Celaenas Geschichte 1 - Throne of Glass: Roman (German Edition)
richtig gefährliche, dumme Frage.
Rolfe blickte zu Captain Fairview, der sich an seinem schmutzigen Kopf kratzte. »Diese hier? Sie werden aufgeteilt und morgen neu verladen. Wahrscheinlich laufen sie dann gleichzeitig mit Euch aus. Wir müssen die Mannschaften zusammenstellen.« Als er und Rolfe sich über die Schiffsbesatzungen zu unterhalten begannen, nahm Celaena das als Zeichen zum Aufbruch.
Mit einem letzten Blick auf den Sklaven, der immer noch dastand, verließ Celaena die Halle, die nach Angst und Tod stank.
»Celaena, warte !«, rief Sam. Er versuchte sie einzuholen und war schon ganz außer Atem.
Sie konnte nicht warten. Sie war einfach losgegangen, weg von den Lichtern von Skull’s Bay, weiter und immer weiter. Jetzt, da der leere Strand vor ihr lag, würde sie nicht haltmachen, bis sie das Wasser erreicht hatte.
Nicht weit hinter dem Bogen der Bucht ragte der Wachtturm auf und der Schiffsbrecher hing für die Dauer der Nacht über dem Wasser. Der Vollmond erhellte den feinkörnigen Sand und verwandelte die ruhige See in einen silbernen Spiegel.
Celaena riss sich die Maske herunter und warf sie hinter sich, es folgten Umhang, Stiefel und Tunika. Die feuchte Brise kühlte ihre nackte Haut und ließ ihr feines weißes Unterhemd flattern.
»Celaena!«
Badewannenwarme Wellen plätscherten um sie herum und sie ließ sie beim Weitergehen aufspritzen. Bevor das Wasser ihre Knie bedeckte, packte Sam sie am Arm.
»Was tust du da?«, fragte er. Sie zerrte an ihrem Arm, aber er ließ sie nicht los.
In einer einzigen schnellen Bewegung wirbelte sie herum und holte mit dem anderen Arm Schwung. Aber Sam kannte die Bewegung – denn er hatte sie jahrelang mit ihr geübt – und schnappte ihre andere Hand. »Hör auf«, sagte er, doch da sauste schon ihr Fuß durch die Luft. Sie traf ihn hinter dem Knie und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Sam ließ sie nicht los und Wasser und Sand spritzten auf, als sie zu Boden gingen.
Celaena landete auf ihm, aber Sam war nicht zu bremsen. Bevor sie ihm den Ellbogen ins Gesicht rammen konnte, lag sie schon auf dem Rücken. Die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst. Sam wollte zuschlagen und Celaena war klug genug, die Beine hochzureißen, gerade als er Schwung holte. Sie traf ihn direkt in die Magengrube. Fluchend fiel Sam auf die Knie. Um ihn herum spritzte das Wasser auf, ein silbriger Schauer.
Sie sprang in die Hocke. Der Sand knirschte unter ihren Füßen, als sie auf ihn losgehen wollte.
Aber Sam hatte damit gerechnet und drehte sich weg, bekam sie an den Schultern zu fassen und warf sie zu Boden.
Noch bevor sie den Sand berührte, wusste sie, dass sie in der Klemme saß. Sam drückte ihre Handgelenke in den Boden und presste seine Knie auf ihre Oberschenkel, damit sie ihre Beine nicht wieder anwinkeln konnte.
»Schluss jetzt!« Seine Finger bohrten sich schmerzhaft in ihre Handgelenke. Eine große Welle rollte auf sie zu und durchnässte Celaena.
Sie wand sich mit gekrümmten Fingern, wollte ihn blutig kratzen, konnte seine Hände jedoch nicht erreichen. Der Sand gab nach und sie hatte Mühe, festen Halt zu finden, um Sam umzuwerfen. Doch Sam kannte sie – er kannte ihre Bewegungen, er wusste, welche Tricks sie auf Lager hatte.
»Hör auf« , sagte er keuchend. »Bitte.«
Im Mondlicht war sein attraktives Gesicht verzerrt, die Augen aufgerissen. »Bitte«, wiederholte er heiser.
Der Schmerz – die Niedergeschlagenheit – in seiner Stimme ließ Celaena innehalten. Ein Wolkenfetzen schob sich vor den Mond und betonte die Konturen seiner Wangenknochen, seiner geschwungenen Lippen; die sonderbare Schönheit, die seiner Mutter zum Erfolg verholfen hatte. Hoch über seinem Kopf flackerten schwach die Sterne, fast unsichtbar im Schein des Mondes.
»Ich lasse erst los, wenn du mir versprichst, dass du nicht mehr auf mich losgehst«, sagte Sam. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt und bei jedem einzelnen seiner Worte spürte sie seinen Atem auf ihrem Mund.
Celaena schnappte nach Luft, dann noch einmal. Eigentlich hatte sie keinen Grund, sich mit Sam zu prügeln. Schließlich hatte er siedavor bewahrt, über diesen Piraten in der Lagerhalle herzufallen. Und er war so wütend über die Sklavenkinder geworden. Celaenas Beine zitterten vor Anstrengung.
»Ich verspreche es«, murmelte sie.
»Schwöre es.«
»Ich schwöre es bei meinem Leben.«
Sam sah sie noch eine Sekunde an, dann ließ er sie langsam los. Sie wartete, bis er sich
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