Catriona
der Landessprache zu ihrer Verfügung: ich muß sagen, ein sauberes Geschäft! Ich brachte sie hierher. Ich gab ihr den Namen und die zärtliche Pflege einer Schwester; all das ist nicht ohne Aufwand geschehen, aber das brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Diese Dienste war ich der jungen Dame, deren Charakter ich hochschätze, schuldig. Ja, mich dünkt, es wäre eine nette Sache, wenn ich hier ihrem Vater noch ihr Lob singen müßte.« »Ihr seid ein junger Mann«, begann er.
»Das habt Ihr mir schon einmal gesagt«, entgegnete ich ziemlich hitzig. »Ihr seid ein sehr junger Mann,« wiederholte er, »oder Ihr hättet die Bedeutung dieses Schrittes erkannt.«
»Ich finde, Ihr habt hier sehr leicht reden«, rief ich. »Was konnte ich sonst wohl tun? Freilich hätte irgendeine ehrbare arme Frau als Gesellschafterin mieten können; aber ich erkläre Euch, auf diesen Gedanken bin ich erst jetzt gekommen. Und wo sollte ich sie hernehmen, ich, der ich hier selbst fremd bin? Außerdem möchte ich Euch darauf aufmerksam machen, Mr. Drummond, daß es mich nochmals Geld aus meiner Tasche gekostet hätte. Darauf läuft die ganze Sache hinaus: für Eure Nachlässigkeit habe ich büßen müssen; und die Wahrheit ist: Ihr wäret so lieblos und so unachtsam, Eure Tochter einfach zu verlieren.« »Wer im Glashause sitzt, soll nicht mit Steinen werfen«, antwortete er; »erst wollen wir einmal Miß Drummonds Verhalten untersuchen, bevor wir über ihren Vater zu Gericht sitzen.«
»Aber ich lehne es ab, mich in eine derartige Stellung locken zu lassen. Wie ihr Vater eigentlich wissen müßte, ist Miß Drummonds Charakter über jeden Zweifel erhaben. Der meinige auch; das gebe ich Euch hiermit zu verstehen. Es stehen Euch nur zwei Wege offen. Der eine ist der, mir wie ein Gentleman dem anderen Euren Dank auszudrücken und kein Wort mehr über die Sache zu verlieren. Der andere (wenn Ihr es wirklich so genau nehmt) besteht darin, mir meine Auslagen zurückzuerstatten und Euch von mir zu trennen.« Er schien mich mit erhobener Hand beruhigen zu wollen. »Sachte, sachte; Ihr seid zu hastig, Mr. Balfour. Gut, daß ich etwas mehr Geduld gelernt habe. Ich glaube, Ihr vergeßt, daß ich meine Tochter noch nicht gesprochen habe.«
Ich fühlte mich ein wenig erleichtert nach dieser Rede und nach einer gewissen Veränderung in des Mannes Gebaren, die ich entdeckte, sobald das Wort Geld zwischen uns gefallen war.
»Ich glaube, es wäre schicklicher – falls Ihr mir die Ungeniertheit des Ankleidens in Eurer Gesellschaft verzeihen wollt – wenn ich ausginge und Euch bei Eurem Zusammentreffen allein ließe?«
»Das hatte ich von Euch erwartet!« entgegnete er, und kein Zweifel! die Worte waren höflich gemeint. Dies gefiel mir immer mehr, und da mir, während ich meine Strümpfe anzog, des Mannes unverschämte Schnorrerei bei Prestongrange einfiel, beschloß ich, meinen offenbaren Sieg zu verfolgen.
»Falls Ihr Euch längere Zeit in Leyden aufzuhalten gedenkt, steht Euch dieses Zimmer von Herzen gern zur Verfügung; ich kann ohne Schwierigkeiten ein anderes finden. Auf diese Weise haben wir möglichst wenig Scherereien, da nur einer umzuziehen genötigt ist.« »Sir,« entgegnete er, sich in die Brust werfend, »ich schäme mich nicht einer Bedürftigkeit, die ich mir im Dienste meines Königs zugezogen habe. Ich verhehle nicht, der Stand meiner Angelegenheiten ist sehr im unklaren; ja im Augenblick wäre es mir sogar unmöglich, eine Reise zu unternehmen.«
»Bis Ihr Gelegenheit erhaltet, Euch mit Freunden in Verbindung zu setzen,« sagte ich, »ist es Euch dann vielleicht recht (wie es mir natürlich eine Ehre ist) Euch als meinen Gast zu betrachten?«
»Sir,« entgegnete er, »Euer Angebot ist freimütig, ich glaube, ich ehre mich selbst am meisten, wenn ich diesen Freimut nachahme. Eure Hand, Mr. David; Ihr besitzt einen Charakter, den ich vor allem schätze; Ihr gehört zu den Menschen, aus deren Händen ein Gentleman ohne weitere Worte eine Gefälligkeit anzunehmen vermag. Ich bin ein alter Soldat,« fügte er hinzu, sich ein wenig angewidert im Zimmer umsehend, »Ihr braucht daher nicht fürchten, daß ich Euch zur Last fallen werde. Ich habe allzuoft schon neben Schützenwällen gespeist und aus einem Graben getrunken und außer dem Regen kein Dach über meinem Haupte gehabt.« »Ich muß Euch noch sagen, daß uns gewöhnlich um diese Zeit unser Frühstück gebracht wird«, versetzte ich. »Ich schlage daher vor, daß ich mich
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