Celinas Tochter
den Teller. Instinktiv wuÃte sie, daà sie jetzt zum Grund für diese Einladung kommen würden. »Ich habe was nicht?«
»Sie haben nicht gelernt, daà es das beste ist, die Toten ruhen zu lassen.«
Die Fronten waren gesteckt. Alex stellte ihre Tasse auf den Tisch und legte auch die hauchdünne Serviette von ihrem Schoà dazu. »Meinen Sie damit meine Mutter?«
»Exakt. Diese Ermittlungen, die Sie da führen, haben meinen gesamten Haushalt in Aufruhr versetzt, Miss Gaither.«
»Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten. Die Umstände machten sie unvermeidlich.«
»Schlägertrupps haben meinen Besitz verwüstet und die Gesundheit jeden Pferdes, das wir besitzen oder das bei uns untergestellt ist, gefährdet, und damit unseren Lebensunterhalt.«
»Das war ein unglückseliger Zwischenfall. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid mir das tut«, sagte Alex eindringlich. »Ich hatte nichts damit zu tun. Das müssen Sie mir glauben.«
Sarah Jo holte tief Luft. Die Rüschen um ihren Hals zitterten vor unterdrückter Wut und HaÃ. Ihre Abneigung lag greifbar in der Luft, und Alex fragte sich erneut, aus welchem Grund sie sie eingeladen hatte. Das Bedürfnis, sich zu entschuldigen, war ein Vorwand gewesen. Offenbar wollte Sarah Jo ihren langgehegten Groll loswerden.
»Wieviel wissen Sie über Ihre Mutter und ihre Beziehung zu Junior und Reede Lambert?«
»Nur das, was meine GroÃmutter mir erzählt hat, und das, was ich erfahren habe, seit ich mit Leuten hier in Purcell rede.«
»Sie waren wie eine Kampfeinheit«, sagte sie mit nachdenklicher Stimme, und Alex merkte, daà sie sich in ihre
eigene private Welt zurückgezogen hatte. »Ein kleiner Club. Man sah nur selten einen ohne die anderen zwei.«
»Das ist mir bei den Fotos in ihrem High-School-Jahrbuch aufgefallen. Da gibt es viele Bilder von den dreien zusammen.« Alex hatte diese Fotos gründlich studiert, nach Hinweisen gesucht, nach irgend etwas, das ihrer Untersuchung nutzen könnte.
»Ich wollte nicht, daà Junior sich so eng mit ihnen anfreundet«, sagte Sarah Jo. »Reede war ein Rowdy, der Sohn des Stadtsäufers, ausgerechnet. Und Ihre Mutter... also, es gab genug Gründe, warum ich nicht wollte, daà er sich mit ihr einläÃt.«
»Nennen Sie einen.«
»Hauptsächlich wegen dem, was zwischen ihr und Reede war. Ich wuÃte, daà Junior immer ihre zweite Wahl sein würde. Es war mir zuwider, daà sie überhaupt die Möglichkeit hatte zu wählen«, sagte sie verbittert. »Aber Junior hat sie angebetet, unzugänglich für meine Warnungen. Und er hat sich in sie verliebt, genau wie ich befürchtet hatte.« Plötzlich richtete sich ihr bohrender Blick auf ihren Gast. »Und ich habe das ungute Gefühl, daà er sich auch in Sie verlieben wird.«
»Sie irren sich.«
»Oh, ich bin überzeugt, daà Sie dafür sorgen werden, daà er es tut, und Reede wahrscheinlich auch. Das würde das Dreieck wieder vollenden, nicht wahr? Wollen Sie sie denn nicht auch gegeneinander ausspielen, wie sie das getan hat?«
»Nein!«
Sarah Jos Augen wurden schmal vor Bosheit. »Ihre Mutter war eine Schlampe.«
Bis zu diesem Punkt hatte Alex ihre Zunge sorgsam im Zaum gehalten. Aber nachdem ihre Gastgeberin jetzt ihre verstorbene Mutter verunglimpfte, vergaà sie ihre Manieren. »Ich protestiere energisch gegen diese Verleumdung, Mrs. Minton.«
Sarah Jo winkte unbeeindruckt ab. »Das spielt keine Rolle. Es ist die Wahrheit. Ich wuÃte sofort, daà sie gewöhnlich und
ungehobelt war, schon als ich ihr das erste Mal begegnete. Oh, sie war hübsch, auf eine üppige, grelle Art, ähnlich wie Sie.«
Ihr Blick schweifte kritisch über Alex. Diese war versucht, einfach aufzustehen und zu gehen. Das einzige, was sie noch in ihrem spindeligen Stuhl hielt, war die Hoffnung, daà Sarah Jo versehentlich ein paar Informationen ausplaudern würde.
»Ihre Mutter hat zu laut gelacht, zu hoch gespielt und zu leicht geliebt. Gefühle waren für sie das, was eine Flasche für den Trinker ist. Sie hat sich daran berauscht und ihre Gefühle hemmungslos zur Schau gestellt.«
»Das hört sich sehr ehrlich an«, sagte Alex voller Stolz. »Die Welt wäre vielleicht besser, wenn die Menschen offener ausdrücken würden, was sie empfinden.« Ihre
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