Cato 11 - Die Garde
abzulegen.
»Spannt noch ein bisschen, aber der Schmerz ist erträglich, danke der Nachfrage .«
»Eine Fleischwunde, ich hab’s ja gesagt. Im Grunde nur ein Kratzer .« Macro befreite sich aus dem Kettenhemd und legte es neben dem Schild auf den Boden, dann ließ er sich auf sein Bett fallen. »Auf jeden Fall ein guter Anlass, den Dienst zu schwänzen .«
»Dann hat es sich ja gelohnt .« Cato lächelte, wurde aber gleich wieder ernst. »Wie ist die Lage in der Stadt ?«
»Ruhig. Der Kaiser hat den Aufstand niedergeschlagen. Außerdem hat er sämtliche Dörfer und Städte in einem Umkreis von hundert Meilen angewiesen, Wagenladungen Getreide nach Rom zu schicken. Die kaiserlichen Getreidelager sollen mit dem Inhalt der Kornkammern der Prätorianer aufgestockt werden. Das heißt, ab morgen gibt’s für uns nur noch halbe Rationen. Vielleicht keine besonders kluge Entscheidung .« Macro schüttelte den Kopf. »Wir müssen bei Kräften sein, wenn wir in den Straßen patrouillieren sollen. Aber wenn es hilft, den Pöbel zu besänftigen, wird die Maßnahme wohl ein paar Tage lang ihren Zweck erfüllen. Keine Ahnung, wie Claudius es zulassen konnte, dass es so weit kommt. Er muss doch gewusst haben, dass der Nachschub aufgrund der Lage in Ägypten eine Zeitlang unterbrochen werden würde. Weshalb hat er keine Vorsorge getroffen ?«
»Vielleicht hat er das ja getan, und sein Plan wurde vereitelt .«
Macro legte den Kopf schief. »Was willst du damit sagen ?«
»Das weiß ich auch nicht genau .« Cato hob die linke Hand und fuhr mit den Fingerspitzen über den Verband. Er konnte die Schwellungen spüren, die sich an den Einstichstellen gebildet hatten. »Hast du Centurio Lurco beobachtet ?«
»Hab ich. Der ist so nutzlos wie ein Furz. Offen gesagt, Cato, wenn der an einer Verschwörung beteiligt wäre, hätte der Kaiser nichts zu befürchten .«
»Das sehe ich auch so .« Cato nickte nachdenklich, dann fuhr er fort. »Aber es ist schon interessant, was da alles zusammenkommt, findest du nicht? Erst der Raub der Münzen, dann stößt Narcissus auf eine Verschwörung, dann die Unruhen und am selben Tag der Hinterhalt .«
»Du glaubst also, das alles steht miteinander in Verbindung « , meinte Macro.
»Ich bin mir nicht sicher, aber naheliegend ist es schon .«
Macro seufzte. »Vielleicht aus deiner Sicht. Für schlichtere Gemüter wie mich geht es vor allem darum, dass der Scheißhaufen immer weiter anwächst. Oder die Götter haben aus irgendeinem Grund beschlossen, uns Ärger zu machen. Jedenfalls glaube ich, dass du im Moment gegen Schatten anrennst .«
Cato schwieg einen Moment, bevor er antwortete. »Oder es ist genau umgekehrt .«
»Was soll das nun wieder heißen ?«
Cato versuchte darzulegen, was ihm Sorge bereitete. »Irgendetwas geht da vor, das spüre ich. Es passiert zu viel, als dass man es als Zufall abtun könnte. Das alles ergibt einen Sinn. Oder würde es, wenn ich die Einzelteile zusammenfügen könnte. Im Moment kann ich nur Mutmaßungen anstellen, aber ich bin sicher, die Verschwörung gibt es wirklich .«
»Das hilft uns nicht weiter .« Macro machte es sich bequem und verschränkte die Beine. »Es könnte auch nur die übliche Scheiße sein. Der Palast hat zu wenig Getreide ausgegeben, und irgendwelche Langfinger haben sich das Silber unter den Nagel gerissen. Und was Narcissus’ Verschwörung angeht, also, wann haben die Liberatoren eigentlich nicht den Sturz des Kaisers und die Wiederherstellung der Republik geplant? Das führt zu nichts, Cato, mein Junge .«
»Pass auf, was du sagst !« , knurrte Cato, als er seinen Namen vernahm.
»Wir sind allein. Wen juckt’s ?«
»Mich, denn mein Name ist dir einfach so rausgerutscht .«
»So wie dir in der Kneipe, richtig ?«
Cato errötete. »Genau. Solange das nicht vorbei ist, dürfen wir uns keinen Fehler erlauben .«
»Falls ich das noch erleben darf « , brummte Macro.
In diesem Moment näherten sich Schritte, dann betraten Fuscius und Tigellinus den Raum und legten ihre Ausrüstung ab.
»Noch immer am Faulenzen, Capito ?« , meinte Tigellinus.
»Ich doch nicht, Optio .« Cato rang sich ein Grinsen ab und machte sich auf dem Bett lang. »Für mich ist das das wahre Leben. Die Beine langmachen, während ihr auf den verdreckten Straßen der Subura eure Runden dreht .«
»Ja, das macht Spaß .« Tigellinus fasste sich in den Rücken und massierte sich das Kreuz. »Dass der Centurio den Flatterich hat, macht es auch nicht besser.
Weitere Kostenlose Bücher