Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
Hof Eigentum des Gnaeus Justinius Marcellus war. Sie stiegen ab und führten die Pferde am Zügel über den Hof. „Hier sind Wagen und Maschinen untergebracht“, erklärte Lucius und wies auf eine langgestreckte Baracke, an die sich die Werkstatt anschloss. Einige Männer arbeiteten an einer Maschine, neben ihnen ein kräftiger, stämmiger Mann, der zusah und Anweisungen gab. Als er den Hufschlag hörte, drehte er sich zu ihnen um und ging ihnen entgegen. Seine Tunica war schlicht, aber sauber.
„Der macht sich die Hände nicht mit Arbeit schmutzig“, flüsterte Syros spöttisch.
„Das ist Sergius, der Verwalter“, erwiderte Lucius ein wenig ungehalten, denn Syros hatte selbst vermutlich noch nie ernsthafte körperliche Arbeit verrichtet.
Sergius ging ihnen entgegen und reckte den Arm zum Gruß. „Lucius, Herr, es ist eine Freude, dich zu sehen! Du und dein Freund, ihr seid aufs Herzlichste willkommen!“
„Das ist mein Vetter Gaius aus Syrien. Er brachte die Nachricht, dass mein Vater auf dem Heimweg ist.“
„Dann ist er uns doppelt willkommen! Steigt ab und gebt uns eure Pferde!“
Sie stiegen ab. Auf Sergius’ Wink kam ein Knecht und führte die Pferde fort. Lucius ließ seinen Blick über die Gebäude schweifen. „Es ist schön, wieder hier zu sein. Zwei Jahre sind eine so lange Zeit! An was arbeitet ihr da?“
Sergius deutete auf die Maschine. „Die neue Erntemaschine hat noch ein paar Macken und wir versuchen, sie ihr auszutreiben. Aber geht doch schon einmal vor zum Haus, ihr werdet vor dem Essen noch baden wollen! Meine Frau wird sich freuen, dich wiederzusehen.“
Sie gingen an dem Wagenschuppen vorbei. Vor ihnen öffnete sich ein weiter Platz, der auf der einen Seite von kleinen Wohnhäusern und auf der anderen Seite von einem Gänsestall flankiert wurde. Direkt vor ihnen lag, umgeben von einem Park, das Haupthaus. Es erstreckte sich fast über die gesamte Breite des Gutes. Eine vorgelagerte Säulenhalle und zwei Ecktürme gaben dem Bau einen italischen Charakter.
Syros zeigte auf die Wohnhäuser. „Das sind aber komfortable Sklavenunterkünfte!“
„Dort wohnen keine Sklaven, sondern Freigelassene. Wir haben fast keine Sklaven mehr auf dem Hof. Als es vor zehn Jahren zum letzten Mal zu einem Aufstand der Häduer kam, flohen die Römer zur Sicherheit nach Arausio. Sergius und die anderen Sklaven blieben hier, um das Anwesen gegen Diebe und Plünderer zu verteidigen. Deshalb lässt mein Vater sie frei, sobald sie das vorgeschriebene Alter erreicht haben.“ Lucius machte eine Pause. „Die meiste Arbeit machen sowieso die Tagelöhner. Der Weinanbau ist eine schwierige Angelegenheit, aber über das Jahr braucht man nur wenige Arbeiter. Erst während der Weinlese sind viele Helfer nötig, und da lohnt es sich, Tagelöhner einzustellen. Für das Getreidefeld haben wir die Maschine!“
„Euer Verwalter sieht nicht aus wie ein Gallier“, bemerkte Syros. „Er sieht aus wie ein echter Römer oder Italiker!“
„Sergius stammt aus Kampanien“, erklärte Lucius. „Vater hatte einen Weinexperten aus Italien kommen lassen und der brachte seine Gehilfen mit. Sergius war einer von ihnen. Gemeinsam haben sie das Weingut aufgebaut. Nachdem der Experte gestorben war, wurde Sergius Verwalter.“
Im Haupthaus fanden sie Sergius’ Frau, die sie herzlich begrüßte. Dann gingen sie zum Badehaus, um sich den Reisestaub abzuwaschen.
„Wir wollen, dass der Wein dieses Jahr so viel Sonne wie möglich abbekommt, und werden ihn daher nicht im September ernten. Dieses Jahr lassen wir ihn bis Ende Oktober stehen“, erklärte Sergius beim Abendessen. „Viel Sonne macht den Wein besser!“
Lucius und Syros nickten höflich. Wenn Sergius das sagt, wird es wohl stimmen, dachte Lucius. „Aber wir müssen Wachen aufstellen, sonst klaut man uns die Trauben weg, ehe der Monat überhaupt angefangen hat. Daher brauche ich mehr Geld! Wir werden die Erntehelfer früher einstellen, dazu ein paar Veteranen und ihre Söhne aus der Nachbarschaft!“
„Wer würde denn die Trauben stehlen?“, fragte Syros.
„Abgesehen von den Vögeln? Die Veteranen und ihre Söhne aus der Nachbarschaft!“, konterte Sergius trocken. Syros begann zu lachen.
Lucius konnte nicht glauben, was er da hörte. „Das heißt, wir bezahlen die Diebe, damit sie andere Diebe fernhalten?“, fragte er entgeistert.
„Natürlich!“, erklärte Sergius vergnügt. „Wer kennt die Schliche der Diebe denn besser als ein Dieb?“
„Aber
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