Celaenas Geschichte 1 - Throne of Glass: Roman (German Edition)
Versprechen, meine Entscheidung zu widerrufen, falls du dich nicht an meine Anweisungen hältst.«
Rolfe kniff die Augen zusammen. »Warum?«
»Warum was?«
Er holte Luft. »Warum so viele Umstände wegen Sklaven?«
»Wenn wir nicht für sie kämpfen, wer dann?« Sie zog einen Füllfederhalter aus der Tasche. »Unterschreib die Papiere.«
Rolfe hob eine Augenbraue. »Und woher willst du wissen, dass ich mein Wort halte?«
Celaena nahm das Messer von seinem Hals und kämmte mit der Klinge eine Strähne seines dunklen Haars zurück. »Ich habe meine Informanten. Und wenn ich höre, dass du mit Sklaven handelst, hast du mich wieder am Hals, egal, wo du hingehst, egal, wie weit du wegläufst. Ich habe dich jetzt zweimal überwältigt. Beim dritten Mal wirst du nicht so viel Glück haben. Das schwöre ich bei meinem Namen. Ich bin fast siebzehn und werde jetzt schon mit dir fertig; stell dir vor, wie gut ich erst in ein paar Jahren sein werde.« Celaena schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass du dich jetzt mit mir messen willst – und später ganz bestimmt nicht mehr.«
Rolfe starrte sie ein paar Sekunden an. »Wenn du je wieder einen Fuß auf mein Terrain setzt, ist dein Leben verwirkt.« Nach einer Pause brummte er: »Mögen die Götter Arobynn helfen.« Er nahm den Federhalter. »Sonst noch Wünsche?«
Celaena gab ihn frei, behielt das Messer jedoch in der Hand. »Aber ja«, erwiderte sie. »Ein Schiff wäre nett.«
Rolfe sah sie nur an, bevor er nach den Papieren griff.
Nachdem Rolfe die Dokumente unterschrieben, mit seinem Siegel versehen und sie Celaena ausgehändigt hatte, war sie so frei, ihn wieder bewusstlos zu schlagen. Mit gezielten Schlägen auf zwei Stellen an seinem Hals setzte sie ihn lange genug außer Gefecht für das, was sie unbedingt zu Ende führen musste: Sam finden.
Sie raste die halb eingefallene Turmtreppe hinauf, sprang über tote Piraten und lose Steinquader und blieb erst stehen, als sie die zerschmetterten Leichen des Dutzend Piraten fand, die Sam und den Katapulten am nächsten gekommen waren. Blut, Knochen, zerquetschtes Fleisch, das sie lieber nicht so genau anschaute …
»Sam!«, rief sie und rutschte über einen Geröllhaufen. Sie hievte eine Holzplatte zur Seite und suchte den Vorsprung nach irgendeinem Zeichen von ihm ab. »Sam!«
Als sie Stein und Holz und Metall beiseitewälzte, begann ihre Hand wieder zu bluten und hinterließ Blutspuren. Wo war er nur?
Es war ihr Plan gewesen. Wenn einer von ihnen dafür sterben musste, dann sie. Nicht er.
Sie gelangte zum zweiten Katapult, das durch ein heruntergefallenes Stück Turm komplett zerborsten war. Hier hatte sie Sam zuletzt gesehen. Eine Steinplatte hatte den Vorsprung getroffen, groß genug, um jemanden unter sich zu begraben.
Celaena stemmte sich dagegen, ihre Füße rutschten ab, als sie schob und schob und schob. Die Platte rührte sich nicht.
Stöhnend und keuchend drückte sie mit aller Kraft. Aber die Platte war einfach zu groß.
Fluchend hieb sie mit der Faust auf die graue Oberfläche, bis ihre verletzte Hand protestierte. Voller Verzweiflung schlug sie wieder und wieder gegen den Stein, biss die Zähne zusammen, um nicht laut zu schreien.
»Aus irgendeinem Grund glaube ich nicht, dass du die Platte damit von der Stelle bewegst«, ertönte eine Stimme. Celaena wirbelte herum.
Am anderen Ende des Vorsprungs stand Sam. Er war von Kopf bis Fuß in grauen Staub gehüllt und aus einer Schnittwunde an seiner Stirn lief Blut, aber er war …
Celaena hob das Kinn. »Ich habe nach dir gerufen.«
Sam zuckte mit den Schultern und kam lässig auf sie zu. »Ich fand, du könntest ruhig ein paar Minuten warten, schließlich habe ich die Lage gerettet.« In seinem aschebedeckten Gesicht wanderten die Augenbrauen nach oben.
»Du bist mir ein schöner Held.« Celaena deutete auf die Trümmerum sie herum. »Ich habe noch nie eine derart schlampige Arbeit gesehen.«
Sam grinste, seine braunen Augen funkelten im Morgenlicht golden. Das war so ein typischer Sam-Blick, diese Mischung aus Gewitztheit, Genervtsein und Charme, die immer, immer einen besseren Menschen aus ihm machen würde, als sie es je sein könnte.
Ehe sie wusste, was sie tat, hatte Celaena ihm die Arme um den Hals geworfen und drückte ihn an sich.
Zuerst stand Sam steif da, aber nach einer Sekunde erwiderte er die Umarmung. Celaena atmete tief ein – den Geruch seines Schweißes, den Geruch nach Staub und Stein, den metallischen Geruch seines
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