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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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die widerstreitenden Kräfte des Windes ließen das Schiff nahezu stillstehen.
    Der Schoner ahmte das Manöver der Schwinge nach, zeigte dabei jedoch deutlich mehr Geschick, und schon wurde ein Beiboot zu Wasser gelassen und bemannt. Rasch legte es den Abstand zwischen den beiden Schiffen zurück und ging längsseits zur Schwinge.
    »Gestatten Sie, an Bord zu kommen, Sir?«, erkundigte sich der junge Lieutenant, der offenkundig das Kommando über diese Entermannschaft hatte. Ohne allerdings eine Antwort abzuwarten, kletterte er an der Seitenwand der Galeone empor, zur Einstiegsluke hinauf. Dennoch klang sein Tonfall angemessen respektvoll.
    Ein paar Sekunden lang bedachte Harys den jungen Mann nur schweigend mit einem finsteren Blick. Dann jedoch verzog er das Gesicht.
    »Da Sie es für angemessen hielten, sich selbst einzuladen, kann ich Ihnen diese Bitte wohl kaum abschlagen«, grollte er.
    »Ich danke Ihnen, Sir«, erwiderte der Lieutenant. Er kletterte weiter, bis er die Einstiegsluke erreicht hatte, und wartete. Zehn charisianische Marines folgten ihm an Bord.
    »Mein Captain hat mich angewiesen, Sie um Entschuldigung für diese Unannehmlichkeit zu bitten, Captain«, sagte der junge Offizier dann. »Ihm ist durchaus bewusst, dass niemand sich gern von einer fremden Navy aufbringen lässt. Wenn Sie mir Ihre Papiere zeigen wollten, werden wir uns bemühen, das hier so rasch wie möglich hinter uns zu bringen.«
    »Das wäre mir nur recht«, gab Harys zurück. »Folgen Sie mir bitte!«
    »Ich danke Ihnen, Sir.«
    Der Lieutenant nickte dem Sergeant seines Trupps Marines zu. Einer der Männer folgte dem Lieutenant, die anderen blieben, wo sie waren: unmittelbar neben der Einstiegsluke. Sie versagten sich offenkundige Drohgebärden. Weder Harys noch einer seiner Männer zweifelte indes daran, dass die Musketen, die die Marines derzeit harmlos auf den Boden richteten, durchgeladen und schussbereit waren.
    Der Lieutenant und der einzelne Marine, der ihn begleitete, folgten Harys in dessen Kabine, die sich unter dem Achterkastell befand. Vor der Tür blieben sie stehen und warteten geduldig, während Harys in einer Schublade wühlte, um die Papiere der Schwinge zu finden. Es dauerte einige Minuten, doch schließlich zog er sie zusammen mit dem sorgfältig vorbereiteten Logbuch des Schiffes hervor und reichte alles dem Lieutenant.
    »Ich danke Ihnen, Sir«, wiederholte der Charisianer ein weiteres Mal. Er betrat einen Schritt weit die Kabine, hielt die Schiffspapiere in den Sonnenstrahl, der durch das Oberlicht fiel, und begutachtete sie konzentriert. Ganz offensichtlich wusste er genau, wonach er zu suchen hatte. Harys war auf einmal sehr dankbar dafür, dass die Männer, die diese gefälschten Papiere angefertigt hatten, wahre Könner waren und wussten, was sie da taten.
    Nach einigen Augenblicken legte der Lieutenant die Papiere beiseite und blätterte dann rasch das Logbuch durch. Er versuchte gar nicht erst, den gesamten Text zu lesen. Offenkundig suchte er nach Ungereimtheiten, Auffälligem jedweder Art ... oder nach Anzeichen dafür, dass zwischen ältere Einträge einige neue Zeilen eingeschoben worden waren.
    Langhorne sei dank, dass wir das ganze Teil von Grund auf neu abgefasst haben, dachte Harys, behielt die Miene dabei aber die ganze Zeit über unbewegt. Auch wenn ich schon befürchtete, ich bekäme einen Schreibkrampf, bevor das Ding endlich fertig war!
    Ein Großteil der Einträge hatte er persönlich vorgenommen, dabei aber verschiedene Federn und unterschiedliche Tintenfässer genutzt. Andere Einträge, immer wieder verstreut im ganzen Logbuch, stammten von seinem Ersten und Zweiten Offizier, und die Fälscher in Graf Coris' Diensten hatten die Seiten geschickt künstlich altern lassen. Einige Einträge hatten Wasserschäden davongetragen, sodass sie kaum noch lesbar waren, und bei einem Großteil der Texte handelte es sich um kurze Einträge, nur eine oder zwei Zeilen lang, wie man sie vom Skipper eines Handelsschiffs auch erwartete; andere hingegen waren deutlich ausführlicher und schilderten die eine oder andere besondere Begebenheit.
    »Dürfte ich Sie wohl fragen, was Sie in diesen Gewässern hier zu tun haben?«, fragte der Lieutenant schließlich, blickte vom Logbuch auf, griff noch einmal nach den Schiffs-, dann nach den Zollpapieren und der Besitzurkunde und stapelte sie fein säuberlich auf.
    »Wir fahren zur Shwei Bay ... wie im Logbuch angegeben«, gab Harys ein wenig scharf zurück.
    »Aber

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