Celaenas Geschichte 1 - Throne of Glass: Roman (German Edition)
mir. Ich überlege mir noch, wie ich mit ihm fertigwerde.«
»Wir könnten auch … einfach nicht nach Rifthold zurückkehren«, schlug Sam vor.
»Was – weglaufen?«
Sam zuckte mit den Schultern. Seine Augen waren auf die Wellen gerichtet, aber Celaena hätte schwören können, dass er rot wurde. »Er könnte uns immerhin umbringen.«
»Wenn wir weglaufen, würde er für den Rest unseres Lebens Jagdauf uns machen und uns sicher irgendwann finden, selbst wenn wir andere Namen annehmen würden.« Als könnte sie ihr ganzes Leben hinter sich lassen! »Er hat zu viel Geld in uns investiert – das müssen wir ihm alles noch zurückzahlen. Für ihn wäre es ein miserables Geschäft.«
Sams Blick wanderte nach Norden, als könnte er die immer größer werdende Hauptstadt von Adarlan und ihr hoch aufragendes gläsernes Schloss sehen. »Ich glaube, hier geht es um mehr als nur um dieses Handelsabkommen.«
»Wie meinst du das?«
Sam malte Kreise in den Sand zwischen ihnen. »Ich meine, warum wurden wir beide überhaupt hergeschickt? Der Grund, den Arobynn uns genannt hat, war vorgeschoben. Wir sind nicht entscheidend für dieses Geschäft. Er hätte genauso gut zwei andere Assassinen schicken können, die sich nicht die ganze Zeit an die Gurgel springen.«
»Was willst du damit sagen?«
Sam zuckte mit den Schultern. »Vielleicht konnte Arobynn uns jetzt nicht in Rifthold gebrauchen. Wollte uns für einen Monat aus der Stadt haben.«
Ein Schauder lief Celaena über den Rücken. »So etwas würde Arobynn nie tun.«
»Ach nein?«, fragte Sam. »Haben wir je erfahren, warum Ben in der Nacht dabei war, als Gregori geschnappt wurde?«
»Wenn du andeuten willst, dass Arobynn Ben irgendwie ins Messer hat laufen lassen …«
»Ich will gar nichts andeuten. Aber manche Dinge passen einfach nicht zusammen. Und es gibt Fragen, die nie beantwortet wurden.«
»Es ist nicht erlaubt, Arobynns Entscheidungen anzuzweifeln«, murmelte sie.
»Und seit wann hältst du dich an Verbote?«
Celaena stand auf. »Lass uns die nächsten Tage hinter uns bringen. Dann machen wir uns Gedanken über deine Verschwörungstheorien.«
In Sekundenschnelle stand Sam auf den Füßen. »Ich habe keine Theorien . Nur Fragen, die du dir selbst auch stellen solltest. Warum wollte Arobynn uns diesen Monat loshaben?«
»Wir können ihm vertrauen.« Kaum ausgesprochen, kamen Celaena diese Worte töricht vor.
Sam bückte sich nach seinen Stiefeln. »Ich gehe zurück ins Wirtshaus. Kommst du mit?«
»Nein. Ich bleibe noch eine Weile hier.«
Sam warf ihr einen nachdenklichen Blick zu, nickte aber. »Wir sollen uns Arobynns Sklaven morgen Nachmittag um vier auf ihrem Schiff ansehen. Bleib möglichst nicht die ganze Nacht hier draußen. Wir brauchen jede Minute Schlaf.«
Celaena erwiderte nichts und wandte sich ab, bevor sie sehen konnte, wie er in Richtung der goldenen Lichter von Skull’s Bay aufbrach.
Sie ging den Strand entlang bis zu dem einsamen Wachtturm. Nachdem sie ihn sich aus dem Schatten genau angesehen hatte – die beiden Katapulte im oberen Teil, die riesige Kette, die darüber befestigt war –, ging sie weiter. Sie ging, bis es nichts mehr auf der Welt gab außer dem Murmeln und Zischen der Wellen, dem Knirschen des Sandes unter ihren Füßen und dem Glitzern des Mondes im Wasser.
Sie ging, bis sie von einer überraschend kühlen Brise erfasst wurde, und blieb stehen.
Verwundert wandte sie sich nach Norden, wo die Brise herkam und mit ihr der Duft eines weit entfernten Landes, das sie seit acht Jahren nicht mehr gesehen hatte. Kiefern und Schnee – eine Stadt, die der Winter noch im Griff hatte. Celaena atmete tief ein undblickte über das verwaiste schwarze Meer, die weit entfernte Stadt vor Augen, in der sie vor langer Zeit zu Hause gewesen war. Der Wind riss Strähnen aus ihrem Zopf und peitschte sie ihr ins Gesicht. Orynth. Eine Stadt aus Licht und Musik, bewacht von einem Schloss aus Alabaster mit einem Turm, der so hell war, dass man ihn meilenweit sehen konnte.
Der Mond verschwand hinter einer dicken Wolke. In der plötzlichen Dunkelheit leuchteten die Sterne heller.
Celaena kannte alle Sternbilder auswendig. Instinktiv suchte sie nach dem Hirsch, dem Herrn des Nordens, und dem Fixstern, der seinen Kopf krönte.
Damals hatte sie keine andere Wahl gehabt. Als Arobynn ihr diesen Weg angeboten hatte, war die Alternative nur der Tod gewesen. Aber jetzt …
Schaudernd holte sie Luft. Nein, sie war in ihren
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