Cedars Hollow (German Edition)
Messer so fest, dass seine Fingerkn ö chel weiß hervortraten, und ließ es lachend über Corvus’ Oberkörper wandern, so schnell, dass keiner von uns, nicht einmal Damon, ihn daran hindern konnte.
Ein Zischen erklang, als das Silber Corvus’ Haut berührte, doch er regte sich nicht. Die Lähmung hielt noch immer an.
„Er kann die Schmerzen spüren, kann sich aber nicht wehren“, sa g te Dave. „Das Silber wird ihn ganz langsam töten.“
„Widerling!“
Damons Brüllen schmetterte durch den Raum wie ein Peitsche n hieb. Mit einem Satz war er bei Dave, bereit, ihm das Me s ser aus der Hand zu schlagen, doch Dave reagierte schneller als er. Er drückte Corvus das Messer gegen die Kehle und sah mit einem L ä cheln, das seine Zähne entblößte, zu D a mon auf.
„Nur eine weitere Bewegung, und er ist tot“, sagte er mit sü ß licher Stimme.
Damon ballte die Hände zu Fäusten und blieb reglos stehen. Ein heftiges Zittern durchlief seinen Körper. „Versuch nicht, mir Befehle zu erteilen“, sagte er. „Du bist nichts weiter als ein feiges Stück Dreck, Svarog.“
Der andere lachte. „Immer noch dasselbe impulsive Temp e rament, was, Damon?“
„Besser als dein eiskaltes.“ Damon knirschte mit den Zähnen.
„Und? Was hast du jetzt vor, Damon? Willst du mich mit deinen Worten verfluchen? Ich habe keine Angst vor dir.“ Daves selbstgefä l liger Gesichtsausdruck brachte meinen Hass z u rück.
„Die hättest du, wenn du dich mir auf ehrliche Weise stellen wü r dest.“ Damons A u gen flackerten, und dann spuckte er D a ve vor die Füße, das Gesicht vor Abscheu verzerrt.
„Aber wieso sollte ich das tun, wenn ich mir dadurch entgehen la s se, wie du wie ein Wurm auf dem Boden vor mir kriechst und um Corvus’ Leben bettelst? Denn das wirst du, wenn die Zeit gekommen ist.“
„Hast du kein Mitleid?“, fragte Baltazar scharf. Er stand mit verbi s senen Mundwinkeln neben mir und rieb sich die Finge r knöchel.
„Mitleid? Mit euch?“ Daves Augen weiteten sich, es sah aus, als würden seine Augäpfel gleich aus seinem Gesicht springen.
„Mit Hazel.“ Baltazar ließ seine Hand auf meine Schulter si n ken. Ich nahm seine Worte nur verschwommen und wie aus weiter Ferne wahr. Doch ich war ihm dankbar; dankbar dafür, dass er zu mir stand, o b wohl ich – das realisierte ich nun zu meiner Schande – mir nicht immer im Klaren darüber gewesen war, ob ich ihm vertrauen konnte oder nicht. Dafür, dass er so gut war.
Dave ließ ein trockenes Schnauben vernehmen. „Mit einem Menschenmädchen? Nein, sie ist wie all die anderen Menschen, die unsere Existenz nicht akzeptieren können, die sich lieber etwas vormachen. Sie steht uns im Weg.“
Corvus’ Schrei durchschnitt jäh die Stille, tief und schmerze r füllt. Er krümmte sich, aber die Wirkung des Trankes schien nachzulassen.
Damon reagierte sofort. Dave hatte nur für den Bruchteil einer S e kunde nicht aufgepasst, schon hatte Damon ihm das Si l bermesser aus der Hand geschlagen. Mit einem schabenden Geräusch glitt es über den Boden und blieb in einer Ecke des Raumes liegen. Fluchend stürzte sich Dave auf Damon und rang ihn nieder.
Corvus’ Schmerzensschreie bohrten sich direkt in meine Seele. Langsam, fast widerwillig drehten sich seine Augäpfel zurück an ihren Platz. Die Schreie ebbten ab, wurden zu einem Kräc h zen, das aus seiner Kehle drang.
Von Damons Kampf gegen Dave bekam ich kaum noch e t was mit. Ich wollte Corvus aufhelfen, doch Baltazar hielt mich zurück.
„Ich muss zu ihm!“
„Er hat Durst! Begreifst du denn nicht? Er würde dich töten!“
Nie zuvor hatte ich weniger Gedanken an die Gefahr verschwe n det, die von ihm ausging. „Lass mich los“, sagte ich. „Bitte.“
Trotz all meiner Hoffnungen war ich mir sicher, dass er nicht nachgeben würde. Umso überraschter war ich, als er mich lo s ließ.
„Ich kümmere mich um Svarog“, flüsterte er. „Pass auf dich auf.“
Ich zögerte keine Sekunde. Im nächsten Augenblick kniete ich n e ben Corvus’ verletztem Körper. Aber nichts, keine me i ner Ängste und nicht einmal meine blühende Fantasie, hätte mich auf das vorb e reiten können, was in mir vorging, als ich in sein Gesicht schaute. Schock, plötzliches Begreifen, schmerzhaftes Erwachen. Mein Silbe r ring fiel klirrend zu Boden.
In seinen Augen spiegelte sich eine Mischung aus Schmerz und Gier wider. Sein Hunger hing wie etwas Greifbares in der Luft.
Die Schnittwunden, die sich über seine
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