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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Zärtlichkeit mit dem Vornamen, kurz, benahm sich in rücksichtsvoller Unterordnung unter all meine Gedanken und Wünsche wie eine besorgte und in ihrer Ehre angezweifelte Gattin. Das dauerte jedoch nicht lange. Als ich sie so achtlos ihren Interessen zuwiderhandeln sah, die ich gefährdet hatte und jetzt zu wahren mich bemühte, verdoppelte ich meine Kälte, wie um dem Mädchen eine Lehre zu geben. Je entgegenkommender sie war, um so zurückhaltender wurde ich; je mehr sie die Intimität unseres Zusammenlebens verriet, um so pointierter wurde meine Höflichkeit, bis selbst ihr Vater (wäre er nicht so vollkommen mit Essen beschäftigt gewesen) diese Abwehr hätte bemerken müssen. Worauf sie ganz plötzlich ihr Benehmen ins Gegenteil verkehrte, und ich mir erheblich erleichtert sagte, daß sie endlich, endlich den Wink begriffen hätte. Den ganzen Tag verbrachte ich im Kolleg und auf der Wohnungssuche; und obwohl die Stunde unseres Spaziergangs elend langsam dahinschlich, muß ich doch gestehen, daß ich im großen und ganzen glücklich war, nun klaren Weg vor mir zu sehen, das Mädchen in den richtigen Händen und den Vater befriedigt oder zum mindesten gefügig zu wissen, während ich selbst in Ehren meine Werbung fortsetzen konnte. Beim Abendessen wie bei allen anderen Mahlzeiten führte James More das Wort. Kein Zweifel, er war ein guter Redner, hätte man nur glauben können. Doch von ihm noch ausführlicher später. Als das Mahl beendet war, erhob er sich, holte seinen Überrock herunter und bemerkte, wobei er mich ansah (wie mich dünkte), er hätte geschäftlich auswärts zu tun. Ich faßte dies als einen Wink auf, gleichfalls zu gehen, und erhob mich auch; worauf das Mädchen, die mich bei meinem Eintritt kaum begrüßt hatte, mich groß ansah, bittend, daß ich bleiben möchte. Da war ich nun zwischen beiden wie ein Fisch auf dem Trockenen; keiner schien mich weiter zu beachten; sie starrte den Fußboden an, er knöpfte seinen Mantel zu; meine Verlegenheit wuchs ins Unermeßliche. Diese scheinbare Gleichgültigkeit deutete ihrerseits auf heftigen, fast unkontrollierbaren Zorn. Von ihm aus schien sie mir entsetzlich beunruhigend; ich war überzeugt, daß sich bei ihm ein Ungewitter zusammenbraute und lieferte mich, da ich diese Gefahr für die größere hielt, sozusagen in seine Hand. »Kann ich irgend etwas für Euch tun, Mr. Drummond?« fragte ich Er unterdrückte ein Gähnen – auch das hielt ich für Schein. »Nun, Mr. David, da Ihr so gütig seid, es vorzuschlagen, könnt Ihr mir den Weg nach einem gewissen Wirtshaus zeigen (er nannte einen Namen), wo ich einige meiner alten Waffenbrüder zu treffen hoffe.« Darauf war nichts zu sagen; ich griff nach Hut und Mantel, um ihn zu begleiten. »Und was dich betrifft,« meinte er, zu seiner Tochter gewandt, »so ist es das Gescheiteste, du legst dich zu Bett. Ich werde spät nach Hause kommen.«
    Dann küßte er sie mit ziemlichem Aufwand an Zärtlichkeit und ließ mich vor sich zur Tür hinaus. In meinen Augen geschah das mit Absicht, da auf diese Weise ein Abschiednehmen meinerseits so gut wie unmöglich war; ich bemerkte indes, daß sie mich nicht ansah, und schrieb das ihrer Furcht vor James More zu. Das Wirtshaus lag eine beträchtliche Strecke von unserer Wohnung entfernt. Unterwegs sprach er die ganze Zeit von Dingen, die mich nicht im geringsten interessierten, und entließ mich vor der Tür mit einer leeren Redensart. Von dort ging ich nach meinem neuen Quartier, wo ich nicht einmal einen Kamin, mich zu wärmen, hatte, und keine andere Gesellschaft als meine Gedanken. Diese waren immer noch freundlich genug; ich ahnte auch nicht im Traume, daß Catriona sich gegen mich gewendet hatte; in meinen Augen waren wir verlobt; ich meinte, wir standen zu nahe, hatten zu innig miteinander gesprochen, um durch irgend etwas, am wenigsten aber durch Schritte einer höchst notwendigen Politik, getrennt zu werden. Meine größte Sorge war, welche Art Schwiegervater ich bekommen würde – durchaus nicht die Art, die ich mir gewünscht hatte; dann, wie bald ich wohl mit ihm reden müßte, was in mancher Hinsicht eine delikate Frage war. Erstens einmal errötete ich kopfüber bei dem Gedanken an meine Jugend, fast hätte ich überhaupt nicht fragen mögen; wenn ich die beiden aber ohne Erklärung aus Leyden fortließ, ging mir Catriona vielleicht ganz verloren. Zweitens galt es unsere äußerst irreguläre Lage zu berücksichtigen sowie die etwas magere Genugtuung,

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