Celinas Tochter
Habt ihr eine Spinne gesehen?«
Sein Verhalten änderte sich drastisch, als er merkte, welche Atmosphäre im Raum herrschte. Fast konnte man Schwefel riechen. »Mutter? Alex? Was ist los?«
Alex starrte Sarah Jo an, deren Gesicht so selbstzufrieden und heiter aussah wie eine Kamee. Alex stürzte zur Tür und stieà dabei den kleineren Stuhl um. Sie rannte aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.
Junior sah seine Mutter fragend an. Sie wandte ihm den Rücken, kehrte auf ihren Diwan zurück, nahm ihre Teetasse und nippte daran.
Junior raste hinter Alex her und erwischte sie an der Haustür, wo sie vergeblich versuchte, in die Ãrmel ihrer Jacke zu fahren.
Er packte sie an den Armen. »Verdammt, was geht hier vor?«
Alex drehte den Kopf weg, damit er ihre Tränen nicht sehen konnte. Sie versuchte seine Hände abzustreifen. »Gar nichts.«
»Sie sehen nicht so aus, als ob Sie von einer Teeparty kommen.«
»Tee? Ha?« Alex warf den Kopf zurück. »Sie hat mich nicht eingeladen, um Tee zu trinken.« Sie schniefte und kniff ihre Augen zusammen, der Tränen wegen. »Ich sollte ihr wohl dankbar sein dafür, daà sie es mir erzählt hat.«
»Was erzählt hat?«
»Daà ich ein biologischer Unfall bin.« Juniors Gesicht wurde aschfahl. »Dann ist es also wahr, ja?« Junior lieà sie los und wollte sich abwenden. Jetzt packte Alex ihn an den Armen und zwang ihn, sich zurückzudrehen. »Nicht wahr?« Ihre Tränen waren nicht mehr aufzuhalten. »Sagen Sie etwas, Junior!«
Es fiel ihm zu schwer, mit der Wahrheit herauszurücken. Alex faÃte sie für ihn in Worte.
»Celina kam aus El Paso zurück. Sie hatte ihren Spaà mit einem Soldaten gehabt und war bereit, sich mit Reede zu versöhnen. Das hätte wahrscheinlich auch funktioniert, wenn ich nicht gewesen wäre, richtig?« Sie schlug sich die Hände vors Gesicht. »Mein Gott, kein Wunder, daà er mich so haÃt.«
Junior zog ihr die Hände vom Gesicht und sah sie ernsthaft an. »Reede haÃt Sie nicht, Alex. Keiner von uns hat Sie damals gehaÃt und jetzt auch nicht.«
Sie lachte bitter auf. »Ich wette, Albert Gaither hat schon allein den Gedanken an mich gehaÃt. Er war gezwungen zu heiraten.« Ihre Augen wurden ganz groÃ, und sie sagte abgehackt: »Das erklärt so vieles. So vieles . Warum GroÃmutter Graham so streng war, wenn ich ausgehen wollte und wann ich zu Hause sein muÃte â ständig hat sie gefragt, wo ich war.
Ich hab sie gehaÃt, weil sie so unflexibel war und ich ihr nie Anlaà gegeben hatte, mir zu miÃtrauen. Wahrscheinlich war ihre übergroÃe Vorsicht gerechtfertigt, stimmtâs?« Ihre Stimme wurde immer schriller. »Ihre Tochter hat sich bumsen lassen, und vor fünfundzwanzig Jahren war das immer noch eine richtige Sünde.«
»Alex, hören Sie auf damit.«
»Das erklärt, warum meine GroÃmutter mich nie richtig geliebt hat. Ich habe Celinas Leben ruiniert, und das hat sie mir nie verziehen. Celina konnte Reede nicht haben, Sie nicht haben, keine Zukunft haben. Und alles wegen mir! Gott!«
Alex wandte sich von ihm ab und rià die Tür auf. Sie lief über die Veranda und die Treppe hinunter zu ihrem Wagen.
»Alex!« Er machte Anstalten, ihr zu folgen.
»Was geht hier vor?« polterte Angus, als Alex an ihm vorbeirannte.
»LaÃt sie in Ruhe, ihr beide.« Sarah Jo stand am obersten Treppenabsatz, von wo aus sie alles mitangesehen hatte.
Junior wirbelte herum: »Mutter, wie konntest du? Wie konntest du Alex so weh tun?«
»Ich hab es ihr nicht erzählt, um ihr weh zu tun.«
»Was hast du ihr erzählt?« fragte Angus. Er stand in der offenen Tür, verwirrt und ungeduldig, weil keiner seine Frage beantwortete.
»Natürlich hat es ihr weh getan«, sagte Junior. »Und das hast du gewuÃt. Warum muÃtest du es ihr überhaupt erzählen?«
»Weil sie es wissen muÃ. Der einzige, der ihr weh tun kann, ist sie selbst. Sie jagt eine Illusion. Die Mutter, die sie in Celina Gaither sucht, hat niemals existiert. Merle hat ihr den Kopf vollgestopft mit Unsinn, wie wunderbar Celina war. Sie hat vergessen, dem Mädchen zu sagen, daà ihre Mutter alle Register kannte. Es war höchste Zeit, daà Alex das erfuhr.«
»ScheiÃe!« brüllte Angus. »Würde mir bitte jemand sagen, was, zum
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