Celaenas Geschichte 4 - Throne of Glass
zwischen ihr und dem Sprung, mit dem sie entweder direkt in diesem offenen Fenster einen Stock tiefer landen oder auf die Gasse dazwischen stürzen würde.
Sie spurtete auf den Dachrand zu, der immer näher kam.
Zwölf Meter.
Es gab keinen Raum für Fehler, keinen Raum für Angst oder Schmerz oder irgendetwas anderes außer dieser blinden Wut und eiskalter Berechnung.
Neun Meter.
Sie raste geradeaus wie ein Pfeil, jedes Federn ihrer Beine und Arme katapultierte sie vorwärts.
Sechs Meter.
Drei Meter.
Die Gasse tief unten rückte in ihr Blickfeld, die Lücke sah viel größer aus als gedacht.
Ein Meter fünfzig.
Doch es war nichts von ihr übrig, um ein Abbremsen überhaupt in Erwägung zu ziehen.
Celaena erreichte die Dachkante und sprang.
10
D ie kalte Nachtluft auf ihrem Gesicht, das Glitzern der nassen Straßen im Schein der Laternen, das Schimmern des Mondlichts auf den schwarzen Vorhängen hinter dem offenen Fenster, während sie im Bogen darauf zusprang und bereits nach den Messern griff …
Als Vorbereitung auf die Landung zog sie den Kopf an die Brust, bevor sie durch die Vorhänge brach und sie sauber aus der Aufhängung riss, auf dem Boden landete und abrollte.
Mitten in einem Versammlungsraum voller Menschen. Blitzschnell erfasste sie die Einzelheiten: ein eher kleiner Raum, in dem Jayne, Farran und andere um einen viereckigen Tisch saßen, davor ein Dutzend Wachen, die bereits zu einer Wand aus Menschen und Waffen zwischen ihr und ihren Opfern formiert waren und sie nun anstarrten.
Die Vorhänge waren so dick, dass sie jegliches Licht im Raum geschluckt hatten – sie hatten es wirken lassen, als wäre es drinnen dunkel und leer. Ein Trick.
Egal. Sie würde sie trotzdem alle töten. Die beiden Messer in ihren Stiefeln waren geworfen, noch bevor sie überhaupt auf den Beinen stand, und die ersterbenden Schreie der Wachen zauberten ein böses Lächeln auf ihre Lippen.
Als der nächste Wachposten sie angriff, hielt sie schon beideSchwerter in den Händen und stieß ihm das eine zwischen die Rippen ins Herz.
Er war sofort tot. Jeder Gegenstand und jede Person zwischen ihr und Farran war ein Hindernis oder eine Waffe, ein Schild oder eine Falle.
Sie wirbelte zum nächsten Wachposten herum und ihr Lächeln wurde noch böser, als sie für einen Sekundenbruchteil Jayne und Farran am anderen Ende des Raums hinter dem Tisch sah. Während Farran sie mit strahlenden Augen anlächelte, war Jayne aufgesprungen und starrte sie an.
Celaena versenkte eines ihrer Schwerter im Brustkorb einer Wache und ließ es stecken, sodass sie nach ihrem dritten Messer greifen konnte.
Jayne starrte noch immer, während sich dieses Messer bis zum Griff in seinen Hals bohrte.
Es war der blanke Wahnsinn. Als die Tür aufflog und noch mehr Wachen hereinströmten, zog sie ihr zweites Schwert aus dem Brustkorb der getöteten Wache. Es konnten höchstens zehn Sekunden vergangen sein, seit sie durch das offene Fenster gesprungen war. Hatten sie sie erwartet ?
Zwei Wachen stürmten mit erhobenen Waffen auf sie zu. Celaenas Schwerter blitzten. Blut sprühte durch die Luft.
Der Raum war nicht groß – nur sechs Meter trennten sie von Farran, der noch immer dasaß und sie mit wilder Verzückung beobachtete.
Drei weitere Wachen gingen zu Boden.
Jemand schleuderte ein Messer nach ihr, dessen Flugbahn sie mit einem Schwert abfälschte, sodass es direkt im Bein einer anderen Wache landete. Ein glücklicher Zufall.
Noch zwei Wachen brachen tot zusammen.
Nun gab es nur noch wenige zwischen ihr und dem Tisch mitFarran dahinter. Er sah nicht einmal zu Jayne, der neben ihm tot auf den Tisch gesackt war.
Vom Flur kamen immer mehr Wachen herein, nun allerdings mit seltsamen schwarzen Masken über den Gesichtern, Masken mit runden, mit Glas verschlossenen Aussparungen über den Augen und einer Art Stoffnetz über dem Mund …
Und dann entwickelte sich Rauch, die Tür schlug zu und während Celaena die nächste Wache abstach, sah sie gerade noch, wie Farran sich eine Maske überstreifte.
Sie kannte diesen Geruch. Von Sams Leichnam. Dieser moschusartige, seltsame …
Jemand schloss das Fenster, sodass keine Luft mehr hereinkam. Überall Rauch, der alles vernebelte.
Obwohl Celaenas Augen brannten, ließ sie ein Schwert fallen, um nach ihrem letzten Messer zu greifen, demjenigen, das ein neues Zuhause in Farrans Kopf finden würde.
Ruckartig kippte die Welt zur Seite.
Nein .
Sie wusste nicht, ob sie es sagte oder nur dachte,
Weitere Kostenlose Bücher