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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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Lucius sich glücklich und zufrieden vor sein Quartier und beobachtete seine Leute. Die Kälte machte ihm nichts aus, da sich der heutige Erfolg wie ein wohliger Schleier auf ihn gelegt hatte. Vielleicht war es auch ein bisschen viel Wein gewesen, dachte er, und winkte Drusillus und Mallius herbei. Er beglückwünschte die beiden zu dem Sieg und gemeinsam tranken sie auf den Erfolg.
    Als sie sich verabschiedeten, zeigte Drusillus einen Gesichtsausdruck, den Lucius nicht zu deuten wusste. War es Erheiterung, Spott? Auch Mallius blieb noch einen Moment stehen und sah ausnahmsweise einmal zufrieden aus. „Wir haben der Standarte Ehre gemacht und die Jungs haben diesen kleinen Sieg und die Feier verdient! Sie haben sich gut geschlagen!“ Nach einer Pause fügte er jedoch schulterzuckend hinzu: „Es war natürlich keine besondere Leistung! Als wir damals mit Caesar durch die verschneite Cevenna gezogen sind, das war etwas ganz anderes!“
    Er lächelte sein überlegenes Altväter-Lächeln. Dann ging er, um seine Unterkunft aufzusuchen.
    Lucius sah ihm leicht verdrossen nach. Trotz allem klangen da immer noch diese Vorbehalte und Empfindlichkeiten durch. Und die würden die Centurionen wohl doch nicht ablegen.
    Anfangs hatten sie ihn wegen allem abgelehnt: keine Erfahrung, mangelnde Ausdauer, kein Stehvermögen, keine Kampferfahrung, nicht zäh genug und was sie ihm sonst noch unterstellten. Das vergangene Jahr hatte ihnen gezeigt, dass er es zumindest an Zähigkeit und Ausdauer mit jedem aufnehmen konnte. Dem zollten sie Respekt. Aber trotzdem hielten sie ihn für zu jung. Kampferfahrung hatte er immer noch keine. Für sie war es nach wie vor widernatürlich, einen so jungen Centurio zu sehen; einen Legaten, Tribun oder General in dem Alter konnten sie ertragen, das waren sie gewohnt, aber ein Centurio musste alt und knorrig sein wie ein Olivenbaum. In dem bevorstehenden Feldzug würde er zwar seine erste Kampferfahrung sammeln, wahrscheinlich seinen ersten Feind töten, aber selbst das würde ihm voraussichtlich nicht den Respekt seiner Kollegen einbringen. Für einen Centurio waren Tapferkeit und Unerschrockenheit selbstverständlich.
    Er dachte an all die Erzählungen, die er früher so gern gehört hatte, wie die von den zwei Centurionen, die sich allein in den Kampf gegen die Gallier gestürzt und vorher ihre Einheiten zum Schiedsrichter bestimmt hatten. Diese sollten entscheiden, wer von ihnen der Tapferere sei. Sie retten sich gegenseitig das Leben und kehrten unbesiegt ins Lager zurück. Die Legionäre stimmten für unentschieden.
    Oder die vom Centurio Petronius, der bei Gergovia den Rückzug seiner Männer mit den Worten deckte: „Mein Blut und meine Kräfte rinnen davon. Seht zu, dass ihr wegkommt!“
    Angesichts solcher Taten würde es schwer werden, in einem Feldzug Vorurteile abzubauen. Andererseits würde ein Tod wie der von Petronius mit Sicherheit alle Zweifel beseitigen. Aber Lucius hatte eigentlich nicht vor, zu sterben. Außerdem würde wohl selbst das Valens oder Vitellius nicht zufriedenstellen. Sie würden sicherlich behaupten, dass ein echter Centurio mindestens doppelt so viele Feinde getötet und doppelt so lange ausgehalten hätte.
    „Wer hat gesagt, das Leben sei einfach? Die Parzen kennen mein Schicksal nicht, sie würfeln es wahrscheinlich gerade aus“, seufzte Lucius und sah zum grauen Himmel auf.
    Einen solchen Winter hatte Lucius noch nicht erlebt. Im Süden der Gallia Narbonennsis war der Winter angenehmer als hier am Rhenus. Tagelang herrschte dichtes Schneetreiben und jeden Morgen mussten die Lagergassen mühsam geräumt und der Schnee von den Hüttendächern entfernt werden. Der Schnee durfte nicht einfach in den Wallgraben gekippt werden. „Das fehlte noch, dass wir unseren eigenen Graben zuschütten!“, polterte Vitellius, als er die ersten Legionäre dabei erwischte, wie sie den Schnee einfach über die Palisade warfen.
    Nein, der Schnee musste einige Doppelschritte vom Lager wegtransportiert werden und wurde dort zu einem weiteren Wall aufgeschichtet. Anfangs hatten noch kohortenweise Übungsmärsche stattgefunden, aber bald brachte das Wetter auch diese zum Erliegen. Die einzige Aktivität außer dem Wachdienst war der Waffendrill, der alle zehn Tage auf dem Forum stattfand. Jeder Kohorte stand ein Tag für das Waffentraining zur Verfügung, und so rückten sie centurienweise aus, um Schwert- und Wurfübungen zu machen. Lucius nutzte die Trainingszeit, um mit den

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