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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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entschuldigen, Mein Lord«, sagte der Mann, der ihn in Sicherheit brachte, »aber ich bin mir sicher, General Gahrvai zöge es vor, Sie am Leben zu wissen.«

.III.
 
Palast von Tellesberg, Stadt Tellesberg,
Altes Königreich Chans
 
    »Da kommt jede Menge Arbeit auf uns zu, Eure Majestät«, meinte Rayjhis Yowance leise. Er stand neben Kaiserin Sharleyan und schaute zu, wie sich der Ballsaal allmählich füllte.
    Die beiden hatten es sich in einem kleinen Nebenraum des großen Ballsaals im Palast von Tellesberg gemütlich gemacht. Es gab dort kunstvoll und reich verzierte Gitterfenster in den Wänden, die an den Ballsaal angrenzten. Deshalb hatten Sharleyan und Gray Harbor sich für gerade dieses Zimmer entschieden, weil es ihnen gestattete, den großen Saal zu beobachten, ohne selbst dabei gesehen zu werden. Der Entschluss, die für den heutigen Tag anberaumte Versammlung im Ballsaal abzuhalten, hatte einen anderen Grund: Es gab im Palast keinen anderen Raum, der groß genug gewesen wäre.
    »Aber, aber, Mein Lord, wieso so pessimistisch?«, gab Sharleyan zurück und verzog die Lippen zu einem kleinen, schiefen Grinsen. »All diese treuen Diener der Kronen von Charis und Chisholm hätten sich doch niemals hier versammelt, ohne ganz und gar und von tiefstem Herzen zur Zusammenarbeit bereit zu sein! Ich für meinen Teil erwarte nicht weniger von den Herrschaften als genau das.«
    Sie reckte angriffslustig das Kinn hoch. Graf Gray Harbor wandte sich ihr lächelnd zu.
    »Mit allem nötigen Respekt, Eure Majestät«, sagte er, »und da ich Eure Güte kenne, wage ich Euch zu raten, niemals, aber wirklich niemals, einen anderen Beruf zu ergreifen! Beispielsweise als Verkäuferin hättet Ihr wenig Aussichten auf Erfolg: Ihr schwindelt nicht gut genug.«
    »Sie sollten sich schämen, Mein Lord!«, schalt sie ihn.
    »Ach, glaubt mir, Eure Majestät«, versicherte er seiner Regentin und verneigte sich anmutig, »niemand wird je herausfinden, wie ich wirklich über diese ... Leute da denke. Im Gegensatz zu Euch würde ich also einen ausgezeichneten Verkäufer abgeben!«
    Sharleyan lachte leise und blickte ihn kopfschüttelnd an. Doch als sie sich dann wieder dem Gitterfenster zuwandte und in den Saal hineinspähte, musste sie ihm im Stillen Recht geben.
    Und das ganze Schwindeln ist vornehmlich wegen Chisholm nötig!, gab sie säuerlich zu.
    Was die charisianischen Abgeordneten des neuen Kaiserlichen Parlaments betraf, machte sich Sharleyan keinerlei Sorgen. Nun, zumindest nicht allzu viele Sorgen. Sicher gab es unter den Anwesenden ein paar, auf die Sharleyan gut hätte verzichten können. Doch die im Ballsaal Versammelten waren alle von einer Kommission ausgewählt worden, in die adliges Oberhaus und bürgerliches Unterhaus zu gleichen Teilen Vertreter entsendet hatten. Ober- und Unterhaus konnten in Charis auf eine beachtliche Tradition erfolgreicher Zusammenarbeit zurückblicken. Die Mitglieder beider Häuser waren auch im großen und ganzen der Ansicht, sie seien ihren Kollegen, und zwar aus beiden Häusern, für ihre politischen Entscheidungen Rechenschaft schuldig. Daher war es unwahrscheinlich, dass von den Charisianern jemand das kaiserliche Gebot, sich zu versammeln und ein Kaiserliches Parlament zu gründen, einfach missachten würde. Es hatte selbstredend Meinungsverschiedenheit gegeben, hin und wieder sogar offene Grabenkämpfe. Diese hatten sich vor allem an der Frage entzündet, welche Oberhausmitglieder von Alt-Charis Teil des Imperialen Oberhauses von Neu-Charis werden sollten. Es hatte auch Dispute darüber, wer jene Repräsentanten des Unterhauses von Alt-Charis ersetzen solle, die nun in das neue Imperiale Unterhaus einziehen würden. Nicht alle Streitpunkte hatten sich ohne den ein oder anderen Drachenhandel beilegen lassen, aber man war sich in den meisten Fällen rasch einig geworden. Mit der endgültigen Liste war zwar niemand ganz zufrieden. Es war aber auch niemand gänzlich unglücklich über die getroffene Wahl. Das war gewiss das beste Ergebnis, das man sich erhoffen konnte.
    In Chisholm hingegen war alles anders gelaufen.
    In einem Schreiben hatten Green Mountain und Sharleyans Mutter sich dafür wortreich entschuldigt. Doch Sharleyan wusste genau, dass den beiden keinerlei Schuld anzulasten war. Und für Cayleb galt das Gleiche. Das half aber Sharleyan nicht gegen die in ihr aufkeimende Frustration - eher im Gegenteil. Sie hätte ihm dafür gern die Schuld in die Schuhe geschoben. Nur war seine

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