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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Entscheidung, sich aus dem Prozess der politischen Neustrukturierung des Kaiserreiches herauszuhalten, zweifellos richtig gewesen. Dass er damit Sharleyan in eine knifflige, möglicherweise sogar unschöne Lage brachte, fiel daher nicht weiter ins Gewicht.
    In Chisholm hatte sich das Unterhaus als durchaus bereit erwiesen, mit der anderen Parlamentskammer zusammenzuarbeiten. Das Oberhaus aber hatte diese Zusammenarbeit rundweg verweigert. Der Adel allein entscheide, wer aus seinen Reihen nach Tellesberg geschickt werde, um den Adel im dortigen Parlament zu vertreten, hatte man verlauten lassen.
    Und genau deswegen werden sie mir auf die Nerven gehen, dachte Sharleyan grimmig. Die kommen nicht hierher, um Chisholm zu vertreten - die kommen hierher, um sich selbst zu vertreten!
    Naja, es wäre nicht das erste Mal, dass sie sich mit dem Adel von Chisholm würde anlegen müssen. Dieses Mal allerdings konnte sie auf wirklich Furcht erregende Verbündete hoffen.
    » ... und so, Mein Lord Parlamentspräsident, muss ich mit Nachdruck danach ersuchen, sich dieser Notwendigkeit unmittelbar anzunehmen.«
    Gequält verzog Sharleyan das Gesicht. Sie lehnte sich frustriert in dem bequemen Sessel zurück. Die Kaiserin befand sich immer noch in dem kleinen Nebenraum, von dem aus sie unbemerkt an der konstituierenden Parlamentssitzung teilnehmen konnte. Natürlich gab es viele andere Belange, um die sie sich in ihrer spärlich bemessenen Zeit dringend hätte kümmern müssen. Wenigstens an diesem ersten Tag wollte sie aber den Beratungen beiwohnen. Sie wollte sich persönlich einen Eindruck von der Stimmung der Abgeordneten verschaffen. In welche Richtungen deren Beratungen dann steuerten, würde sie genauso gut und verlässlich den Berichten entnehmen können, die sie von Gray Harbor und Erzbischof Maikel erhielte. Beide waren als kaiserliche Berater bereits offizielle Mitglieder des Kaiserlichen Parlaments, das die Abgeordneten gerade erst zu organisieren versuchten.
    Am liebsten, gestand sie sich ein, wäre ich jetzt selbst dort drinnen und würde den Herrschaften in den Hintern treten - oder vielleicht ein paar von den Kerlen einfach erschießen-, damit das hier richtig läuft!
    Letztendlich würden Cayleb und sie ihre Wünsche durchzusetzen wissen. Sharleyan war sich dessen sicher. Jeder im Ballsaal, der momentan noch anderer Meinung war, würde schon bald eines Besseren belehrt. Bedauerlicherweise konnte Sharleyan diesem neuen Parlament nicht einfach ihre Bedingungen und Entscheidungen aufzwingen. Denn vor allem anderen wollte sie, dass die Mitglieder des Kaiserlichen Parlaments die Rechtmäßigkeit ihrer eigenen Kammer vollständig anerkannten, vom Rest des Kaiserreichs einmal ganz abgesehen. Wer in diesem Parlament saß, egal, wie sehr man sich über ihn ärgern mochte, war ein Repräsentant des Volkes von Neu-Charis. Wenn diese Repräsentanten Adel und Bürgerliche angemessen vertreten sollten, musste ihnen eine eigene Meinung gestattet werden und Unabhängigkeit in ihren Entscheidungen gewährleistet sein. Sollte die Krone mit diesen Entscheidungen dann nicht einverstanden sein, fiel ihr selbstredend die Aufgabe zu, Konsens herzustellen. Sämtliche Bedenken einfach achtlos abzutun oder die Repräsentanten der Untertanen schlichtweg als Fußabstreifer zu missbrauchen, war dagegen ein politisches Unding. Das Parlament als Vertretung des Volkes musste bei allen Entscheidungen der Krone Gehör finden, und die Krone die Zusammenarbeit stets suchen. Denn das Parlament sollte und musste Ratgeber und Gewissen der Krone in einem sein.
    Es war daher völlig unerheblich, ob es anstrengend, frustrierend und ärgerlich aufwändig war, einen politischen Konsens zu finden.
    Was das betrifft, dachte Sharleyan und gestattete sich ein schiefes Grinsen, hat es vielleicht auch sein Gutes, zur Beobachterrolle verdammt zu sein. Hier, hinter diesen Fenstern, kann ich getrost in die Luft gehen - und mich wieder beruhigen, ehe ich mich um den einen oder anderen, der quer schießt, kümmere!
    Das war ein wirklich guter Plan, vor allem angesichts von Volksvertretern wie dem letzten Redner. Pait Stywryt, Herzog Black Horse, hatte den Ehrgeiz, dort erfolgreich zu sein, wo Herzog Three Hills seinerzeit gescheitert war - nämlich mehr Einfluss auf Sharleyan und damit wieder über die Krone zu bekommen. Man merkte ihm diesen Ehrgeiz deutlicher an, als ihm selbst das wohl bewusst war. Und er stand mit seinen politischen Zielen nicht allein da: Der Mann,

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