Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
des Jahres wieder in Rom ist, wird der Spuk vorüber sein!“
„Hoffentlich!“, sagte Gaius und stand auf. Jede Unruhe, jede Intrige in Rom hatte irgendwann auch die Provinzen in Mitleidenschaft gezogen. Seit zehn Jahren herrschte nun Frieden. Man konnte nur hoffen, dass dies noch lange so bleiben würde.
In den nächsten Wochen musste Lucius beim Wahlkampf helfen. Zuerst richtete Gaius einige Abendessen für befreundete und einflussreiche Familien aus, um auszuloten, mit welcher Unterstützung er rechnen konnte. Syros erwies sich als unschätzbare Hilfe, da seine Erzählungen von den Ereignissen im Osten den Gästen den Eindruck vermittelten, dass es sich lohnen würde, einen Justinii Marcellii zu unterstützen. Gnaeus Marcellus hatte die Gründung der
colonia
geleitet und war einer der reichsten und angesehensten Bürger Arausios, aber seine häufige Abwesenheit hatte verhindert, dass die Familie auch politisch an Bedeutung gewann. Gaius konnte sich schließlich der Unterstützung einiger Stadträte versichern, die ihm Männer aus ihrem Stab mit Erfahrung im Wahlkampf überließen.
Die Entscheidung, für welches Amt Gaius kandidieren würde, war nicht leichtgefallen. Die Justinii Marcellii hatten schon einigen Kandidaten ihre Unterstützung zugesagt, so dass Gaius jetzt nicht gegen sie antreten konnte. So blieben nur die ungeliebten Ämter der Kuratoren für die Straßen. Die Aufgabe der
duoviri viarum
war es, sich um den Zustand und die Sauberkeit der Straßen innerhalb der Stadt zu kümmern. Damit befanden sie sich zwischen Scyllia und Charibdis: Verrichteten sie das Amt anständig, machten sie sich bei den Nachbarn unbeliebt, weil sie Bußgelder verhängen mussten. Ließen sie die Zügel schleifen, bestand die Gefahr, von einem politischen Gegner wegen Vernachlässigung der Amtspflichten verklagt zu werden.
Die
quatroviri viarum
waren für die Straßen außerhalb der Stadt zuständig. Sie reisten das ganze Jahr in der Provinz umher. Sie mussten überprüfen, ob die Wege zwischen den Feldern frei blieben und ob die Hauptwege ordnungsgemäß bepflastert worden waren. Außerdem mussten sie Reparaturen veranlassen und diese manchmal sogar selbst bezahlen. Obwohl dieses Amt mit vielen Unbequemlichkeiten und Reisen verbunden war, hatte Gaius sich dafür entschieden.
Die Nachbarn pinselten Werbeparolen an die Wände und Gaius versicherte sich der Hilfe einiger Händlervereinigungen. „Wählt Gaius Marcellus zu einem der Quatroviri, wir, die Nachbarn, empfehlen dies.“ „Die Obsthändler bitten, Gaius Justinius Marcellus die Aufsicht über die Straßen zu geben. Er ist ein guter Mann.“ „Marcellus als Quatrovir, Quintus Annius empfiehlt dies!“
Diese und andere Sprüche tauchten an den Häuserwänden auf. Gaius selbst ging jeden Morgen in der
toga candida
zum Forum, um sich bei den Wählern bekannt zu machen. Jeden Abend beriet er sich mit seinen Freunden und Wahlhelfern und studierte außerdem die Gesetze und Verordnungen zum Thema Straßenwesen.
„Lucius, du musst morgen für mich zum Hof reiten. Sergius braucht mehr Geld für die Erntehelfer und möchte das mit mir besprechen“, sagte Gaius eines Morgens. „Ich habe im Moment keine Zeit, daher bitte ich dich darum.“
„Natürlich, das tue ich gerne!“, sagte Lucius überrascht.
„Ich werde dich begleiten, wenn du willst!“, bot Syros an, der gerade aus Lugdunum zurückgekehrt war.
„Gerne!“ Lucius war hocherfreut. Syros war ihm eine willkommene Reisebegleitung – endlich würde er ihn weiter über den Osten ausfragen können.
Als sie am nächsten Tag zu den Mietställen am Nordtor gingen, erzählte Lucius, dass das Forum der
colonia
am Fuße des Sandsteinhügels angelegt worden war. Dort hatte man das Baumaterial abgetragen, um die Tempel und Basiliken zu bauen. So war die Stadt vom Süden bis zum Fluss und darüber hinaus gewachsen.
Lucius steuerte direkt auf die Stallungen des Gaius Julius Catuvoix zu. Catuvoix war ein Voconter, der das Bürgerrecht erhalten hatte, als Augustus sich noch Gaius Julius Caesar nannte.
Lucius und Syros betraten den Hof. Der typische Geruch nach Mist, Stroh und Pferd lag in der Luft. Ein grobschlächtiger Gallier mistete gerade einen Stall aus. Als Lucius ihn ansprach und nach Catuvoix fragte, starrte er ihn nur blöde an. Lucius wiederholte die Frage in dem vocontischen Dialekt, den er von seiner Mutter gelernt hatte, und dann noch einmal in dem Dialekt der Allobroger, den er von seiner Kinderfrau
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