Celinas Tochter
Vorschuà auf unsere Zukunft, und ich wollte das nicht.«
»Als nächstes werden Sie mir noch erzählen, daà Sie dafür einen edlen, selbstlosen Grund hatten«, höhnte Alex. »Stimmtâs?«
»Meine eigenen Eltern«, sagte er mit tonloser Stimme, »mein alter Herr hat meine Mutter geschwängert, als sie kaum fünfzehn war. Sie muÃten heiraten. Und Sie sehen ja, was da Tolles draus geworden ist. Ich wollte nicht riskieren, daà mir und Celina dasselbe passiert.«
Alexâ Herz machte vor Freude, Skepsis und Gefühlen, die zu komplex waren, um sie zu untersuchen, einen Satz. »Sie meinen, daà Sie nie...«
»Nein, wir haben nie miteinander geschlafen.«
Sie glaubte ihm. Da war nichts Unehrliches in seinem Gesicht, nur Bitterkeit und vielleicht eine Spur von Reue. »Hatten Sie denn noch nichts von Verhütung gehört?«
»Bei den anderen Mädchen hab ich Gummis benutzt, aber...«
»Es gab also andere?«
»Mein Gott, ich bin kein Mönch. Die Gail-Schwestern«, sagte er wegwerfend, »viele andere. Es gab immer Willige ...«
»Besonders für Sie.« Ein scharfer Blick quittierte das.
»Warum hatten Sie bei denen keine Angst, daà sie schwanger wurden?«
»Sie haben alle rumgebumst. Ich wär nur einer von vielen gewesen.«
»Aber Celina hätte nur mit Ihnen geschlafen.«
»Das ist richtig.«
»Bis sie nach El Paso fuhr und Al Gaither kennengelernt hat«, überlegte Alex laut. »Er war nur ein Mittel, um Sie eifersüchtig zu machen, nicht wahr?« Sie lachte scheppernd. »Leider ist sie übers Ziel hinausgeschossen und hat mich fabriziert.«
Beide waren verstummt. Alex merkte es nicht einmal, so vertieft war sie in die turbulente Geschichte ihrer Mutter mit Reede und deren nicht vollzogene Liebe.
Â
»Es ist wirklich schön hier oben bei Nacht, nicht wahr?« sagte sie verträumt. Sie hatte gar nicht gemerkt, daà eine halbe Stunde vergangen war, seit sie das letzte Wort gesprochen hatten.
»Ich dachte, Sie wären eingeschlafen.«
»Nein.« Sie beobachtete, wie eine Wolkenbank zwischen sie und den Mond trieb. »Sind Sie je mit meiner Mutter geflogen?«
»Ein paarmal.«
»Nachts?«
Er zögerte. »Einmal.«
»Hat es ihr gefallen?«
»Sie hatte Angst, soweit ich mich erinnern kann.«
»Sie haben ihr die Hölle heiÃgemacht, nicht wahr?«
»Wer?«
»Alle. Als bekannt wurde, daà Celina Graham schwanger war, hat sich das bestimmt wie ein Lauffeuer verbreitet, da möchte ich wetten.«
»Sie wissen ja, wie das in einer Kleinstadt ist.«
»Sie konnte deshalb nicht weiter aufs College gehen.«
»Hören Sie, Alex. Sie haben sie nicht daran gehindert, irgend
etwas zu tun«, sagte er wütend. »Na schön, sie hat einen Fehler gemacht. Sie hat sich mit einem Soldaten eingelassen, oder er hat sie ausgenutzt. ScheiÃegal wie, es ist auf jeden Fall passiert.«
Er schlug mit der Faust in die Luft. »Sie hatten weder mit dem Akt noch den Konsequenzen zu tun. Das haben Sie selbst gesagt, erst vor ein paar Stunden. Wissen Sie noch?«
»Ich will meine Mutter nicht verurteilen oder mich selbst bezichtigen, Reede. Ich habe Mitleid mit ihr. Sie konnte ihre Ausbildung nicht weitermachen, obwohl sie legal verheiratet war.«
Alex schlang ihre Arme um sich. »Ich glaube, sie war eine ganz besondere Lady. Sie hätte mich zur Adoption freigeben können, aber hat es nicht getan. Selbst nachdem mein Vater getötet wurde, hat sie mich bei sich behalten. Sie hat mich geliebt und war bereit, ungeheure Opfer für mich zu bringen.
Sie hat den Mut gehabt, mich in einer Stadt auszutragen, in der jeder über sie redete. Machen Sie sich nicht die Mühe, das abzustreiten. Ich weiÃ, daà sie es getan haben. Sie war beliebt und ist in Ungnade gefallen. Jeder, der einen Groll gegen sie hegte, hat triumphiert. So ist die menschliche Natur.«
»Falls dem so war, hat doch niemand gewagt, es zu zeigen.«
»Weil Sie immer noch ihr Ritter waren, nicht wahr?«
»Junior und ich.«
»Ihr habt sie beschützt.«
»So könnte man das wohl nennen.«
»Ihre Freundschaft hatte wahrscheinlich damals mehr Bedeutung für sie als je zuvor.« Er zuckte die Achseln.
Sie studierte einen Augenblick lang sein Profil. Der abschüssige Pfad hatte sie zu einer Klippe geführt,
Weitere Kostenlose Bücher