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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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Hände. „Es wird so einfach sein, sie zu unterwerfen.“
    „Wir können nicht …“, begann Baltazar.
    „Es sind nur Menschen“, zischte Raphael. „Es ist noch nicht allzu lange her, da warst du derselben Meinung, nicht wahr, Baltazar? Wertlose Menschen, nichts weiter als Nahrung. Ist es nicht so?“
    Baltazars gelbe Augen verdüsterten sich. Sein Körper spannte sich an, und er legte den Kopf schief und starrte Raphael an. Dann b e gann er zu zittern, und aus seiner Kehle drang ein w ü tendes Knurren. Sein Körper wurde dünner und länger, seine braunen Haare zogen sich zurück, als hätte man ihr Wachstum verkehrt herum gesehen, und seine Haut nahm einen glänze n den, schuppigen Grünton an. Das Knurren aus seinem Mund wurde langsam zu einem wütenden Z i schen. Aus seinem Mund züngelte eine lange, gespaltene Zunge.
    Ich hatte von den gestaltwandlerischen Fähigkeiten der Va m pire gewusst, aber es war erst das zweite Mal, dass ich eine ihrer Verwan d lungen mitansehen konnte. Wie beim ersten Mal blieb mir die Luft weg.
    Die Schlange Baltazar schlängelte mit einer Geschwindigkeit, die ich ihr nie zugetraut hätte, über den Boden direkt auf Raphael zu. Ihr Maul öffnete sich, so dass ich ihre spitzen, langen Zähne sehen kon n te. Als sie an mir vorbeiglitt, streifte ihre schuppige Haut mein Knie.
    Und dann war sie bei Raphael und öffnete ihr Maul, bereit, zuz u beißen.
    Dave schoss durch die Luft, und im Sprung dehnte sein Körper sich aus; dunkelgraues Fell durchbrach seine Haut und bre i tete sich mit unnatürlicher Geschwindigkeit weiter aus. Sein Kopf schwoll an wie ein Ballon, der mit Wasser gefüllt wurde, und dort, wo bis vor einer Sekunde noch seine Nase gewesen war, bildete sich eine Schnauze.
    Der graue Wolf schoss durch die Luft an mir vorbei und stürzte sich auf die Schlange. Seine gefletschten Zähne zielten auf Baltazars schuppigen Kopf.
    Aus irgendeinem Grund musste ich unmittelbar an mein Gespräch mit Baltazar und an seine Worte denken: Ich werde niemals wieder das Wohl eines Menschen über mein eigenes stellen. Er hatte sich verstellt, hatte sich gefühllos und egoistisch gegeben, um mich zu täuschen. Jetzt begriff ich sein Wesen und erfasste im selben Augenblick seine Selbstlosigkeit.
    Die Schlange dehnte sich in Sekundenbruchteilen wieder aus, ve r wandelte sich zurück in Baltazar. Er wehrte den Angriff des Wolfes mit scheinbarer Leichtigkeit ab. Er rollte sich auf die Seite und trat nach dem Raubtier. Seine Bewegungen waren fließend und schnell.
    Der Kampf zwischen Baltazar und dem Wolf schien eine E wigkeit anzudauern. Mit einem Winseln wich der Wolf plötzlich vor seinem Gegner zurück. Das Fell an seinem Kopf war mit Blut verklebt.
    Baltazar zögerte keinen Augenblick, sondern warf sich erneut auf den Wolf. Seine Finger bohrten sich in das graue Fell, und er fletschte die Zähne. Sein Blick wanderte für einige Sekunden in meine Ric h tung, und ich glaubte, Entschlossenheit und Hoffnung in seinen A u gen sehen zu können. Dann begann er, sich wieder in eine Schlange zu verwandeln; ich hoffte, dass ein Schlangenbiss Dave ausschalten würde.
    Doch Baltazar kam nicht mehr dazu, sein tödliches Gift in die      A dern des Wolfes zu jagen. Die Zähne des Raubtieres zielten erneut auf den grünen Schlangenkopf, und ein grässliches Kn a cken hallte durch den Raum. Die Schlange flog durch die Luft an mir vorbei und landete mit einem klatschenden Geräusch auf dem Boden.
    Zu Raphaels Füßen lag der wild zappelnde und zuckende Körper der Schlange. Ohne Kopf.
    Ich presste mir die Hand auf den Mund, und mein Magen krampfte sich vor Entsetzen, Trauer und Übelkeit zusammen. Ich atmete nur noch stoßweise und spürte kalten Schweiß auf meinem Gesicht.
    Baltazar, der sich verstellt hatte, vielleicht, weil er nicht mehr ve r letzt werden wollte. Die beste Seele, das selbstloseste Wesen. Baltazar, der so selten lachte und dessen Sa r kasmus so beißend war, dass er nur selten amüsant wirkte. Er, der das Wohl eines Menschen über sein eigenes gestellt hatte, obwohl er doch geschworen hatte, diesen Fe h ler nie wieder zu begehen.
    Ich hoffte, jeden Moment aus diesem Albtraum aufzuwachen, doch es war die brutale Realität, in der ich mich befand.
    Nach einer quälend langen Weile erschlaffte der Körper der Schlange, und so langsam, dass es mir vorkam, als würde das alles in Zeitlupe geschehen, lief er grau an und zerfiel zu Asche. Und auch in mir zerfiel etwas; langsam und

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