Celinas Tochter
allein sein.« Trotz all der Tränen, die sie heute nachmittag vergossen hatte, war ihr Vorrat immer noch nicht erschöpft. Sie begannen erneut zu sprudeln und plätscherten wie Regen über ihre Wangen. »Bitte gehen Sie nicht, Reede. Bleiben Sie bei mir.«
Er kam zurück unter das Vordach, aber sein Kopf und seine Schultern waren bereits naÃ. Er stemmte die Hände in die Hüften: »Warum?«
»Ich hab doch gerade gesagt, warum.«
»Da müssen Sie schon einen triftigeren Grund haben als den, sonst hätten Sie nicht drum gebeten.«
»Also gut«, schrie sie hoch zu ihm. »Ich fühle mich beschissen. Ist das Grund genug?«
»Nein.«
»Ich leide unter dem, was meine Mutter um meinetwillen durchgemacht haben muë, sagte sie und versuchte sich die Tränen abzuwischen.
»Ich bin kein Arzt.«
»Ich brauche jemanden, der mich festhält.«
»Tut mir leid, ich hab andere Pläne.«
»Ist es Ihnen denn ganz egal, daà ich Sie um Hilfe anbettle?«
»Eigentlich ja.«
Sie haÃte ihn dafür, daà er sie zwang zu betteln. Trotzdem verdrängte sie ihr letztes biÃchen Stolz und sagte: »Meine GroÃmama Graham starb voller Haà auf mich, weil ich Celinas
Leben zerstört habe. Sie wollte, daà sie Junior heiratet, und hat meiner unpassenden Geburt die Schuld daran gegeben, daà es nicht dazu kam. Und jetzt, verdammt noch mal, muà ich wissen, ob Sie mich nicht auch verachten.
Können Sie sich vorstellen, wie furchtbar mir zumute ist, nachdem ich weiÃ, daà meine Mutter meinetwegen einen anderen Mann geheiratet hat, obwohl sie Sie liebte? Wenn ich nicht gewesen wäre, hätten Sie sie heiraten können, Kinder kriegen und einander den Rest Ihres Lebens lieben. Reede, bitte bleiben Sie heute nacht bei mir.«
Er kam auf sie zu, drückte sie an die Wand und schüttelte sie kräftig durch. »Sie wollen, daà ich Sie in den Arm nehme und Ihnen sage, daà alles okay ist, und morgen wird die Sonne wieder ganz neu aufgehn?«
»Ja!«
»Also, zu Ihrer Information, Counselor. Ich bin kein Gutenachtgeschichtenerzähler. Wenn ich die Nacht mit einer Frau verbringe, dann nicht, weil ich sie trösten will oder weil sie verletzt ist oder weil ich sie aufheitern will, wenn sie traurig ist.« Er kam einen Schritt näher. Seine Augen waren nur noch schmale Schlitze. »Und ganz bestimmt nicht, weil ich Daddy spielen will.«
28
Gregory Harper, Bezirksstaatsanwalt von Travis County, war unbestreitbar auÃer sich vor Wut. Er rauchte bereits die dritte Zigarette innerhalb von fünf Minuten. Seine Wut konzentrierte sich auf seine Assistentin, die vor seinem Schreibtisch saà und aussah, als hätte sie links und rechts kräftig eine aufs Auge bekommen.
»Mit wem haben Sie geschlafen, Dracula? Sie sehen total ausgelutscht aus«, bemerkte Greg in seinem üblichen Freimut.
»Bitte die K.o.-Schläge der Reihe nach, einer nach dem anderen. Sonst kommen wir durcheinander.«
»K.o.-Schläge? Ach, Sie meinen, daà ich Ihnen gesagt habe, daà Ihre Untersuchung aus und vorbei ist und Sie Ihren Hintern pronto zurück nach Austin schwingen sollen?«
»Ja, diesen K.o.-Schlag.« Alex legte ihre Hände flach auf die Schreibtischkante. »Greg, verlangen Sie nicht von mir, sie jetzt einzustellen.«
»Ich verlange nicht â ich befehle es.« Er verlieà seinen Sessel und ging zum Fenster. »Was, verdammt noch mal, haben Sie da drauÃen gemacht, Alex? Der Gouverneur hat mich gestern angerufen. Er war stinksauer.«
»Er ist ständig stinksauer auf Sie.«
»Das tut nichts zur Sache.«
»Oh, doch. Greg, alles was Sie tun, ist politisch motiviert. Und versuchen Sie nicht, mir was anderes einzureden. Ich kannâs Ihnen nicht verdenken, aber markieren Sie bei mir nicht den Meister Proper, nur weil Sie eins auf die Finger gekriegt haben.«
»Der Gouverneur glaubt, seine Rennkommission wäre unfehlbar. Wenn er zugeben müÃte, daà die Kommission einen Fehler gemacht hat, als sie Minton Enterprises für eine Lizenz auswählte, wäre das praktisch seine eigene Fehlentscheidung.«
»Minton Enterprises ist über jeden Zweifel erhaben, was Pferderennen angeht.«
»Ah, ich verstehe. Der einzige Haken ist, daà Sie einen der Mintons als Mörder verdächtigen, oder wenn nicht sie, dann einen Sheriff. Mein
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