Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
es.
Die Hilfstruppen würden sich auf die Legionen aufteilen, die Reiterverbände ein Stück weiter westlich überwintern, da es dort gutes Weideland gab.
Nachdem Tiberius die Gallica nach Basilia geführt hatte, übergab er den Befehl an seinen Stellvertreter, den senatorischen Tribun Gaius Asinius Gallus, und reiste nach Lugdunum zurück, um bei seiner schwangeren Frau zu sein.
Trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit zogen die Männer über den Rhenus in die Wälder des Abnoba, fällten Bäume und verschifften sie über den Fluss. Auch die 8. Kohorte war zum Holzschlagen eingeteilt worden und Lucius ging seiner Centurie mit gutem Beispiel voran. Als die Baumstämme auf die Prahme verladen wurden, stand er wie seine Männer bis zu den Hüften im kalten Wasser des Rhenus und half beim Beladen.
„Hast du keine Angst, Centurio, dass dein Ding durch das kalte Wasser so einläuft, dass du es nicht mehr gebrauchen kannst?“, rief ihm Ripanus zu.
„Der ist so groß, dass es ihm nichts ausmacht, wenn er ein paar Fingerbreit einläuft!“, entgegnete Lucius schlagfertig unter dem Gelächter der Männer. Drusillus sah vom Ufer aus mit verkniffener Miene zu.
Im Lager wurden dann die Stämme zu Brettern verarbeitet und damit Hütten errichtet. Die Hütten waren nicht einmal mannshoch und erinnerten Lucius eher an einen Hühnerstall als an eine menschliche Behausung. Die Ritzen dieser „Hühnerställe“ wurden mit Moos und Erde verstopft, der Boden mit Stroh ausgelegt und die Türen und Fenster mit Ledervorhängen verhängt. So waren die Männer darin vor Eis, Schnee und kalten Winden geschützt.
Nachdem die Winterquartiere der Augusta fertiggestellt waren, übergab Varus das Kommando über die Legion an seinen senatorischen Tribun Publius Sulpicius Quirinius und reiste nach Lugdunum ab.
„Centurio Marcellus“, begann Canidius in seiner schleppenden Sprechweise. „Wir sind hier in Basilia im Winterquartier, was aber nicht heißt, dass wir uns auf die faule Haut legen!“
Er machte eine Pause und Lucius stand ratlos vor ihm. Wohin mochte diese merkwürdige Einleitung führen?
Canidius begann vor ihm auf und ab zu gehen. „Du sprichst keltische Dialekte?“, fragte er nach, und als Lucius bejahte, fuhr er fort: „Da bist du der einzige Centurio in der Augusta!“ Sein Tonfall und seine Stimme ließen keinen Zweifel daran, dass es sich für einen echten Centurio nicht wirklich geziemte, andere Sprachen als die römische zu sprechen. „Wir haben einige
foederati
, die in Kohorten zusammengefasst und von römischen Offizieren befehligt werden sollen. Diese müssen ausgebildet werden, und da werden deine Sprachkenntnisse von Nutzen sein!“
„Ich soll sie ausbilden?“, fragte Lucius erstaunt und freudig überrascht.
„DU?“, fragte Canidius gedehnt und brach dann in schallendes Gelächter aus. „DUU?“
Das geschäftige Treiben um sie herum kam für einen Moment zum Erliegen, als die Legionäre der ersten Centurie neugierig aufblickten und versuchten, den Grund für die Heiterkeit herauszufinden. Sie konnten nichts entdecken und nach einigen Herzschlägen setzte die Betriebsamkeit wieder ein. Canidius wischte sich die Tränen aus den Augen. „Du hast komödiantisches Talent! Es ist doch schön zu wissen, dass du, wenn es mit der militärischen Karriere nicht klappt, deinen Lebensunterhalt als Komödiant verdienen kannst!“ Und nach einer Pause fügte er boshaft hinzu: „Nein, mein junger Freund, Titus Valens wird die Ausbildung leiten, und du wirst ihn unterstützen!“
Valens hatte mit wenig Begeisterung aufgenommen, dass er ausgerechnet Lucius zur Seite gestellt bekommen hatte.
„Wir werden Unterstützung von Schmieden und Schreinern brauchen!“, erklärte er Lucius. „Wir nehmen dafür Männer aus deiner Einheit. Während deiner Abwesenheit werden dein Optio und dein Signifer deine Centurie leiten. Wenn es Probleme gibt, können sie sich an Hilarius wenden. Du solltest als zweiten Mann Celsonius, deinen Tesserarius, mitnehmen!“
Lucius kam es merkwürdig vor, dass Titus Valens den Namen des Tesserarius kannte, aber nicht den des Optio oder des Signifers. Vielleicht ein alter Kamerad?
Lucius und drei seiner Contubernia begleiteten Titus Valens zum Lager der Allobroger.
Es war deutlich kleiner als ein Legionslager, höchstens ein halbes Stadium breit und etwa hundert Doppelschritte lang. Außerdem wirkte es gegenüber einem Legionslager schlampig und unaufgeräumt. Valens verzog angewidert das
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