Celaenas Geschichte 4 - Throne of Glass
mehr so anfühlte. Etwas fehlte in der Welt, etwas Entscheidendes. Als sie aus dem Tiefschlaf auftauchte, brauchte sie eine Weile, bis ihr klar wurde, was anders war.
Sie hätte glauben können, dass sie in ihrem Bett in der Assassinenvilla lag, dass sie noch immer Arobynns Protegé war, noch immer Sams Rivalin, noch immer zufrieden, bis in alle Ewigkeit Adarlans Assassinin zu sein. Das hätte sie glauben können, wäre ihr nicht aufgefallen, dass in diesem vertrauten Raum so viele ihrer Lieblingssachen fehlten – Dinge, die sich nun in ihrer Wohnung über dem Lagerhaus befanden.
Sam war fort.
Die Wirklichkeit tat sich sperrangelweit auf und verschluckte sie mit Haut und Haaren.
Sie rührte sich nicht aus dem Bett.
Dass der Tag verging, merkte sie daran, wie das Licht über die Zimmerwand wanderte. Sie wusste, dass die Welt sich weiterdrehte, unbeeindruckt vom Tod eines jungen Mannes, unwissend, dass er jemals existiert und geatmet und sie geliebt hatte. Sie hasste die Welt dafür, dass sie nicht stehen blieb. Wenn sie dieses Bett und diesenRaum nie mehr verließ, würde sie vielleicht nicht mehr darin weiterleben müssen.
Die Erinnerung an sein Gesicht verflüchtigte sich bereits. Waren seine Augen eher goldbraun oder erdbraun gewesen? Sie wusste es nicht mehr. Und nun würde sie es nie mehr herausfinden können.
Nie mehr dieses schiefe Grinsen sehen. Nie mehr sein Lachen hören, nie mehr ihren Namen aus seinem Mund hören, als würde er etwas Besonderes bedeuten, mehr als es jemals bedeuten konnte, Adarlans Assassinin zu sein.
Sie wollte nicht in eine Welt hinausgehen, in der er nicht existierte. Also beobachtete sie, wie das Licht wanderte und sich veränderte und ließ das Leben an sich vorbeiziehen.
Vor ihrer Tür wurde gesprochen. Drei Männer mit leisen Stimmen, die sie aufweckten. Im Raum war es dunkel, hinter den Fenstern leuchteten die Lichter der Stadt.
»Jayne und Farran erwarten natürlich Vergeltung«, sagte einer. Harding, einer der talentierteren Assassinen und ein erbitterter Rivale von ihr.
»Ihre Wachen werden in Alarmbereitschaft sein«, sagte ein anderer – Tern, ein älterer Assassine.
»Dann beseitigen wir die Wachen und während sie abgelenkt sind, überrumpeln einige von uns Jayne und Farran.« Arobynn. Sie erinnerte sich dunkel, dass er sie – vor Stunden oder Jahren oder vor einem ganzen Leben – aus dem dunklen, nach Tod riechenden Raum nach oben getragen und in ihr Bett gelegt hatte.
Gedämpfte Antworten von Tern und Harding, dann …
»Wir schlagen heute Nacht zu«, bestimmte Arobynn. »Farran wohnt auch im Haus und wenn wir den Zeitpunkt richtig wählen, töten wir sie beide in ihren Betten.«
»Um in den ersten Stock zu kommen, können wir nicht einfachdie Treppe benutzen«, gab Harding zu bedenken. »Überall sind Wachen, auch draußen. Aber falls wir vorne nicht durchkommen, gibt es im ersten Stock ein kleines Fenster, durch das wir vom Dach des Nachbarhauses aus hineinspringen können.«
»So ein Sprung könnte leicht schiefgehen«, konterte Tern.
» Schluss jetzt «, sagte Arobynn schneidend. »Ich entscheide, wie wir hineinkommen, wenn wir vor Ort sind. Sagt den anderen, sie sollen in drei Stunden startklar sein. Ich will, dass wir um Mitternacht aufbrechen. Und sagt ihnen, die Sache ist geheim . Um Sam eine Falle zu stellen, muss Farran einen Tipp bekommen haben. Sagt nicht mal euren Dienern, wo ihr hingeht.«
Zustimmendes Gemurmel, dann sich entfernende Schritte von Tern und Harding.
Celaena hielt die Augen geschlossen und atmete regelmäßig, als ihre Schlafzimmertür aufgeschlossen wurde. Sie erkannte den rhythmischen, selbstsicheren Gang des Königs der Assassinen, der auf ihr Bett zukam. Erkannte seinen Geruch, als er über ihr stand und sie ansah. Fühlte, wie er ihr mit seinen langen Fingern durchs Haar strich, dann über die Wange.
Dann sich entfernende Schritte, die sich schließende Tür – und der sich im Schloss drehende Schlüssel. Sie öffnete die Augen. Die Stadt leuchtete hell genug, um zu erkennen, dass das Schloss seit ihrem Auszug verändert worden war – jetzt ließ sich die Tür nur noch von außen abschließen.
Er hatte sie eingesperrt.
Um sie davon abzuhalten, mit ihnen zu gehen? Damit sie nicht helfen konnte, es Farran heimzuzahlen für jede einzelne Stelle, an der er Sam gefoltert, für jeden einzelnen Schmerz, den er ihm zugefügt hatte?
Farran war ein Meister der Folter und er hatte Sam die ganze Nacht gehabt.
Als Celaena
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