Caylebs Plan - 6
Zwo-Mann-Patrouillen.«
»Gahrvais Kundschafter stoßen auf unsere Kundschafter«, merkte Cayleb stirnrunzelnd an. »Ist es schon zu Gefechten gekommen?«
»Mir liegen einige Berichte vor.« Clareyk nickte. »Bislang ist es jedes Mal zu unseren Gunsten ausgegangen. Andererseits kann ich wohl auch nur über Gefechte Berichte erhalten, die auch wirklich zu unseren Gunsten ausgegangen sind«, setzte er mit einem frostigen Lächeln hinzu.
Nun war es an Cayleb zu nicken. Er kratzte sich nachdenklich über den kurzen, säuberlich gestutzten Bart, den er sich hatte wachsen lassen, seit sie Charis hinter sich gelassen hatten. Kurz blickte er nach Nordosten, ganz offenkundig in Gedanken, und schaute schließlich wieder Clareyk an.
»Ich gehe davon aus, dass wir es nur allzu bald mit Graf Windshare höchstpersönlich zu tun bekommen werden«, sagte er. »Eigentlich bin ich sogar überrascht, dass das noch nicht passiert ist. Ich weiß, dass wir diese Möglichkeit bei unseren Strategiesitzungen bereits angesprochen haben, Brigadier. Nur werde ich das Gefühl nicht los, er wird mit größerer Truppenstärke eintreffen, als wir erwartet haben.«
»Ich verstehe, Euer Majestät«, erwiderte Clareyk ruhig. Er gestattete sich einen kurzen Seitenblick auf Captain Athrawes, bevor sein Blick ernst und konzentriert wieder seinem Kaiser galt. »Habt Ihr irgendwelche Vorschläge, Euer Majestät?«
»Die habe ich tatsächlich«, gab Cayleb zurück. Nachdenklich kniff er die Augen ein wenig zusammen. »Meines Erachtens beweist die Tatsache, dass Windshare noch nicht eingetroffen ist, vor allem eines: Wir haben ihn überrascht. Es bedeutet aber auch«, er blickte Clareyk geradewegs in die Augen, »dass sich die feindliche Infanterie langsamer in Marsch gesetzt hat, als ihr Oberbefehlshaber das gehofft hat. Ich halte es sogar durchaus für möglich, dass Gahrvais Infanterie noch überhaupt nicht aufgebrochen ist.«
»Wenn die Berichte unserer Spione, Baron Barcor habe das Kommando über die Nachhut erhalten, tatsächlich zutreffen, halte ich das zumindest für eine bedenkenswerte Möglichkeit, Euer Majestät«, stimmte ihm Clareyk zu.
»Nehmen wir doch mal an, dem wäre so. Jemand wie Windshare sollte dann, meine ich, ganz besonders entschlossen sein, unseren Vormarsch, wenn er ihn schon nicht aufhalten kann, wenigstens deutlich zu verlangsamen - vor allem, wenn er mehr Männer bei sich hat als wir ursprünglich angenommen haben. Er wird daher nach einer Gelegenheit Ausschau halten, einen vernichtenden Angriff auf unsere vorderste Kolonne zu führen. Ihre Kolonne, Brigadier.«
»Jawohl, Euer Majestät.«
»Andererseits hätten wir dann auch die Gelegenheit, Windshare vernichtend zu schlagen. Wie schätzen Sie, Brigadier, Ihre Chancen ein, gegen ... nun, sagen wir: dreitausend oder viertausend Kavalleristen anzukommen?«
Als Cayleb ihm diese Zahl entgegenschleuderte, kniff Clareyk die Augen zusammen. Er neigte den Kopf zur Seite. Offensichtlich dachte er über das Kräfteverhältnis nach. Schließlich drehte er sich in seinem Sattel herum und begutachtete das Terrain, durch das seine Truppen in diesem Augenblick vorrückten.
»Angenommen, natürlich, Euer Majestät Zahlen träfen zu«, sagte er dann, und wieder huschte sein Blick zu Merlin hinüber, »meine ich, wir sollten mit einer Kavallerie dieser Stärke ohne größere Schwierigkeiten zurechtkommen. Wegen des recht offenen Geländes von hier bis Grüntal werden wir vielleicht weiter ausschwärmen müssen, als mir das eigentlich lieb ist. Aber im Gegenzug wird die feindliche Kavallerie nicht in der Lage sein, sich uns soweit unbemerkt zu nähern, dass wir nicht noch als effektive Defensivmaßnahme ins Karree gehen könnten.«
»Das sehe ich zwar auch so«, gab Cayleb langsam zurück, »aber gehen Sie ins Karree und ist Windshare dann klug und vor allem geduldig genug, abzuwarten, hat er den Sieg errungen. Denn er braucht uns nur lange genug aufzuhalten, um Gahrvai die Infanterie aus dem Talbor-Pass abziehen zu lassen. Windshare muss sich nur damit zufrieden geben, Sie hier in Karree-Formation festzunageln - und Gahrvai hat alle Zeit der Welt dafür.«
»Und Ihr möchtet mich jetzt dazu bringen, ihn in Versuchung zu führen, nicht klug und geduldig genug zu sein, Euer Majestät?«
»Ganz genau!« Cayleb nickte. »Jeder Bericht, den ich bislang über Windshare erhalten habe, zeigt deutlich, dass er zu aggressivem Vorgehen neigt. Jemand hat sogar über ihn gesagt, er würde mit
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