Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
ihn.
Er warf einen Blick auf das Podium, wo Gallus gerade verkündete, dass die Gallica den zweiten Durchgang gewonnen hatte, wie es zu erwarten gewesen war. Ohne auf den Jubel hinter sich zu achten, eilte Lucius zu seiner Centurie und seufzte erleichtert, als er sie marschbereit vorfand. Sie marschierten zum Forum und stellten sich neben der zweiten Hastatencenturie der Gallica auf.
Plötzlich stand der Tribun Ahenobarbus vor ihm: „Na, Centurio, bereit, den Sieg für die Augusta einzufahren?“
Lucius nickte, und als er sah, dass Canidius und Valens in Hörweite waren, antwortete er mit lauter Stimme: „Bei so viel Herzlichkeit und Vertrauen, wie mir die Kameraden entgegenbringen, kann ich ja schließlich nur gewinnen!“
Quirinius und Gallus standen vor dem Fahnenheiligtum und erklärten die Wettkampfbedingungen. „Es ist ganz einfach“, begann Quirinius. „Die Centurie der Augusta marschiert aus der Porta Principalis Sinistra und die der Gallica aus der Porta Principalis Dextra. Ihr umrundet zweimal das Lager außerhalb der aufgestellten Speere und die Centurie, die als erste ihr Signum wieder hier auf dem Prätorium abgestellt hat und angetreten ist, hat gewonnen. Wenn sich die beiden Centurien draußen begegnen, muss die Centurie ausweichen, die auf der falschen Torseite ist. Für die Augusta ist die Sinistra die richtige Seite, für die Gallica die Dextra. Cornicen!“
Der Cornicen blies das Angriffssignal und Lucius erteilte den Befehl:
„Pergite!“
Die Centurie schwenkte sofort auf die Via Principalis und marschierte auf das Tor zu. Laute Anfeuerungsrufe der Legionäre begleiteten sie auf dem Weg. So musste sich ein Gladiator oder ein Wagenlenker fühlen, dachte Lucius bei sich.
Sie verließen das Lager und sahen den Rhenus vor sich. Das andere Ufer war auf Grund des trüben Wetters nicht zu sehen, aber Zeit, die Aussicht zu genießen, war sowieso keine. Sie bogen rechts ab und eilten auf die erste Markierung zu. Drusillus schloss zu Lucius auf: „Centurio, die andere Centurie ist im Eilschritt losmarschiert, die hängen uns jetzt schon ab. Wir müssen schneller gehen!“
Lucius schüttelte energisch den Kopf, er hatte oft genug Wettläufe in der Palaestra bestritten: „Nein, wenn wir zu schnell loslegen, haben wir hinten heraus nichts mehr zuzusetzen! Kehre nach hinten zurück und achte auf ein gleichmäßiges Tempo und darauf, dass keiner zurückbleibt!“
Drusillus fügte sich murrend. Sie bogen um die erste Ecke und steuerten auf die Porta Praetoria zu. Die andere Centurie hatte schon einen kleinen Vorsprung und war auf Höhe des Tores. Vom Lagerwall kamen laute Anfeuerungs- und Jubelrufe, Verwünschungen und Beschwörungen. Lucius warf einen Blick zum Wall und sah die Legionäre dicht an dicht stehen. Er konnte sie nicht voneinander unterscheiden, aber er stellte sich vor, wie Vitellius, Valens und Canidius mit rotem Gesicht umherrannten und vor Wut brüllten. Vielleicht wäre ein höheres Tempo doch besser? Lucius zweifelte nur kurz. Als die andere Centurie an ihnen vorbeizog und sie mit Hohngelächter bedachte, widerstand er der Versuchung, Laufschritt zu befehlen. Stattdessen stapften seine Männer weiter gleichmäßig durch den Schnee und Lucius ging die Reihen entlang, um sie zu loben und anzufeuern. Er hatte viel gelernt von Ambiorix.
„Denkt daran, die Spartaner fragen nicht, wie viele, sie fragen nur, wo!“, rief er, und die Männer antworteten mit Gelächter.
„Scheiß auf die Griechen!“, rief Promptus zurück. „Hast du keinen römischen Spruch, Centurio?“ „Natürlich“, antwortete Lucius. „Besiegt werden wir siegen!“
Mit Jubel und Beifall antworteten seine Männer auf das Plautus-Zitat und bogen um die nächste Lagerecke. Sie marschierten auf der Westseite des Lagers entlang auf Basilia zu und bogen dann wieder zum Fluss ab. Auf der Decumanaseite begegneten sie erneut der Centurie der Gallica. Wieder brandete deren Hohngelächter auf, aber diesmal schon deutlich matter. Lucius sah ihre angestrengten Gesichter und bemerkte eine ganze Reihe unter ihnen, die schwer atmeten. Ihr Keuchen war noch eine ganze Weile zu hören.
„Centurio!“, sagte einer der Männer beunruhigt. „Die haben bald die erste Runde absolviert und wir gerade mal eine halbe!“
„Na und? Dafür fallen sie gleich tot um, wie der Grieche nach dem Marathon!“, entgegnete Lucius. „Aber ihr habt recht, es wird Zeit für einen kleinen Dauerlauf, oder?“
Die Männer brüllten
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