Celaenas Geschichte 1 - Throne of Glass: Roman (German Edition)
verlassen.«
Dia nickte und sagte etwas auf Eyllwe. Die Frau sah Celaena mit leicht geöffnetem Mund an, dann nahm sie die Schlüssel und machte sich wortlos daran, die anderen Gefangenen zu befreien. Anschließend wandte Dia sich mit leiser, aber eindringlicher Stimme an den gesamten Frachtraum.
»Die Wachposten sind bewusstlos«, sagte Celaena. Dia übersetzte. »Der Captain ist in seiner Kajüte eingesperrt und wird euch morgen, wenn ihr wollt, durch die Dead Islands hindurch in sichere Gewässer steuern. Er weiß, wenn er versucht, euch irgendwie hereinzulegen, wird er mit dem Tod bezahlen.«
Während Dia übersetzte, wurden seine Augen größer und größer. Irgendwo am anderen Ende des Raums begann einer der Bergbewohner zu übersetzen. Und dann dolmetschten auch zwei andere – einer in die Sprache von Melisande und ein anderer in eine Sprache, die Celaena nicht erkannte. War es klug oder feige von ihnen gewesen, sich gestern Abend nicht zu melden, als sie gefragt hatte, wer Adarlan sprach?
»Wenn ich unseren Plan fertig erklärt habe«, sagte sie und ihre Hände zitterten ein bisschen, als ihr plötzlich die ganze Tragweite bewusst wurde, »könnt ihr diesen Raum verlassen, aber betretet nicht die Decks. Der Wachtturm ist besetzt und das Schiff wird von dort aus überwacht. Wenn sie euch an Deck sehen, schlagen sie Alarm.«
Sie ließ Dia und die anderen übersetzen, bevor sie weitersprach.
»Mein Mitstreiter ist schon an Bord der Loveless – noch ein Sklavenschiff, das morgen in See stechen soll.« Celaena schluckteschwer. »Wenn ich hier fertig bin, rudern er und ich in die Stadt zurück und sorgen für Ablenkung, damit ihr bei Sonnenaufgang unbehelligt den Hafen verlassen könnt. Ihr werdet den ganzen Tag brauchen, um die Dead Islands vor Einbruch der Dunkelheit hinter euch zu lassen – sonst steckt ihr in ihrem Labyrinth fest.«
Noch während Dia dolmetschte, meldete sich in seiner Nähe jemand zu Wort. Eine Frau. Dias Stirn war gerunzelt, als er sich Celaena zuwandte. »Sie hat zwei Fragen. Was ist mit der Kette über der Bucht? Und wie steuern wir das Schiff?«
Celaena nickte. »Die Kette überlasst ihr uns. Sie wird unten sein, bevor ihr sie erreicht.«
Als Dia und die anderen übersetzten, erhob sich Gemurmel. Immer noch war das Klirren von zu Boden fallenden Hand- und Fußeisen zu hören, wenn wieder ein Sklave befreit war.
»Was das Steuern des Schiffs angeht«, sagte Celaena in den Lärm hinein, »gibt es Seeleute unter euch? Fischer?«
Ein paar Hände schnellten nach oben. »Captain Fairview wird euch spezielle Anweisungen geben. Aber in der Bucht werdet ihr rudern müssen. Jeder, der kräftig genug ist, wird an den Rudern gebraucht, sonst habt ihr keine Chance, schneller als Rolfes Schiffe zu sein.«
»Was ist mit seiner Flotte?«, fragte ein anderer Mann.
»Das überlasst mir.« Sam war wahrscheinlich schon zur Golden Wolf unterwegs. Sie mussten schleunigst zurück an Land. »Egal, ob die Kette noch oben ist, egal, was vielleicht in der Stadt los ist – sobald sich die Sonne am Horizont zeigt, rudert ihr, so schnell ihr könnt.«
Nach Dias Übersetzung erhoben sich mehrere Einwände und er gab eine kurze, scharfe Antwort, bevor er sich Celaena zuwandte. »Die Einzelheiten klären wir selbst.«
Celaena hob das Kinn. »Diskutiert das miteinander aus. EuerSchicksal liegt in eurer Hand. Aber ganz gleich wie euer Plan aussieht, die Kette wird unten sein und ich verschaffe euch bei Sonnenaufgang so viel Vorsprung wie möglich.«
Mit einem Kopfnicken verließ sie den Frachtraum und bedeutete Dia mitzukommen. Hinter ihnen setzte sofort die Diskussion ein – immerhin gedämpft.
Im Gang konnte Celaena sehen, wie abgemagert und verdreckt Dia war. Sie deutete nach vorn. »Da ist die Kajüte, dort findet ihr Captain Fairview. Holt ihn vor Tagesanbruch raus und habt keine Angst, ein bisschen nachzuhelfen, wenn er nicht reden will. An Deck liegen drei bewusstlose Wachposten gefesselt, einer vor der Kapitänskajüte und die beiden hier. Macht mit ihnen, was ihr wollt; das überlasse ich euch.«
»Ich lasse sie in die Kajüte bringen«, sagte Dia schnell. Er strich sich über die Bartstoppeln. »Wie viel Zeit werden wir haben, um wegzukommen? Wie lange, bis die Piraten es merken?«
»Das weiß ich nicht. Ich will versuchen, ihre Schiffe zu beschädigen, das könnte sie aufhalten.« Sie erreichten die schmale Treppe, die zu den Oberdecks führte. »Du musst noch etwas tun«, sprach
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