Celaenas Geschichte 1 - Throne of Glass: Roman (German Edition)
Entscheidungen genauso eingeschränkt wie mit acht Jahren. Sie war Adarlans Assassinin, Arobynn Hamels Protegé und Nachfolgerin – und das würde sie immer bleiben.
Es war ein langer Weg zurück zum Wirtshaus.
6
N ach einer weiteren quälend heißen und schlaflosen Nacht verbrachte Celaena den nächsten Tag mit Sam. Ohne Eile schlenderten sie durch die Straßen von Skull’s Bay, blieben an mehreren Verkaufsständen stehen und betraten auch hin und wieder einen Laden, vollzogen dabei aber innerlich jeden Schritt ihres Plans, gingen alle Details durch, die sie perfekt aufeinander abstimmen mussten.
Von den Fischern an den Docks brachten sie in Erfahrung, dass die an den Holzstegen vertäuten Ruderboote niemand Bestimmtem gehörten und dass am nächsten Tag direkt nach Sonnenaufgang Flut war. Nicht besonders günstig, aber besser als mittags.
Beim Flirten mit den Huren an der Hauptstraße erfuhr Sam, dass Rolfe in gewissen Abständen für alle Piraten, die in seinem Dienst standen, Freibier ausschenkte und dass das Gelage Tage dauerte. Sam schnappte auch ein paar andere Informationen auf, von denen er Celaena nichts erzählen wollte.
Und ein angetrunkener Pirat, der unter einem Baum gestrandet war, erzählte Celaena, wie viele Männer die Sklavenschiffe bewachten, was für Waffen sie trugen und wo die Sklaven untergebracht waren.
Gegen vier Uhr standen Celaena und Sam auf dem Schiff, dasRolfe ihnen versprochen hatte, und beobachteten, wie die Sklaven auf das breite Deck taumelten. Sie zählten mit. Dreiundneunzig. Hauptsächlich Männer, die meisten jung. Bei den Frauen variierte das Alter mehr und Kinder gab es nur eine Handvoll, genau wie Rolfe gesagt hatte.
»Genügen sie Euren hohen Ansprüchen?«, fragte Rolfe im Näherkommen.
»Ich dachte, Ihr hättet gesagt, es wären mehr«, gab Celaena kühl zurück, ohne die angeketteten Sklaven aus den Augen zu lassen.
»Wir hatten ein glattes Hundert, aber sieben sind unterwegs gestorben.«
Celaena drängte die Wut zurück, die in ihr hochkochte. Sam, der sie für ihren Geschmack viel zu gut kannte, schaltete sich ein. »Und mit wie viel Verlust dürfen wir auf der Reise nach Rifthold rechnen?« Sein Gesicht war relativ neutral, auch wenn in seinen braunen Augen Unmut aufblitzte. In Ordnung – er war ein guter Lügner. Vielleicht genauso gut wie sie.
Rolfe fuhr sich durch das dunkle Haar. »Hört ihr beiden jemals auf, Fragen zu stellen? Man kann nie vorher wissen, wie viele Sklaven man verlieren wird. Ihr müsst sie eben mit Wasser und Essen versorgen.«
Celaena entschlüpfte ein leises Stöhnen, aber Rolfe war bereits auf dem Weg zurück zu seinem Trupp Wachen. Celaena und Sam folgten ihm und beobachteten, wie der letzte Sklave an Deck gestoßen wurde.
»Wo sind die Sklaven von gestern?«, fragte Sam.
Rolfe hob die Hand. »Die meisten sind auf dem Schiff da und fahren morgen weiter.« Er deutete auf das Schiff neben ihrem und wies einen der Sklaventreiber an, mit der Kontrolle anzufangen.
Sam und Celaena warteten, bis die ersten Sklaven inspiziert worden waren, und steuerten Kommentare bei, wie gesund ein Sklave aussah und wo in Rifthold er einen guten Preis einbringen würde. Ein Satz klang widerlicher als der andere.
»Könnt Ihr garantieren«, fragte Celaena den Piratenlord, »dass dieses Schiff heute Nacht sicher ist?« Rolfe nickte mit einem lauten Seufzer. »Der Wachtturm am anderen Ende der Bucht«, legte Celaena nach. »Ich nehme an, das Schiff wird auch von dort aus überwacht?«
»Ja«, zischte Rolfe. Celaena wollte noch etwas sagen, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Und bevor Ihr danach fragt: Die Wachen werden direkt vor Sonnenaufgang abgelöst.« Dann würden sie also den Wachwechsel abwarten müssen, damit die neue Schicht bei Tagesanbruch nicht Alarm auslöste – zumal Flut war. Das war ein kleiner Haken in ihrem Plan, aber den konnte sie leicht ausbügeln.
»Wie viele der Sklaven sprechen unsere Sprache?«, fragte Celaena.
Rolfe hob eine Augenbraue. »Warum?«
Celaena konnte spüren, wie Sam sich neben ihr anspannte, aber sie zuckte mit den Schultern. »Das könnte ihren Wert steigern.«
Rolfe musterte sie ein bisschen zu genau und wirbelte dann zu einer Sklavin herum, die in der Nähe stand. »Sprichst du Adarlan?«
Ihre Augen weiteten sich, sie sah nach rechts und links und klammerte sich an ihre zerfetzte Kleidung – eine Kombination aus Fell und Wolle, die sie zweifellos trug, um sich auf den eisigen
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