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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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grüßte die Standarte und rückte ab. Lucius drückte Ajax das Essen wieder in die Hand und griff nach seinem Rebstock. „Halt fest!“
    Er ging zu Drusillus hinüber. „Sitzt der den ganzen Vormittag hier herum?“, fragte er und deutete auf den Waffenmeister, der immer noch auf seinem Klappstuhl saß und mittlerweile an einem Holzstück herumschnitzte.
    „Ich bin zwar nicht dein Nomenklator, aber ich glaube schon“, war die Antwort.
    Lucius ließ ihn stehen und ging auf den Waffenmeister zu, der gleichmütig aufsah und weiterschnitzte.
    „Hast du eine Aufgabe für mich, Centurio?“, fragte er gelangweilt, als Lucius vor ihm stand.
    Den drohenden Blick, der auf ihm ruhte, sah er nicht, oder er war ihm gleichgültig. Lucius hob den Fuß und trat damit dem Waffenmeister gegen die Schulter, so dass er rückwärts vom Stuhl stürzte.
    Der stieß einen Schreckensruf aus und wollte aufspringen, aber Lucius setzte ihm die Vitis an die Kehle. „Hab ich dir nicht befohlen, bei der Instandsetzung der Waffen zu helfen?“
    „Ja, Centurio. Was meinst du, warum ich hier sitze und warte? Bisher hat sich noch keiner bei mir gemeldet!“
    Lucius hieb ihm links und rechts auf die Oberarme und trat dann einen Schritt zurück. „Steh auf, du faules Schwein! Beweg deinen Arsch durchs Lager und frag nach, wo du helfen kannst!“
    Der Waffenmeister sprang wutentbrannt auf. Für einen Moment sah es so aus, als ob er sich auf Lucius stürzen wollte.
    „Mach, dass du wegkommst!“, sagte Lucius drohend. „Oder du bist schneller wieder Miles, als du ‚Imperium Romanum’ sagen kannst.“
    Der Waffenmeister zog es vor, sich wortlos auf den Weg zu machen, nicht ohne Lucius wütende Blicke zuzuwerfen.
    Lucius wandte sich dem Optio zu, der die Szene beobachtet hatte.
    „Folge mir zu meinem Zelt!“, forderte er ihn auf. Lucius stürmte voran. Ajax stand noch unter dem Vordach, das Essen in der Hand, und sah ihm angsterfüllt entgegen. Lucius riss ihm das Essen aus der Hand. „Hau ab und mach dich irgendwo nützlich!“, fuhr er ihn an.
    Er warf die Vitis auf den Tisch und fing an, im Stehen zu essen. Drusillus war ihm langsam gefolgt.
    „Was ist? Willst du mich auch treten und schlagen?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen und hob unmerklich den kleinen Finger seiner rechten Hand. Sieh her, der hier nimmt es mit dir auf! Lucius tat so, als hätte er die unverschämte Geste nicht gesehen, und begann, auf und ab zu gehen.
    „Ich habe mir bei einer Reihe von Soldaten die Ausrüstung angesehen. Statt eiserner Rationen für drei Tage haben viele nur Rationen für zwei, einige haben sogar nur Rationen für einen Tag, und die Feldflaschen sind fast leer.“
    Sein Gegenüber machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das machen Legionäre immer, um nicht so viel Gewicht schleppen zu müssen.“
    Lucius ging auf und ab. „Mag sein. Da wir es aber wissen, könnten wir es kontrollieren und verhindern. Außerdem fehlen weitere wichtige Ausrüstungsgegenstände: Schanzzeug und Mühlen. Dazu noch Fett, um die wunden Füße einzureiben. Wenn ich die Stichproben hochrechne, fehlt nach nur sechzehn Tagen einer von zehn Ausrüstungsgegenständen. Wenn das so weitergeht, kommen wir als eine halbverhungerte, schlecht ausgerüstete und fußkranke Einheit an.“
    Der andere zuckte mit den Schultern. „Es sind halt dumme Rekruten. Da kannst du nichts anderes erwarten. Außerdem“, fügte er hinterhältig lächelnd hinzu, „lieferst du eine solche Einheit ab, nicht wir.“
    Lucius blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Damit wären wir beim Thema. Ich werde diese Rekruten ans Ziel bringen, so gut ich es vermag. Mit oder ohne deine Hilfe. Ich habe mit dem Sanitäter gesprochen und mir die Leute angesehen. Einige hast du so misshandelt, dass sie nicht mehr gehen können. Du hast den Tesserarius gewähren lassen, obwohl du über seine Schweinereien Bescheid wusstest, und dem Waffenmeister hast du seine Herumlungerei durchgehen lassen.“
    Der Optio blies die Wangen auf. „Das sind deine Aufgaben, nicht meine. Du hast das Kommando. Wenn du dem nicht gewachsen bist, gib es ab! Du willst führen? Wie viele Feinde hast du getötet? In wie vielen Schlachten gekämpft? Erwirb dir erst einmal Ruhm und Erfahrung, bevor du Männern befehlen willst!“
    Lucius lachte höhnisch. „Männern? Du benimmst dich wie ein Kind, dem man sein Spielzeug gestohlen hat.“ Er trat dicht an den anderen heran und starrte ihm in die Augen. „Du hoffst, dass ich

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