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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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seinen Sporen denken. Das mag ihm gegenüber ungerecht sein. Denn er ist vielleicht nicht der klügste Mann auf Gottes Erden, aber gewiss auch nicht dumm. Dennoch rät ihm sein Instinkt vermutlich, schnell und hart zuzuschlagen. Er wird versucht sein, die erstbeste Gelegenheit zu einem solchen Schlag zu nutzen. Wir nämlich stellen für Gahrvais restliche Truppen eine große Bedrohung dar, und er wird vermutlich nicht allzu viel Vertrauen in Barcors Reaktionsgeschwindigkeit setzen. Ich möchte, dass Sie, Brigadier, Windshare davon überzeugen, ihm biete sich gerade eben diese Gelegenheit.«
    »Das ist riskant, wenn Ihr mir gestattet, das zu sagen, Euer Majestät«, merkte Clareyk an.
    »Das wohl. Die feindliche Kavallerie aufzureiben, Brigadier, könnte jedoch kriegsentscheidend sein.«
    »Verstanden, Euer Majestät. Ich hoffe allerdings, Majestät verzeihen mir, wenn ich offen bin: Bei solch riskanten Unternehmen würde ich es vorziehen, Euch an einem anderen Ort zu wissen.«
    »Das scheint mir irgendwie jeder sagen zu müssen«, erwiderte Cayleb. Sein Grinsen hatte etwas Verkniffenes. »Meistens kann ich mich selbst dazu überreden, auf diese Mahnungen zu hören. Aber dieses Mal nicht, Brigadier! Ich verlange von Ihnen und Ihren Männer, ein größeres Risiko einzugehen, ein höheres, als bisher besprochen. Ich könnte und dürfte das nicht, wenn ich mich selbst währenddessen irgendwo in den hinteren Reihen aufhielte.«
    »Euer Majestät, meine gesamte Brigade ist deutlich weniger wichtig für Charis als Ihr«, gab Clareyk unverblümt zurück. »Bei aller Ehrerbietung Euch gegenüber, Majestät, aber das muss ich respektvollst ablehnen: Ich für meine Person kann und darf Euch, Majestät, keiner unnötigen Gefahr aussetzen!«
    »Brigadier ...«, setzte Cayleb scharf an. Doch dann biss er sich sichtlich auf die Zunge. Einen Moment lang mahlten seine Kiefer, dann holte er tief Luft.
    »Sie haben wirklich die Absicht, unnachgiebig zu bleiben, was?«
    »Ja, Euer Majestät, es tut mir Leid, aber so ist es.« Clareyk blickte seinem Monarchen geradewegs in die Augen. »Es ist Euer Vorrecht, mich jederzeit meines Postens zu entheben, solltet Ihr das wünschen. Aber das Kaiserreich kann Euch im Augenblick im wahrsten Sinne des Wortes nicht entbehren. Das wisst Ihr ebenso gut wie ich. Wenn Ihr wünscht, dass ich Graf Windshare eine Falle stelle, dann werde ich das selbstverständlich tun. Aber ich werde keinesfalls Euer Leben aufs Spiel setzen, schließlich könnte Windshare ja doch Glück haben.«
    Cayleb funkelte Clareyk finster an. Der Brigadier jedoch verzog keine Miene. Dann zuckte der Blick des Soldaten ein drittes Mal zu Merlin hinüber.
    »Also gut, Brigadier«, sagte der Kaiser nach langem, bedrohlichem Schweigen. »Sie haben gewonnen. Und Sie haben Unrecht, was mein Vorrecht angeht, Sie Ihres Postens zu entheben.« Er ließ seine Zähne aufblitzen. »Ich fürchte, ich käme damit nur so lange durch, bis die Kaiserin herausfände, was Sie angestellt haben, um sich meinen Unmut zuzuziehen.«
    »Ich muss gestehen, dass mir dieser Gedanke auch schon gekommen ist, Euer Majestät.«
    »Das kann ich mir denken! Aber wenn ich Ihnen gestatte, mich zu den hinteren Reihen der Truppen zu scheuchen, dann möchte ich zumindest einen ... sagen wir, persönlichen Repräsentanten zurücklassen. Jemanden, der mir persönlich über die Ereignisse Bericht erstatten kann.«
    »Darf ich annehmen, Ihr habt für diese Aufgabe an jemand Bestimmtes gedacht, Euer Majestät?«
    »Richtig, und zwar an Captain Athrawes.« Ruhig erwiderte Cayleb den Blick des Brigadiers. »Ich halte Merlins Berichte stets für äußerst präzise, und ich vertraue ganz auf sein Einschätzungsvermögen.«
    »Mir geht es ebenso, Euer Majestät.« Clareyk lächelte leicht. »Wenn Ihr der Ansicht seid, Ihr könntet auf die Dienste des Seijin verzichten, wäre es mir eine Ehre, ihn bei der Brigade zu behalten.«
 
    Ungeduldig schlug sich Sir Alyk Ahrthyr mit seinen Reiterhandschuhen gegen den Oberschenkel, während der Kurier auf ihn zugaloppierte. Sir Alyk hatte keinen direkten Kontakt mehr zu den Semaphorenmasten, deren Aufstellung Gahrvai entlang der gesamten hinteren Reihen der Truppe befohlen hatte. Windshare konnte nur mit althergebrachten Mitteln wie Boten in Kontakt mit den anderen Truppenteilen bleiben. Er war daher noch gereizter und verärgerter als vorhin, als er Gahrvais ursprüngliche, schlichtweg unglaubliche Nachricht erhalten hatte. Allerdings

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