Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
Vom Netzwerk:
hier?“, begrüßte ihn Scapula leutselig.
    Der so Angesprochene grinste schief und antwortete mit leicht wehleidiger Stimme: „Unserem großmächtigen Feldherrn hat es in seinem weisen Ratschluss gefallen, mich zum Lagerkommandanten zu ernennen, während er abwesend ist!“
    „Jupiter Stator, stehe uns bei!“, flehte Scapula mit gespieltem Entsetzen zum Himmel. „Lucius Domitius Ahenobarbus ist für unser Lager und unsere Vorräte verantwortlich, der Feldzug ist so gut wie gescheitert!“
    „Vorsichtig mit solchen Aussagen!“, drohte Ahenobarbus mit dem Finger. „Du bist nur ein Ostorii, ich bin ein Domitii, meine Vorfahren haben Gallia Cisalpina erobert und die Allobroger unterworfen. Wir waren schon Konsuln, als deine Familie noch Schweine gehütet hat, also keine allzu große Vertraulichkeit!“
    Jetzt guckte Scapula ein wenig beleidigt. „Ich geh in meine Unterkunft!“, bemerkte er kurz angebunden und verschwand.
    Ahenobarbus wandte sich Lucius und seiner Centurie zu. „Centurio Marcellus?“, begann er fragend und musterte ihn ein wenig ungläubig. Lucius nickte zustimmend und der Tribun fuhr fort: „Nun, ich habe schon gehört, dass du unsere Kuriosität bist! Wie dem auch sei, deine Einheit ist spät dran. Wie kommt das?“
    Lucius sah ihn ein wenig erstaunt an. War das nicht eine Frage, die er eigentlich Scapula hätte stellen müssen? Ahenobarbus musste wegen seines verdutzten Gesichtes lächeln. „Centurio, ich kenne Quintus Ostorius besser als du und weiß, dass er auf dem Weg zur Latrine mindestens in einem Bordell und zwei Tavernen einkehren würde. Ich bezweifle nur stark, dass ihr an vielen Tavernen oder Lupanaren vorbeigekommen seid.“
    Lucius begann umständlich von dem schlechten Wetter und dem langsamen Marschtempo der Ochsengespanne zu erzählen, als Ahenobarbus die Hand hob und Lucius mitten im Satz unterbrach: „Lass erst einmal deine Leute wegtreten!“
    Lucius drehte sich um und gab seinen Männern den Befehl wegzutreten. Mallius marschierte zum Fahnenheiligtum und stellte die Standarte ab. Als die Männer abgerückt waren, wandte sich der Tribun erneut an Lucius: „Jetzt unter uns: Nicht alle Tribune sind Deppen, also hör auf, mir so einen Blödsinn zu erzählen! Die anderen Abteilungen waren fünf oder sechs Tage schneller als ihr. Mir ist das egal, ich bin nicht dein Vorgesetzter, aber wenn du den Quatsch den
primi ordines
auftischst, grillen sie dich auf kleiner Flamme! Vale!“ Damit ließ er Lucius stehen.
    Dieser sah ihm nach und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, aber der einzige, zugegebenermaßen nicht besonders kluge, Gedanke, der ihm kam, war: „Kein Wunder, dass sie ihn Feuerhaar nennen!“ Die roten Haare des Tribuns schimmerten im Sonnenlicht, als er zwischen den Zelten verschwand.
    Einige Tage später konnte Lucius vom Wall aus beobachten, wie eine lange Schlange Legionäre auftauchte und sich einem Lindwurm gleich auf das Lager zu bewegte. Es war faszinierend zu beobachten, wie sich einzelne Einheiten von dem Lindwurm abspalteten und durch die verschiedenen Tore ins Lager marschierten und weiter zu ihren Plätzen zogen, wo sie ihre Maultiere abluden und ihre Zelte aufbauten. Stunde um Stunde strömten die Legionäre der Augusta und der Gallica in das Lager und der Lärmpegel stieg in gleichem Maße an.
    Lucius erfuhr zufällig, dass der Legat der Augusta, Publius Quintilicius Varus, offenbar gar nicht glücklich über die Rolle war, die Scapula während des Transportes gespielt hatte. Exoratus, Lucius’ neuer Schreiber, ein Legionär des zweiten Contuberniums, hatte es ihm beiläufig erzählt. Centurionen und Legionäre hatten ihre eigenen Seilschaften in der Legion, über die sie Neuigkeiten erfuhren. Lucius wurde schmerzlich bewusst, dass er über keinerlei Verbindungen verfügte und deshalb in der Regel von den inoffiziellen Nachrichten abgeschnitten war.
    Dass das Gerücht über Scapula stimmte, zeigte sich, als einige Tage darauf beide Legionen nach Basilia aufbrachen. Drei Kohorten der Augusta blieben unter dem Kommando eines unglücklichen Scapula zurück.

WINTERLAGER
    BASILIA
    Basilia war ein keltisches Oppidum, das es zu einigem Wohlstand gebracht hatte, da es verkehrsgünstig am Rhenus lag und sich hier die Straßen von Geneva und Lugdunum kreuzten. Deshalb sollten hier, diese Nachricht hatte sich in Windeseile in der Legion verbreitet, die Augusta und die Gallica überwintern. Die Legionen sollten sich an das Klima gewöhnen, so hieß

Weitere Kostenlose Bücher