit hat sich herumgesprochen .«
    »Und sie wird missbilligt .« Britannicus lächelte kühl.
    »Weisheit kommt mit dem Alter, anders geht es nicht. Solange du nicht in den Stiefeln anderer Männer gesteckt hast, bist du nicht weise, sondern höchstens belesen .«
    Britannicus musterte ihn mit weltmüdem Überdruss. »Wärst du in meinen Stiefeln umhergegangen, hättest du vielleicht Verständnis für meinen Zynismus. Meine Familie ist eine Brutstätte von Mördern. Mein Vater behandelt mich nicht mehr wie seinen Sohn. Ich habe keine Mutter, und mein … Bruder wird mich voraussichtlich umbringen lassen, sobald er Kaiser wird .« Der Junge stockte. »Zieh dir diese Stiefel an, Eurayleus, und dann sieh zu, wie du dich durchschlägst .«
    Sein Lehrer schaute ihn betrübt an und atmete tief durch. »Fahren wir fort. Nero glaubt, die Poesie habe ihren Platz auch im Leben des einfachen Mannes .«
    »Ja, das glaube ich « , bekräftigte Nero leidenschaftlich.
    »Ist ihm die Gabe angeboren? Oder muss man sie ihn lehren ?« Der Lehrer wandte sich Macro und Cato zu, als bemerke er sie erst jetzt. »Betrachten wir zum Beispiel diese beiden Männer. Soldaten. Sie kennen wenig mehr als die Kunst der Zerstörung, die das Gegenteil von Bildung ist. Sie kennen sich mit Waffen aus und mit dem Drill und verbringen ihre Freizeit, indem sie sich sinnlos besaufen, den Frauen nachlaufen und sich in der Arena herumtreiben. Hab ich recht, Soldat? Du da !« Er zeigte auf Macro. »Antworte mir .«
    Macro überlegte einen Moment, dann nickte er. »Das kommt schon hin, Herr .«
    »Seht ihr? Wie soll man solche Menschen für die subtilen Empfindungen empfänglich machen, wie die Dichtkunst sie bei uns hervorruft? Wie soll man ihnen die Ausdrucksnuancen der hohen Literatur nahebringen? Ihr Leben spielt sich auf einer anderen Ebene ab. Schaut sie euch an. Seht ihr diese dunklen Augen? Unzufrieden mit ihrem dumpfen Geisteszustand, suchen sie ihren Makel mit Prügeleien zu tilgen. Wie groß ist die Aussicht, dass sie einen Zugang zu den Werken der großen Denker finden? Ich bezweifle, dass sie überhaupt des Lesens mächtig sind. He, du da. Sag mal, hast du die Werke des Aristoteles gelesen ?«
    »Welche meinst du, Herr? Die Poetik, die Ethik, die Metaphysik, die Nicomachische Ethik oder die De Anima ?«
    Der Lehrer musterte Cato verdutzt.
    Britannicus kicherte. »Bitte fahr fort, Eurayleus. Deine Ausführungen sind sehr erhellend .«
    Der Lehrer erhob sich und winkte seine Schüler zu sich. »Kommt, wir wollen uns ein stilleres Plätzchen suchen, wo wir unsere Unterhaltung, äh, ungestört fortsetzen können .«
    Er schritt zwischen Cato und Macro hindurch, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Nero folgte ihm und hielt einen Moment inne, um Cato zuzuzwinkern und ihm auf die Schulter zu klopfen. Der Jüngere der beiden bildete die Nachhut. Vor Cato und Macro blieb er stehen und blickte zu ihnen auf.
    »Wie heißt du, Prätorianer ?«
    »Capito, Herr .«
    »Capito … Du bist anders als die anderen Prätorianer, nicht wahr ?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst, Herr .«
    »O doch. Ich werde dich beobachten. Ein Gesicht, das ich einmal gesehen habe, vergesse ich nicht so schnell. Sag mal, Capito, wen würdest du nach Claudius’ Tod als Kaiser vorziehen? Mich oder Ahenobarbus ?«
    »Darüber habe ich nicht zu befinden, Herr .«
    »Aber du bist ein Prätorianer, und wenn der Zeitpunkt kommt, werden die Prätorianer sich entscheiden müssen, so wie sie es getan haben, als mein Vater Kaiser wurde. Also, wie würdest du dich entscheiden ?«
    Cato wusste nicht weiter. Er wagte es nicht, dem Jungen zu antworten. Außerdem wunderte er sich über die frühreife Ernsthaftigkeit des Knaben und dessen altkluge Sprechweise.
    Britannicus zuckte mit den Schultern, beförderte mit einem Fußtritt einen kleinen Stein zum Teich und sah einen Moment aus wie jeder andere Junge seines Alters. Dann sagte er: »Zu gegebener Zeit wirst du dich entscheiden müssen. Ich hingegen habe keine Wahl. Ich muss Ahenobarbus töten, bevor er mich tötet .« Er sah wieder zu Cato auf, blickte ihm ohne eine Spur von Verlegenheit direkt in die Augen. »Ich bin sicher, wir werden uns wiedersehen, Prätorianer. Bis dahin, lebe wohl .«
    Er verschränkte wieder die Hände hinter dem Rücken und eilte auf seinen kurzen Beinen seinem Lehrer und seinem

Weitere Kostenlose Bücher