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Celinas Tochter

Celinas Tochter

Titel: Celinas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Tür aufriß, drehte Alex sich erschrocken um. Sie hatte aus dem Fenster gestarrt. Sie wußte nicht, wie lange sie schon in diesem Raum wartete, aber mit einem Mal merkte sie, daß es draußen schon dämmerte, als er den Lichtschalter drückte. Sie hatte immer noch keine Ahnung, was sich oben und vor dem Gericht abspielte.
    Reede warf ihr einen scharfen Blick zu, sagte vorläufig nichts. Er goß sich eine Tasse Kaffee ein und nippte ein paarmal daran. »Wie kommt es, daß, wenn in letzter Zeit etwas passiert ist, du immer irgendwie daran beteiligt warst?«
    Tränen schossen ihr in die Augen, drängten unter ihren Lidern hervor. Sie richtete einen zitternden Zeigefinger auf seine Brust. »Nicht, Reede. Ich hab nicht gewußt, daß...«
    Â»Daß Joe Wallace sich die Birne wegschießt, nachdem du ihn in die Ecke gedrängt hast? Aber genau das ist passiert. Jetzt tropft sein Gehirn den Schreibtisch runter.«

    Â»Sei still.«
    Â»Wir haben Haarklumpen und Gewebe an der gegenüberliegenden Wand gefunden.«
    Sie hielt sich den Mund zu und unterdrückte den Schrei, der sich aus ihrer Kehle drängte. Sie wandte ihm den Rücken zu, zitternd von Kopf bis Fuß. Als er sie berührte, zuckte sie zusammen, aber er packte mit fester Hand ihre Schultern, drehte sie um und zog sie an seine Brust.
    Â»Schon gut, es ist vorbei.« Seine Brust wölbte sich unter ihrer Wange, als er tief Luft holte. »Vergiß es.«
    Sie stemmte sich gegen ihn. »Vergessen? Ein Mann ist tot. Es ist meine Schuld.«
    Â»Hast du abgedrückt?«
    Â»Nein.«
    Â»Dann hast du keine Schuld.«
    Es klopfte an der Tür. »Wer ist da?« fragte Reede verärgert. Ein Deputy meldete sich, und Reede ließ ihn eintreten. Er bedeutete Alex, sich zu setzen, während der Deputy ein Blatt Papier in die Schreibmaschine spannte. Sie sah Reede verwirrt an.
    Â»Er muß deine Aussage zu Protokoll nehmen«, sagte er.
    Â»Jetzt?«
    Â»Am besten, wir bringen es hinter uns. Fertig?« fragte er den Deputy, der nickte. »Okay, Alex, was ist passiert?«
    Sie tupfte sich das Gesicht mit einem Kleenex ab, bevor sie begann. Dann schilderte sie, so knapp wie möglich, was sich im Richterzimmer abgespielt hatte, achtete aber darauf, weder Namen noch Fakten zu nennen, die sie besprochen hatten.
    Â»Ich hab sein Büro verlassen und bin bis zum Aufzug gekommen.« Sie sah auf das tropfnasse Kleenex, das sie inzwischen zerrupft hatte. »Dann habe ich den Schuß gehört.«
    Â»Sie sind zurückgelaufen?«
    Â»Ja. Er war vornübergesackt. Sein Kopf lag auf dem Schreibtisch. Ich hab Blut gesehen... und wußte, was er getan hatte.«
    Â»Haben Sie die Pistole gesehen?« Sie schüttelte den Kopf.

    Reede sagte zum Deputy: »Schreib, daß sie nein gesagt hat und daß sie sie gar nicht hätte sehen können, weil sie aus der Hand des Opfers auf den Boden gefallen war. Das war’s dann für jetzt.« Der Deputy zog sich diskret zurück. Reede wartete ein paar Augenblicke. Er saß auf der Schreibtischkante, und sein Fuß schwang hin und her. »Worüber hast du mit dem Richter geredet?«
    Â»Ãœber den Mord an Celina. Ich habe ihn beschuldigt, Beweismaterial verfälscht und Bestechungen angenommen zu haben.«
    Â»Ernste Anschuldigungen. Wie hat er reagiert?«
    Â»Er hat es zugegeben.«
    Reede holte etwas aus seiner Brusttasche und warf es auf den Schreibtisch. Das silberne Skalpell landete mit einem dumpfen metallischen Geräusch. Es war angelaufen, aber im übrigen sauber.
    Alex wich entsetzt zurück. »Woher hast du das?«
    Â»Aus der linken Hand des Richters.«
    Sie tauschten einen langen durchdringenden Blick. Schließlich sagte Reede: »Es war ein Instrument der Selbstzüchtigung. Er hat es in seiner Schreibtischschublade aufbewahrt, eine ständige Erinnerung daran, daß er korrupt war. Wenn man weiß, wie stolz er auf seine Jahre auf der Richterbank war, ist es kein Wunder, daß er sich umgebracht hat. Lieber hat er sich den Kopf weggeblasen, als mitansehen zu müssen, wie seine Laufbahn in den Dreck gezogen wird.«
    Â»Und mehr hast du nicht dazu zu sagen?«
    Â»Was erwartest du denn von mir?«
    Â»Ich erwarte, daß du mich fragst, wer ihn bestochen hat. Womit? Warum?« Ihre Tränen waren rasch versiegt. »Du weißt es bereits, nicht wahr?«
    Er rutschte vom Schreibtisch

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