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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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brauchte es nicht mehr viel, um seinen Zorn noch mehr anzuheizen.
    »Also?«, grollte er, als der Bote endlich bei ihm eingetroffen war.
    »Es tut mir Leid, Mein Lord«, erwiderte der staubbedeckte junge Lieutenant. »Der Baron hat sich noch nicht in Marsch gesetzt.«
    »Auf was in Shan-weis Namen wartet dieser Idiot denn?!«, fauchte Windshare. Diplomatie hatte noch nie zu seinen Stärken gezählt. Im Gegensatz zu Gahrvai sah er keinerlei Grund, das bisschen an Diplomatie, das er zustande brachte, an jemanden wie Barcor zu verschwenden.
    Ich mag ja vielleicht nicht der klügste Mensch der Welt sein, dachte er zornig, aber es gibt mindestens einen, der noch viel dämlicher ist als ich, bei Gott!
    »Mein Lord, ich ...«, setzte der Bote an, doch eine Handbewegung Windshares brachte ihn zum Schweigen.
    »Natürlich wissen Sie darauf keine Antwort, Lieutenant! Das war eine, wie General Gahrvai sagen würde, rhetorische Frage.« Der Kavalleriekommandeur war selbst überrascht darüber, dass er lauthals lachen musste. »Ist wohl nicht gerade das, was die Leute von mir erwarten, was?«
    Klugerweise beschränkte sich der Lieutenant dieses Mal auf ein wortloses Nicken. Trotzdem war es erstaunlich, wie viel besser sich Windshare nach diesem kurzen Gespräch fühlte ... vorerst, zumindest.
    Er wandte sich um und stapfte zurück zu der Fasteiche auf der Kuppe des Hügels. Im Schatten der breiten Krone des Baumes hatte er seinen vorübergehenden Kommandostand errichtet. Trockene Samenzapfen knirschten und knackten unter seinen Stiefeln, und Windshare ertappte sich bei dem Wunsch, es wären Baron Barcors Knochen, die er da vernehmlich zertrat. Windshares Stabsoffiziere blickte zu ihm auf, und er verzog das Gesicht zu einer angewiderten Grimasse.
    »Dieser idiotische Fettarsch hat sich noch nicht einmal in Marsch gesetzt«, grollte er. Nur wenige Angehörige seines Stabes sahen größere Notwendigkeit als Windshare selbst, mit ihrer Meinung über Barcor hinter dem Berg zu halten. Ein paar spien sogar auf den Boden.
    »Mein Lord, wenn der nicht bald aufbricht, ist diese Armee so richtig im Arsch«, bemerkte Sir Naithyn Galvahn mit rauer Stimme.
    Major Galvahn war Windshares ranghöchster Berater, effektiv sein Stabschef, auch wenn es bei der Armee von Corisande einen derartigen Titel nicht gab. Wie praktisch alle von Windshares Offizieren entstammte auch Galvahn einem außerordentlich angesehenen Hause. Das war auch unvermeidbar, schließlich zog die Kavallerie Personen aus der Oberklasse an wie ein besonders starker Magnet. Doch an Galvahns Verstand gab es nichts auszusetzen. Windshare neigte dazu, sich ganz auf den Major zu verlassen, und wusste das auch.
    »Ich weiß, Naithyn, ich weiß«, wiederholte er und blickte von dem kleinen Hügel aus zu den Staubwolken hinüber, die über der schmalen Mautstraße aufstiegen. Diese mündete in weniger als drei Meilen Entfernung zu Windshares derzeitigem Standpunkt in die Königliche Landstraße ein.
    Galvahn hatte ja Recht. Es durfte den Charisianern nicht gelingen, das westliche Ende des Talbor-Passes abzuriegeln, während Gahrvais Armee noch darinnen steckte. Bedauerlicherweise schien das wirklich jeder zu verstehen außer dem Mann, der dafür verantwortlich war, die gesamte Nachhut der Arme verdammt noch mal da rauszuholen!
    Windshare wollte sich selbst nicht eingestehen, wie verzweifelt er mittlerweile war. Dass Cayleb sich dafür entschieden hatte, Talbor zu umgehen und Truppen westlich des Passes anlanden zu lassen, war kaum überraschend. Überraschend war dagegen, dass es ihm gelungen war, sämtliche Wachposten auszuschalten, die eigens aufgestellt worden waren, um eine solche Landung zu melden. Cayleb hatte sein Überraschungsmoment skrupellos ausgenutzt. Windshare dagegen hatte im Augenblick nicht einmal eine Vorstellung davon, wie viel Mann denn nun an Land gegangen waren. Er hatte sehr wohl versucht, das herauszufinden. Bei einer Armee aber, bei der jeder einzelne Soldat mit einem Gewehr ausgerüstet war, hatten seine Kavallerie-Patrouillen den Kolonnen der Charisianer nicht so nahe kommen können, wie Windshare es sich erhofft hatte.
    Windshares Männer traf keine Schuld. Es fehlte ihnen weder an Mut noch an Geschick im Umgang mit ihren Reittieren. Allerdings waren die Aussichten einer Kavallerie, die mit Lanzen, Säbeln und Reiterbögen oder Armbrüsten ausgestattet war, gegen massiertes Gewehrfeuer anzukommen, bestenfalls düster. Die einzigen Vorteile, die den Reitern

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