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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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bekam einen trockenen Hals. Er befürchtete das Schlimmste. Der Aquilifer müsste jetzt eine VI aus dem Krug ziehen. Als er die Tafel hochhielt, stöhnten die Centurionen der Augusta laut auf.
    Lucius musste die Tafel gar nicht sehen, um zu wissen, welche Zahl dieses entsetzte Aufstöhnen hervorgerufen hatte – und die Blicke, die sich ihm zuwandten, bestätigten das. Seine Centurie würde marschieren.
    Er rannte wie von Furien gehetzt durch die Unterkünfte seiner Männer und ließ sich die Winterkleidung zeigen. Hatten alle die
tibialia
, die Gamaschen, bereit? Wie sah es mit den dicken Wolltunicen aus und mit Talg für die Füße? Lucius beschwor seine Männer, ihr Bestes zu geben. Mallius bekam die Anordnung, sich um die Waffen kümmern, Drusillus war für den Wasservorrat zuständig, und Celsonius hatte Befehl, nach den Maultieren zu sehen. Mit gelangweilter Miene und sichtlichem Desinteresse ging der Tesserarius zu den Pferchen.
    „Was verspricht er sich von so einem Verhalten?“ Lucius sah Celsonius nach. „Wenn er sich so offensichtlich gegen seinen Centurio stellt, kann er doch auch keine Karriere machen!“
    „Es sei denn, jemand, der wichtiger ist als ein kleiner Hastatencenturio, steht hinter ihm!“
    Lucius zuckte erschrocken zusammen. Er hatte gar nicht daran gedacht, dass Mallius noch da war.
    „Und steht einer hinter ihm?“
    „Keine Ahnung!“ Mallius zuckte mit den Achseln. „Aber aus irgendeinem Grund macht er sich sehr viel Hoffnung, dieses oder nächstes Jahr Optio zu werden, obwohl er noch gar nicht an der Reihe ist!“
    Mallius ging los, um seine Aufgabe zu erledigen. Lucius sah ihm nachdenklich hinterher und stöhnte auf, als er Valens in der Lagergasse auftauchen sah. Hätte er nicht bei den Allobrogern bleiben können? Er würde bestimmt nichts Aufmunterndes beizutragen haben. Und richtig, Valens verkündete, dass die zweite Triariercenturie der Augusta den ersten Durchgang im Schanzen gewonnen hätte und jetzt jeden Moment der zweite Wettkampf beginnen würde.
    „Täusche dich nicht, Centurio Lucius! Selbst wenn die Augusta den zweiten Wettkampf tatsächlich gewinnen sollte und sogar du es nicht mehr versauen kannst: Wage es nicht, uns beim dritten Wettkampf Schande zu machen! Wenn doch, wird das, was du bisher erlebt hast, nichts sein im Vergleich zu dem, was dann folgen wird! Du wirst dir wünschen, nie geboren worden zu sein.“
    Dieser Mistkerl verstand es wahrlich, seine Untergebenen zu Höchstleistungen anzuspornen, dachte Lucius voller Wut.
    Valens stapfte durch die Lagergasse und sah sich noch einmal um, bevor er auf die Via Praetoria abbog und in Richtung Forum verschwand. Lucius folgte ihm nur einen Augenblick später, da er wissen wollte, wie viel Zeit ihm noch bis zum Marsch blieb. Wie vom Donner gerührt blieb er stehen, als er Valens bei den Maultierpferchen stehen sah, wo er sich mit Celsonius unterhielt. Die beiden lachten, dann klopfte Valens dem Tesserarius freundschaftlich auf die Schulter und entfernte sich. Nun wusste Lucius also, wer hinter Celsonius stand.
    Der Wettbewerb im Waffendrill hatte bereits begonnen. Die Contubernia mussten im Speerwerfen gegeneinander antreten. An zehn Holzpfählen war je ein Scutum befestigt worden. Jedes Contubernium schleuderte seine Pila auf das ihm zugewiesene Scutum. Wer die meisten Treffer hatte, gewann. Ein Treffer zählte jedoch nur dann, wenn das Pilum im Schild stecken blieb.
    Jeder Treffer wurde von den Legionären der betreffenden Legion begeistert gefeiert. Soweit Lucius das beurteilen konnte, schlugen sich beide Centurien hervorragend und lagen in etwa gleichauf. Vor dem letzten Durchgang zählten die Primipili noch einmal die Treffer. Als verkündet wurde, dass die Gallica mit fünf Treffern führte, brachen die Legionäre der Gallica in Jubelrufe aus, die von denen der Augusta mit Schmähungen beantwortet wurden.
    Lucius spürte Nervosität in sich aufsteigen. Das sah nicht gut aus. Es blieben nur noch zwanzig Würfe und eine Führung von fünf Treffern war beachtlich. Lucius glaubte nicht so recht daran, dass die Männer der Augusta es noch schaffen würden. Ebenso wenig wie Vitellius, der
Pilus prior
, und Hilarius, der
Hastatus prior
, die plötzlich vor ihm standen und ihn wütend anfunkelten, als ob es seine Schuld wäre, dass sie den zweiten Wettkampf verlieren würden.
    „Lass deine Männer auf dem Forum antreten – und wehe, du kommst als Zweiter an!“, lautete die unmissverständliche Aufforderung an

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