Celinas Tochter
klar, in welch ungeheurem Dilemma sie sich befand. Sie muÃte bis morgen früh zehn Uhr in Austin sein. Es war bereits dunkel. Wenn sie jetzt losfuhr, müÃte sie die ganze Nacht durchfahren und wäre dann im Morgengrauen in Austin.
Wenn sie bis zum Morgen wartete, muÃte sie ganz früh los und hätte ständig die Angst im Nacken, sie würde den Termin nicht schaffen. Beide Möglichkeiten taugten nichts, und sie war weder mental noch emotional in der Lage, eine Entscheidung zu fällen.
Dann hatte sie plötzlich eine Idee. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, wählte sie eine Nummer.
»Büro des Sheriffs.«
»Sheriff Lambert bitte.«
»Er ist nicht hier. Kann Ihnen jemand anders helfen?«
»Nein, danke. Ich muà mit ihm selber sprechen.«
»Entschuldigen Sie, Maâam, aber sind Sieâs, Miss Gaither?«
»Ja.«
»Wo sind Sie?«
»In meinem Motel. Warum?«
»Dorthin ist Reede unterwegs. Er müÃte bald dasein.« Er unterbrach kurz, dann sagte er: »Sagen Sie, ist alles in Ordnung?«
»Natürlich ist alles in Ordnung. Ich glaube, ich höre grade den Sheriff vorfahren. Danke.« Alex legte auf und sah durchs Fenster, wie Reede aus seinem Pick-up sprang und auf ihre Tür zurannte.
Sie rià sie auf. Er bremste und hätte fast das Gleichgewicht verloren. »Bitte nicht wieder rammen.«
»Ich hab keinen Nerv für SpäÃe«, er schob sie beiseite. »Was, zum Teufel, ist hier los?«
»Nichts.«
»Von wegen.« Er deutete auf das Telefon auf ihrem Nachttisch. Daà es einfach so unschuldig dastand, reizte ihn scheinbar noch mehr, verärgert zeigte er darauf. »Ich versuche seit Stunden anzurufen, und es ist ständig belegt.«
»Ich habâs ausgehängt. Was gabâs denn so Wichtiges?«
»Ich hab gehört, was heute nachmittag zwischen Ihnen und Sarah Jo passiert ist.«
Sie lieà die Schultern hängen und seufzte. Bis über die Ohren mit Gregs Order beschäftigt, hatte sie es fast vergessen.
Nie hatte sie das Datum auf der Heiratsurkunde ihrer Eltern überprüft. Und ein schlüssiger Beweis wäre das ohnehin nicht. Als Anwältin wuÃte sie, daà man Daten auch in sogenannten amtlichen Dokumenten fälschen konnte. Aber so, wie alle auf Sarah Jos Enthüllung reagiert hatten, konnte es nur stimmen. Sie war unehelich gezeugt worden.
»Sie hätten dasein sollen, Sheriff, ich hab mich unsterblich blamiert. Sie hätten das sicher sehr unterhaltsam gefunden.«
Ihr schnippischer Ton verbesserte seine Laune auch nicht gerade. »Warum haben Sie das Telefon ausgehängt?«
»Um abzuschalten, was dachten Sie denn? Daà ich eine Ãberdosis Schlaftabletten genommen oder mir die Pulsadern aufgeschnitten hätte?«
Scheinbar nahm er ihre Bemerkung ernst. »Vielleicht.«
»Dann kennen Sie mich nicht sehr gut«, sagte sie wütend. »Ich gebe nicht so leicht auf. Und ich schäme mich auch nicht, weil meine Eltern heiraten muÃten.«
»Ich hab auch nicht gesagt, daà Sie das sollen.«
»Was meine Eltern betraf, das hat nichts mit meiner Person zu tun, okay?«
»Okay.«
»Sie brauchen also nicht zu denken... Ach, Mist, mir ist egal, was Sie denken«, sagte sie und rieb sich die Schläfen. Sie war viel wütender auf sich selbst als auf ihn. Dieses Umsichschlagen war nur ein Zeichen dafür, wie das Ganze ihre Nerven strapazierte. »Ich brauche Ihre Hilfe, Reede.«
»Und wie soll die aussehen?«
»Können Sie mich nach Austin fliegen?«
Die Frage überrumpelte ihn. Er hatte lässig im Türrahmen gelehnt, jetzt richtete er sich auf. »Sie nach Austin fliegen? Warum?«
»Geschäfte mit Greg Harper. Ich muà dort morgen früh um zehn Uhr zu einer Konferenz antreten.«
27
Eine Stunde später waren sie in der Luft und flogen Kurs Südost in Richtung Hauptstadt des Staates. Alex hatte eine Viertelstunde gebraucht, um wieder einigermaÃen menschlich auszusehen. Sie hatte sich das Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen, frisches Make-up aufgelegt, sich die Haare gebürstet und eine Wollhose und einen Pullover angezogen. Was immer sie zu der Konferenz morgen früh tragen würde, muÃte aus dem Schrank bei ihr zu Hause kommen.
Auf dem Weg zum städtischen Flugplatz von Purcell blieb Reede an einer Hamburgerbude stehen und holte die
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