Celaenas Geschichte 1 - Throne of Glass: Roman (German Edition)
brutzeln?«
»Mach das Fenster zu.« Sam verschränkte nur die Arme. »Mach es zu« , zischte Celaena.
Da er sich nicht rührte, sprang sie auf, wobei das Tablett mit Essen auf ihrem Bett umkippte. Sie stieß ihn so energisch weg, dass er einen Schritt zurückweichen musste. Mit gesenktem Kopf schloss sie das Fenster und die Läden und hängte seinen Umhang wieder darüber.
»Idiot«, zischte sie. »Was ist denn in dich gefahren?«
Sam kam näher, sie spürte seinen Atem heiß auf ihrem Gesicht. »Ich habe das ganze Melodrama und den Mist satt, der passiert, wenn du diese lächerliche Maske und den Umhang trägst. Und noch mehr habe ich es satt, von dir herumkommandiert zu werden.«
Darum ging es also. »Gewöhn dich daran.«
Sie wollte sich ihrem Bett zuwenden, aber er packte sie am Handgelenk. »Du brütest gerade einen Plan aus und wirst mich sicher in irgendwelche Machenschaften reinziehen, aber denk dran, noch bistdu nicht die Meisterin der Assassinengilde; du stehst immer noch unter Arobynns Befehl.«
Celaena verdrehte die Augen und wand sich aus seinem Griff. »Wenn du mich noch mal anfasst«, sagte sie, ging zu ihrem Bett und begann das Essen aufzusammeln, »hast du eine Hand weniger.«
Danach sagte Sam nichts mehr zu ihr.
5
D as Abendessen mit Sam verlief schweigend und um acht tauchte Rolfe auf, um sie beide zur Lagerhalle mitzunehmen. Sam fragte nicht einmal, wo sie hingingen. Er lief einfach mit, als wüsste er längst Bescheid.
Die Lagerhalle war ein riesiger Holzschuppen, bei dessen Anblick vom anderen Ende der Straße Celaena instinktiv am liebsten weggelaufen wäre. Den strengen Geruch nach ungewaschenen Körpern bemerkte sie erst, als sie das Gebäude betraten. Geblendet von der Helligkeit von Fackeln und einfachen Kerzen, brauchte sie ein paar Sekunden, um sich zu orientieren.
Rolfe ging voraus und steuerte, ohne zu zögern, an einer Reihe von Zellen vorbei, die alle mit Sklaven vollgestopft waren, auf einen großen offenen Bereich am anderen Ende der Halle zu, wo ein dunkelhäutiger Eyllwe vor einem Trupp von vier Piraten stand.
Neben ihr atmete Sam hörbar aus, das Gesicht bleich. Der Gestank war schon schlimm genug, aber die Leute in den Zellen zu sehen, wie sie sich an die Stäbe klammerten oder an der Wand kauerten oder ihre Kinder an sich gedrückt hielten – Kinder –, war schlicht und einfach unerträglich.
Abgesehen von gelegentlichem gedämpftem Schluchzen waren die Sklaven still. Manche bekamen bei Celaenas Anblick großeAugen. Sie hatte vergessen, wie sie wirken musste, wenn sie mit verdecktem Gesicht und wehendem Umhang an ihnen vorbeischritt wie der Tod persönlich. Andere malten sogar unsichtbare Zeichen in die Luft, um das Böse zu bannen, das sie in ihr sahen.
Celaena registrierte die Schlösser an den Türen und zählte die Menschen, die in jede Zelle gestopft waren. Sie schienen aus allen Königreichen des Kontinents zu stammen. Es waren sogar ein paar Stammesangehörige aus den Bergen dabei – wild aussehende Männer mit orangeroten Haaren und grauen Augen, die jede ihrer Bewegungen verfolgten. Und Frauen, manche kaum älter als sie selbst. Hatten sie auch gekämpft oder waren sie nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen?
Celaenas Herz schlug schneller. Selbst nach all den Jahren wehrten die Menschen sich noch gegen Adarlans Eroberung. Aber welches Recht hatte Adarlan – oder Rolfe oder sonst jemand –, sie so zu behandeln? Eroberung war nicht genug; nein, Adarlan musste sie brechen .
Eyllwe, so hatte Celaena gehört, war besonders betroffen. Obwohl dessen König seine Macht dem König von Adarlan übertragen hatte, waren bei den Rebellen, die Adarlans Streitkräften das Leben schwer machten, noch immer Eyllwe-Soldaten zu finden. Aber Eyllwe war zu wichtig für Adarlan, um es aufzugeben. Es hatte zwei der wohlhabendsten Städte des Kontinents vorzuweisen und sein Territorium – reich an Ackerland, Wasserstraßen und Wäldern – war für die Handelsrouten unentbehrlich. Nun hatte Adarlan offenbar beschlossen, auch aus Eyllwes Bewohnern Kapital zu schlagen.
Als Rolfe näher kam, teilten sich die Piraten, die um den Eyllwe-Gefangenen herumstanden, und nickten ihm zu. Celaena erkannte zwei der Männer vom Abendessen am Vorabend wieder: den kleinen, kahlen Captain Fairview und den einäugigen, schwergewichtigenCaptain Blackgold. Celaena und Sam blieben neben Rolfe stehen.
Der Eyllwe stand splitternackt da, sein drahtiger, magerer Körper war mit
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