Celaenas Geschichte 1 - Throne of Glass: Roman (German Edition)
rotbraunen Haare. »Was das Handelsabkommen angeht, das er skizziert … Mein Buchhalter soll die anfallenden Unkosten zusammenstellen, aber Ihr werdet Arobynn sagen müssen, dass er mit Gewinnen frühestens bei der zweiten Schiffsladung rechnen darf. Möglicherweise erst bei der dritten. Und wenn er damit ein Problem hat, soll er selbst herkommen und es mir sagen.«
Gewinne? Schiffsladung? Ausnahmsweise war Celaena dankbar für die Maske. Das klang, als wären sie hergeschickt worden, um irgendein Geschäft abzuschließen. Sie warf einen Seitenblick auf Sam. Der nickte Rolfe zu, als wüsste er genau, wovon der Piratenlord redete. »Und was sollen wir Arobynn sagen, wann er mit der ersten Schiffsladung rechnen kann?«, fragte er.
Rolfe stopfte Arobynns Briefe in die Schreibtischschublade und schloss sie ab. »Die Sklaven werden übermorgen hier sein – und am nächsten Tag bereit zur Weiterreise mit Euch. Ich borge Euch sogar mein Schiff, Ihr könnt also Eurer schreckhaften Crew sagen, dass sie heute Abend nach Rifthold zurückkehren kann, wenn sie will.«
Celaena starrte ihn an. Arobynn hatte sie hierhergeschickt wegen … wegen Sklaven ? Wie konnte er sich bloß zu so etwas hergeben? Und sie angeblich wegen etwas ganz anderem nach Skull’s Bay schicken … Sie spürte, wie sich ihre Nasenflügel vor Wut blähten. Sam hatte von dem Handel gewusst, aber irgendwie vergessen, den wahren Grund ihres Besuchs zu erwähnen – sogar während der zehn Tage auf See. Sobald sie mit ihm allein war, würde er das bitter bereuen. Aber jetzt … Rolfe durfte nicht mitbekommen, dass sie keine Ahnung gehabt hatte.
»Ihr solltet das lieber nicht vermasseln«, warnte Celaena den Piratenlord. »Wenn etwas schiefgeht, kann Arobynn ungemütlich werden.«
Rolfe lachte in sich hinein. »Ihr habt mein Wort, dass alles plangemäß laufen wird. Schließlich bin ich nicht umsonst der Piratenlord.«
Celaena beugte sich vor und imitierte den Tonfall eines Geschäftspartners, der sich Sorgen um seine Investition macht. »Seit wann genau seid Ihr im Sklavenhandel tätig?« Es konnte nicht lange sein. In Adarlan wurden erst seit zwei Jahren Sklaven gefangen und verkauft – größtenteils Kriegsgefangene aus den Gebieten, die gegen ihre Eroberung zu rebellieren wagten. Die meisten stammten aus Eyllwe, aber es gab auch welche aus Melisande, Finntierland und den abgelegenen White Fang Mountains. Fast alle schickte man nach Calaculla oder Endovier, die größten und berüchtigtsten Arbeitslager des Kontinents, um Salz und Edelmetalle abzubauen. Doch zunehmend fanden Sklaven auch den Weg in die Haushalte von Adarlans Adel. Wenn Arobynn ein schmutziges Handelsabkommen schloss – eine Art Schwarzmarktdeal –, würde das den Ruf der gesamten Assassinengilde besudeln.
»Glaubt mir«, sagte Rolfe mit verschränkten Armen, »ich habe reichlich Erfahrung. Ihr solltet Euch eher Gedanken um Euren Meister machen. Bei einer Investition in den Sklavenhandel ist der Profit zwar garantiert, aber er wird wohl mehr Mittel lockermachen müssen, als ihm lieb ist, um zu verhindern, dass unser Geschäft den falschen Leuten zu Ohren kommt.«
Celaena wurde übel, nach außen hin blieb sie jedoch völlig gleichgültig und erwiderte: »Arobynn ist ein cleverer Geschäftsmann. Egal was man ihm liefert, er macht das Optimum daraus.«
»Ich will für ihn hoffen, dass das stimmt. Ich möchte meinen Namen und meinen Ruf nicht unnötig aufs Spiel setzen.« Rolfe erhob sich und Celaena und Sam standen ebenfalls auf. »Ich lasse diePapiere unterschreiben und gebe sie Euch morgen zurück. Was Eure Unterbringung angeht …« Er deutete auf die Tür. »Ich habe zwei Zimmer für Euch herrichten lassen.«
»Wir brauchen nur eins«, sagte Celaena schnell.
Rolfes Augenbrauen hoben sich vielsagend.
Celaenas Gesicht brannte unter der Maske und Sam verschluckte sich an einem Lachen. »Ein Raum, zwei Betten.«
Rolfe war sichtlich amüsiert, während er zur Tür ging und sie für seine Gäste öffnete. »Wie Ihr wünscht. Ich werde Euch auch ein Bad richten lassen.« Celaena und Sam folgten ihm in den engen, dunklen Flur. »Ihr könnt beide eins gebrauchen«, fügte er mit einem Zwinkern hinzu.
Celaena musste ihre gesamte Selbstbeherrschung aufbieten, um ihm nicht das Knie zwischen die Beine zu rammen.
3
S ie brauchten fünf Minuten, um den beengten Raum nach Gucklöchern oder Anzeichen von Gefahr abzusuchen; fünf Minuten, um die gerahmten Bilder an den mit Holz
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