Cato 11 - Die Garde
an und zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, Mann. Ich bin halt angesäuert, weil man uns die Rationen gekürzt hat .«
»Das verstehe ich « , versicherte Cato mit einem Blick auf das Bäuchlein des Schreibers. »Jemand hat Scheiße gebaut, und die einfachen Soldaten müssen’s ausbaden, hab ich recht ?«
»Du sagst es, Bruder. Dem Kaiser sind in den letzten Monaten die Zügel entglitten. Schäkert wohl zu viel mit seiner Nichte herum. Das ist nicht richtig und nicht anständig, das wird noch böse Folgen haben. Schade, dass ihr Junge nicht ein bisschen älter ist. Nero ist ein vielversprechendes Kind, wenn du mich fragst. Und er hält große Stücke auf die Prätorianergarde. In ein paar Jahren wird er einen guten Kaiser abgeben .«
»Vorausgesetzt, der Thron fällt nicht Britannicus zu .«
Der Schreiber schnaubte verächtlich. »Claudius wird im Grab liegen, lange bevor Britannicus alt genug ist, die Herrschaft zu übernehmen .«
»Dann wäre es vielleicht ratsam, das Ganze ein wenig zu beschleunigen, würde ich meinen .«
Der Schreiber musterte ihn. »Hast vielleicht recht, Bruder, und viele im Lager sehen das auch so, aber ich an deiner Stelle würde es nicht hinausposaunen .«
»Hab nur laut gedacht .«
»Dagegen lässt sich auch nichts sagen, aber Worten folgen häufig Taten .«
Sie gingen schweigend weiter zum Hauptquartier. Der Schreiber geleitete ihn zu Centurio Sinius’ Arbeitszimmer und kehrte dann an seinen Arbeitsplatz zurück. Cato hatte keine Ahnung, weshalb man ihn herbestellt hatte, und vermutete, es könnte damit zu tun haben, dass er Nero das Leben gerettet hatte. Vielleicht wollte man ihn belohnen. Er trat vor die Tür und zögerte einen Moment, dann klopfte er.
»Herein !«
Cato hob den Riegel an und trat ein. Sinius saß auf einem Hocker neben einem kleinen Kohlebecken, das sein Büro wärmte. Er blickte Cato entgegen und deutete zur Tür. »Mach die zu und komm her .«
»Jawohl, Herr .« Cato tat wie geheißen und nahm vor dem Centurio Aufstellung. Nach einer Weile räusperte er sich. »Du hast nach mir geschickt, Herr .«
»Ja, das habe ich .« Sinius musterte ihn schweigend. »Du bist ein interessanter Mann, Capito. Centurio Lurcos Bericht über die Ereignisse am Tag des Aufstands sind eine fesselnde Lektüre. Wenn ich das richtig verstanden habe, hast du nicht nur dem Stiefsohn des Kaisers das Leben gerettet, sondern auch veranlasst, dass die Sänften zurückgelassen wurden. Den Verdienst schreibt er dir zu, den Rest beansprucht er für sich selbst. Aber ich habe bereits mit deinem Optio gesprochen und Lurcos Prahlerei korrigiert. Du und Calidus, ihr seid schon ein Paar. Wie es scheint, behaltet ihr auch unter Druck einen kühlen Kopf .«
»Wir mussten bei der Legion eine ganze Reihe von Geplänkeln und Schlachten durchstehen, Herr .«
»Das kann ich mir denken. Durch euer Handeln habt ihr den Kaiser und dessen Gefolge aus einer sehr gefährlichen Situation herausgeholt. Ihr habt damit eure Loyalität unter Beweis gestellt. Ihr müsst den Kaiser sehr schätzen .«
»Ich habe nur meine Pflicht getan .«
»Mag sein, aber mir scheint, dass ihr beide das Zeug zum Offizier habt. Deshalb wundert es mich, dass ihr einfache Legionäre wart, bevor man euch zur Prätorianergarde versetzt hat. Wie kommt das? Kannst du mir das erklären ?«
Cato wurde ganz kalt. »Ich habe keine Ahnung, Herr. Vielleicht haben den Vorgesetzten unsere Gesichter nicht gepasst .«
»Erklär das .«
»Ich kann dem, was ich bei unserer ersten Begegnung gesagt habe, nicht viel hinzufügen, Herr. Calidus und ich haben am Sinn des Britannienfeldzugs gezweifelt. Wir haben mit unserer Einstellung nicht hinter dem Berg gehalten. Und das galt auch für viele andere .«
»Ich weiß. Wie ich höre, ist es in Gesoriacum vor dem Einschiffen zu einer kleinen Meuterei gekommen .«
»Das ist richtig, Herr .«
»Und ihr beide hattet damit natürlich nichts zu tun .«
Cato zögerte mit der Antwort. Er ahnte, worauf der Centurio hinauswollte, was ihm wiederum Gelegenheit bot, Sinius ein wenig auf den Zahn zu fühlen. »Die Gründe für die Meuterei konnte ich nachvollziehen, Herr. Allerdings war ich mit dem Vorgehen nicht einverstanden .«
»Verstehe. Mit dem Vorgehen. Dann hättest du die Meuterei also anders durchgeführt .«
»Ich hatte nichts damit zu tun, Herr. Und Calidus auch nicht. Aber wenn du mich schon fragst, ja, hätte ich das Sagen gehabt, wäre ich energischer vorgegangen. Die befehlshabenden
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