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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Schueler sind diejenigen, die diesen ganzen Schlamassel hier angerichtet haben! Und Clyntahn, Maigwair und Trynair sind diejenigen, die bereit waren, ein ganzes Königreich abzuschlachten, um dieses Lügengebäude weiter aufrechtzuerhalten! Glaubt Ihr wirklich, all das hätte aufgehört, einfach so, wenn Ihr beschlossen hättet, es einfach dabei bewenden zu lassen? So dumm seid Ihr doch nicht!«
    »Aber ...«
    »Und kommt mir jetzt nicht mit ›aber‹!«, grollte der Kaiser von Charis. »Es ist ein einziger Schlamassel! Tausende Menschen werden den Tod finden, vielleicht sogar Millionen Menschen, und Ihr - und ich, und meine Kinder, und meine Enkel, wenn es nötig ist - werden mitten in diesem ganzen Chaos stehen! Aber letztendlich, Merlin Athrawes - oder meinetwegen auch Nimue Alban - wird die Wahrheit gewinnen! Teil dieser Wahrheit ist, dass eine Schar selbstsüchtiger, korrupter Tyrannen sich dafür entschieden hat, Gott selbst dazu zu missbrauchen, für den ganzen Rest der Menschheit ein Gefängnis zu errichten. Ich erinnere mich da an etwas, das ich in dieser ›Geschichte der Terra-Föderation‹ gelesen habe - diesem Buch, das der Heilige Zherneau hinterlassen hat. Da hieß es, der Baum der Freiheit werde mit dem Blut der Patrioten gewässert. Ich persönlich würde ihn ja lieber mit dem Blut von ein paar Tyrannen wässern, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass manche Menschen für die Dinge, an die sie wahrhaft glauben, auch sterben müssen: für die Freiheit, die sie für sich selbst und ihre Kinder ersehnen. Und damit seid immer noch nicht Ihr für diese Menschen verantwortlich! Gebt jenen die Schuld, die dieses Gefängnis errichtet haben, jenen, die so lange versucht haben, den Baum verdorren zu lassen! Aber gebt nicht demjenigen die Schuld, der versucht, die Gefängnismauern einzureißen!«
    Mehrere Sekunden lang herrschte völlige Stille im Cockpit des Aufklärer-Schwebebootes. Endlich verzog Merlin Athrawes die Lippen zu einem Grinsen.
    »Ich werde mich bemühen, Euer Majestät«, sagte er. »Ich werde mich bemühen.«

.XVIII.
 
Kaiserin Sharleyans Gemächer, Königlicher
Palast, Tellesberg, Königreich Charis
 
    In ihren luxuriös eingerichteten Gemächern hatte sich die Kaiserin von Charis gemütlich mit untergeschlagenen Beinen in einen bequemen Sessel gekuschelt. Schon seit ihrer Kindheit setzte sie sich so in einen Sessel, wenn sie ernstlich Sorgen hatte. Ihre Mutter hatte versucht ihr diese Eigenheit abzugewöhnen; Baron Green Mountain, ihr Onkel und Sairah Hahlmyn waren auch gescheitert. Sharleyan hatte nie recht verstanden, warum eine Monarchin nicht so sitzen dürfe. Zumindest wenn sie allein wäre, müsste das doch egal sein. Ihre verschiedenen Verwandten und treuen Gefolgsleute hatten feststellen müssen, dass die Sturheit ihrer Regentin sich nicht nur auf das Lenken der Staatsgeschicke beschränkte.
    Der Gedanke ließ Sharleyan wehmütig lächeln. Es war so tröstlich, an ganz gewöhnliche, alltägliche Streitereien und Entscheidungen zu denken statt an die gewaltigen Umwälzungen der beiden vergangenen Tage. So erschreckend die Welt ihr schon manches Mal erschienen war, bislang war Sharleyan zumindest immer recht zuversichtlich gewesen, sie zu verstehen. Jetzt erschien es der jungen Kaiserin, als sei eine Tür geöffnet worden, von deren Existenz sie bislang nicht einmal gewusst hatte. Hinter dieser Tür verbarg sich eine gänzlich neue Wirklichkeit, die alle tröstlichen, weil bekannten Tatsachen schlichtweg auf den Kopf stellte. Sharleyan hatte angefangen, sich hier in Charis wirklich heimisch zu fühlen, nur um sich plötzlich in einem neuen, gänzlich unvertrauten Land wiederzufinden. Dieses Mal hatte sie keine Karte, keinen Unterschlupf und niemanden, der ihr die Furcht erregenden Geheimnisse zu erklären vermochte.
    Dieser Gedanke ließ sie schmerzhaft wie einen Stich ins Herz Einsamkeit erfahren. Sharleyan blickte sich in ihren Gemächern um. Sie waren größer und luftiger als die, die sie aus ihrem eigenen Palast in Cherayth kannte. Hier gab es himmelwärts strebende Spitzbögen, hohe Decken, dicke, wärmespendende Mauern und Fenstertüren, wie sie für die charisianische Architektur so charakteristisch waren. In den Monaten, seit Cayleb fort war, hatte sich Sharleyan an diese exotischen Neuerungen gewöhnt. Woran sie sich nicht gewöhnt hatte - woran sie sich auch nicht gewöhnen wollte -, war, dass Cayleb fort war.
    Du hast doch wirklich ganz andere Dinge, um die du

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