Cato 11 - Die Garde
Menschenketten hatten sich gebildet, von den Springbrunnen wurden Wassereimer weitergereicht. Anderswo hatten die städtischen Kohorten das Forum bereits geräumt. Nur noch am Venustempel an der Ostseite flogen Steine. Die Anspannung in der kleinen Gruppe ließ allmählich nach, als allen klar wurde, dass die Gefahr überstanden war.
Eine Centurie der städtischen Kohorten bewachte den Palasteingang. Als die Soldaten den Kaiser erkannten, machten sie eilig Platz. Die Kolonne marschierte auf den kleinen Hof, wo Lurco gerade seine Männer wegtreten ließ. Die Prätorianer und die Germanen stützten sich erschöpft auf ihre Speere und Schilde und schöpften Atem. Jetzt, da sie in Sicherheit waren, stellte sich die normale Hierarchie wieder her. Den überlebenden Sklaven wurde befohlen, sich in ihre Unterkünfte zu begeben. Claudius stand gefasst neben seiner Frau und rief die beiden Knaben zu sich. Britannicus ergriff den Arm seines Vaters. Narcissus eilte herbei.
»Herr, bist du verletzt ?« , erkundigte er sich besorgt.
Claudius schüttelte den Kopf. »N-nein. Alles in Ordnung .«
»Jupiter sei Dank !« , jubelte Narcissus und wandte sich an die Kaiserin. »Majestät ?«
»Unverletzt .« Agrippina lächelte kühl.
Narcissus vergewisserte sich mit einem raschen Blick, dass Britannicus nur ein paar Kratzer an der Hand abbekommen hatte. Dann bemerkte er Nero und näherte sich dem neben Cato stehenden Knaben mit gequälter Miene.
»Ich habe den Mann gesehen, der dich angegriffen hat. Den Göttern sei gedankt, dass dir nichts geschehen ist .«
Nero wies mit dem Kinn auf Cato. »Dieser Mann hat mir das Leben gerettet .«
Narcissus blickte Cato an, ohne sich anmerken zu lassen, dass sie einander kannten. »Sehr schön, ich werde dafür sorgen, dass er eine Belohnung bekommt .«
»Tu das « , sagte Macro leise.
Nero wandte sich an Cato und sah ihn direkt an. »Ich stehe in deiner Schuld, Soldat. Wie heißt du ?«
»Titus Ovidius Capito, Herr .«
Neros Blick wanderte zu dem blutigen Riss an Catos Schulter. »Lass deine Verletzung versorgen, Capito. Das werde ich dir nicht vergessen. Ich kann es nur immer wieder betonen: Gesichter vergesse ich nie. Eines Tages werde ich mich erkenntlich zeigen .« Er senkte die Stimme, sodass nur Cato ihn verstehen konnte. »Eines Tages werde ich Kaiser sein. Wenn du Hilfe brauchst, wirst du sie bekommen. Das verspreche ich dir, die Götter sind meine Zeugen .«
Er ergriff Catos Hand und drückte sie fest, dann ging er zu seiner Mutter und dem Kaiser hinüber. Narcissus sah ihm nach, dann fixierte er Cato mit eisigem Blick und eilte davon, um seinem Herrn behilflich zu sein.
Kapitel 11
V ier Tage später saß Cato auf seinem Bett, als Macro und die anderen Stubenkameraden von ihrer Stadtpatrouille zu rückkehrten. Nach den Unruhen hatte der Kaiser den prätorianischen Kohorten befohlen, die städtischen Kohorten bei ihren Patrouillengängen zu unterstützen, sodass der Palast derzeit allein von den germanischen Söldnern bewacht wurde. An allen größeren Kreuzungen hatte man Kontrollpunkte errichtet, und selbst kleinere Menschenaufläufe wurden umgehend aufgelöst. Auf die Ergreifung der Rädelsführer des Aufstands wurden Belohnungen ausgesetzt, und ihre Steckbriefe prangten in den Straßen rund ums Forum. Bislang waren nur ein paar untergeordnete Unruhestifter festgenommen und hingerichtet worden. Ihre Köpfe hatte man vor dem Kaiserpalast auf Stangen gesteckt. Cestius war noch immer auf freiem Fuß, obwohl man auf sachdienliche Hinweise ein kleines Vermögen ausgesetzt hatte. Die Angst vor ihm war so groß, dass kein Einwohner der Subura sich auf Nachfrage zuzugeben traute, dass er Cestius auch nur kannte.
Catos Wunde war von einem Wundarzt im Krankenlager gesäubert und genäht worden, und man hatte ihn für die Dauer von zehn Tagen vom Dienst freigestellt, damit die Verletzung abheilen konnte. Cato hatte das Lager in der ganzen Zeit nur zweimal verlassen. Beim ersten Mal hatte er in der konspirativen Wohnung eine Nachricht an Septimus hinterlegt und um ein Treffen ersucht, am nächsten Tag hatte er nachgeschaut, ob schon eine Antwort da war. Das war nicht der Fall, deshalb hatte Cato beschlossen, vor dem nächsten Besuch ein paar Tage zu warten, damit er nicht unnötig Verdacht erregte.
»Na, was macht der kleine Kratzer an deinem Arm ?« , fragte Macro, lehnte seinen Schild neben der Tür an die Wand und machte sich daran, Schwertgürtel und Rüstung
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