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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wirklich und wahrhaftig unglaublich! Wir brauchen nur noch die Mauern einzureißen, die Langhorne und Bédard errichtet haben, um Euch alle in ihrem Gefängnis zu halten, dann werden Eure Intelligenz und Euer Einfallsreichtum den Rest übernehmen!«
    »Natürlich erfordert das Einreißen dieser Mauern mehr, als bloß die ›Vierer-Gruppe‹ zu stürzen«, gab Cayleb zurück. »Ich weiß, dass Ihr mir das schon gesagt habt. Aber jetzt, wo ich das alles hier sehe, begreife ich allmählich, was Ihr damit wirklich gemeint habt. Niemand, der auf Safehold aufgewachsen ist, wird ohne langwierige Vorbereitung für etwas, wie das hier, bereit sein. Und ich verstehe jetzt auch, warum Ihr gesagt habt, Ihr könntet uns diese Technologie nicht einfach aushändigen. Wir müssen lernen, etwas wie dieses Gefährt selbst zu bauen - und wir müssen begreifen, dass Technik nichts ist, was böse ist.«
    »Wie Maikel stets zu sagen pflegt: eine Schlacht nach der anderen«, entgegne Merlin. »Zuerst befreien wir uns aus dem politischen und wirtschaftlichen Würgegriff des Tempels. Danach gehen wir all die Lügen in der Heiligen Schrift selbst an. Und das, Cayleb, wird ein noch viel härterer Kampf werden, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Es hat acht Millionen Kolonisten auf Safehold gegeben. Sie alle konnten lesen und schreiben. Sie alle habe Briefe, Tagebücher und persönliche Berichte geschrieben. Ganz aufrichtig und ehrlich schildern sie da ihre Erlebnisse: wie ihnen die ›Erzengel‹ begegnet sind, wie sie mit ihnen gesprochen haben, was sie am Tag der Schöpfung selbst erlebt haben. Weil sie fest daran glaubten, was sie sahen, klingen sie so aufrichtig. Diese Aufrichtigkeit in ihren Berichten wird uns einen einzigen, unablässigen Albtraum bescheren. Denn die Bewohner von Safehold werden uns nicht glauben, dass das alles nichts als Lügen sind. Dass ich eine Höhle habe, vollgestopft mit hochtechnisiertem Spielzeug, wird nicht neunhundert Jahre tief empfundenen Glauben über Nacht verschwinden lassen ... Und all die Leute, die ihr ganzes Leben nach diesem Glauben ausgerichtet haben, wird das neue Wissen unglücklich machen, weil sie sich davor fürchten werden, doch nur in Shan-weis Schlingen geraten zu sein. Deswegen brauchen wir Leute wie Howsmyn, Rhaiyan, Rahzhyr Mahklyn und den ganzen Rest. Die ›wissenschaftliche Revolution‹ auf Safehold muss von innen heraus erfolgen; sie darf nicht durch irgendeinen übernatürlichen Schergen Shan-weis über die Menschheit gebracht werden. Die Geisteshaltung, die dazu erforderlich ist, muss den ganzen Planeten erfassen. Ich hoffe nur, wir können verhindern, dass eine ganze Reihe von Religionskriegen zwischen jenen ausbrechen, die sich das Neue zu Eigen machen wollen, und denen, die verzweifelt versuchen, das Alte zu bewahren, weil sie darin ihre einzige Möglichkeit wähnen, ihre Seelen zu retten.«
    »Ich selbst werde wohl kaum miterleben, dass solche Aufklärer-Schwebeboote auf Safehold gebaut werden, was?«, fragte Cayleb mit leiser Stimme.
    »Ich denke nicht«, bestätigte Merlin ebenso leise. »Ich wünschte, es wäre anders, und vielleicht geschieht es ja doch. Aber ich fürchte mich vor den Konsequenzen, die es hätte, wenn wir allen die Wahrheit allzu rasch eröffneten. Vielleicht wird sich ja noch etwas ändern, vielleicht bin ich einfach zu pessimistisch. Aber an meinen Händen klebt schon jetzt genug Blut, Cayleb. Ich möchte nicht, dass es mehr wird, als sich unbedingt vermeiden lässt.«
    »Ich glaube, allmählich verstehe ich auch, warum Ihr so einsam seid«, merkte Cayleb an. »Ihr seid nicht nur die einzige Person auf ganz Safehold, die sich daran erinnert, woher wir in Wirklichkeit kommen. Ihr seid der Einzige, der miterleben wird, wie Menschen, die er kennt, sterben - Vater etwa, oder Sharleyan und ich. Ihr werdet allein sein und den gleichen Kampf fortführen müssen, nur eben jetzt ohne all diese Menschen an Eurer Seite.«
    »Ja.« Cayleb konnte dieses einzelne Wort kaum verstehen, und Merlin schloss kurz die Augen. »Ja«, wiederholte er etwas lauter. »Und wenn Ihr es so sehen wollt, dann bin ich wohl derjenige, der für mehr Blutvergießen verantwortlich ist als jeder andere in der gesamten Geschichte der Menschheit.«
    »Drachenscheiße!« Cayleb stieß das Wort so scharf hervor, dass Merlin in seinem Andrucksessel zusammenfuhr. »Ladet Euch nicht die Schuld anderer auf, Merlin!«, fuhr der Kaiser in kaum weniger scharfem Ton fort. »Langhorne, Bédard und

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