Celinas Tochter
die das Dekolleté ihrer weiÃen Bluse zierten, stimmten mit denen an ihren schmalen Handgelenken überein. Sie trug einen weichen beigen Rock, der über das mit hellblauem Damast bezogene Sofa neben dem Fenster gebreitet war, auf dem sie saÃ. Die Nachmittagssonne lieà ihr Haar wie einen Heiligenschein erstrahlen.
»Kommen Sie her und setzen Sie sich.« Sie zeigte auf einen zierlichen Stuhl in ihrer Nähe.
Die normalerweise recht selbstsichere Alex fühlte sich linkisch wie ein Schulmädchen, als sie den mit Teppichen bedeckten Boden überquerte. »Danke für die Einladung. Das war eine reizende Idee.«
»Es war mir eine Pflicht, mich sobald wie möglich für das zu entschuldigen, was ich gestern nacht zu Ihnen gesagt habe.«
»Machen Sie sich keine Gedanken, das ist vergessen.« Junior und Angus hatten ihr scheinbar die unfreiwillige Rolle bei diesem Ãberfall verziehen. Und so konnte sie auch Sarah Jo gegenüber nachsichtig sein.
Sie sah sich neugierig um. »Das ist wirklich ein ungewöhnliches Zimmer. Haben Sie es selbst eingerichtet?«
Sarah Jos Lachen war so fragil wie die Hand, mit der sie jetzt ihre Rüschen glättete. »Aber ja, ich würde nie einen dieser gräÃlichen Innenarchitekten in mein Haus lassen. Um ehrlich zu sein, ich habe mein Zimmer zu Hause Stück für Stück kopieren lassen, so genau es ging. Angus sagt, es ist zu verspielt.«
Alex suchte unauffällig nach etwas Maskulinem, einem winzigen Hinweis, daà je ein Mann in diesem Zimmer gewesen war. Es gab keinen. Sarah Jo konnte scheinbar Gedanken lesen und sagte: »Seine Sachen sind im anderen Zimmer, dort drüben.« Alex folgte ihrem Blick zu einer geschlossenen Tür.
»Komm herein, Lupe«, sagte Sarah Jo, als die Haushälterin leise klopfte. »Hier ist unser Tee.«
Während Lupe das Silberservice auf dem Teetisch arrangierte, begann Alex zu plaudern. »Sie erwähnten Ihr Zuhause. Kentucky, nicht wahr?«
»Ja. Pferdeland. Jagdland. Ich habe es so geliebt.« Ihr sehnsüchtiger Blick wanderte zum Fenster. Das Panorama war nicht gerade eine Augenweide. Endlose Meilen grauer Erde bis zum Horizont. Sie beobachteten, wie ein Büschel
Unkraut über den steinernen Patio wehte und im Pool landete. Die Vegetation ringsum war tot und braun wie ein Baumwollfeld nach der Ernte.
»Es ist so öde hier. Mir fehlt das Grün. Natürlich haben wir viele Morgen bewässerter Weiden für die Pferde, aber irgendwie ist es nicht dasselbe.« Sie wandte langsam den Kopf und dankte der Frau mit einem Kopfnicken. Lupe zog sich zurück. »Wie nehmen Sie Ihren Tee?«
»Zitrone und Zucker, bitte. Ein Stück.«
Sarah Jo zelebrierte ein Ritual, von dem Alex geglaubt hatte, es wäre schon vor zwei Generationen ausgestorben. Jede Bewegung war minutiös einstudiert. Ihre blassen durchsichtigen Hände bewegten sich mit geschmeidiger Eleganz. Alex wurde klar, wieso dieser Brauch im Amerika von heute ausgestorben war. Keiner hätte mehr die Zeit dazu.
»Ein Sandwich? Gurke und Frischkäse?«
»Sehr gerne«, erwiderte Alex mit einem Lächeln.
Sarah Jo legte auch noch zwei Törtchen auf den Teller, dann reichte sie ihn Alex, die sich eine Spitzenserviette über ihren Schoà gebreitet hatte. »Danke.«
Sie nippte an ihrem Tee und stellte fest, daà er perfekt schmeckte. Das Sandwich war nur ein kleines Dreieck krustenloses WeiÃbrot, aber die Füllung kühl und cremig. Sie hoffte, ihr Magen würde keine unanständigen Geräusche produzieren, als sie das kleine Ding gierig verschlang. Sie hatte das Frühstück verschlafen und geglaubt, es wäre überflüssig, so kurz vor dem Tee Mittag zu essen.
Sie bià in eins der Törtchen und fragte dann: »Sind Sie oft zu Besuch in Kentucky?«
Ihre Gastgeberin versorgte sich selbst mit Tee und rührte lustlos darin herum. »Nur zweimal, zu den Beerdigungen meiner Eltern.«
»Es war nicht meine Absicht, ein trauriges Thema anzuschneiden.«
»Ich habe keine Familie mehr, abgesehen von Angus und Junior. Ein Mensch von Charakter lernt mit Verlusten zu leben.
« Sie stellte ihre Tasse so behutsam zurück auf den Tisch, daà das Porzellan nicht einmal klickte. Mit gesenktem Kopf hob sie den Blick zu Alex. »Nur Sie haben das nicht, nicht wahr?«
Alex legte die ungegessene Hälfte ihres Törtchens zurück auf
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