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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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kannte. Der Gallier zeigte keine Reaktion. Er starrte ihn nur mit offenem Mund an, so dass man seine Stummelzähne sehen konnte, spuckte aus und machte sich wieder an seine Arbeit.
    Lucius kochte innerlich vor Wut. Wie konnte dieser Stallknecht es wagen, ihn so stehen zu lassen? Syros sah ihn fragend und zugleich erwartungsvoll an. Lucius wusste nicht, was er tun sollte. Wo war Catuvoix? Was sollte Syros bloß von ihm denken, wenn er sich so abservieren ließ? Er sprach den Knecht noch in einigen Mundarten an, aber der reagierte gar nicht mehr. Endlich kam Catuvoix aus einem der Gebäude. Er war römisch gekleidet und frisiert, aber unverkennbar ein Gallier. Prüfend wanderte sein Blick über den Hof und blieb an Lucius hängen. Catuvoix erkannte ihn sofort. Er sah den Ärger in Lucius’ Miene und reagierte prompt.
    „Du blöder Trottel!“, brüllte er seinen Knecht in Vocontii an. „Kannst du mir nicht umgehend Bescheid sagen, wenn wichtige Gäste kommen, oder diese sofort zu mir schicken? Ich sollte dich auspeitschen lassen!“ Catuvoix schäumte regelrecht vor Wut. „Verzeiht, Lucius Justinius, dass du und dein Begleiter warten musstet, weil dieser Barbar keine Manieren hat. Womit kann ich euch dienlich sein?“
    Lucius versuchte, seinen Ärger herunterzuschlucken und Haltung zu bewahren. „Mein Vetter Gaius Justinius und ich benötigen zwei Pferde für einige Tage!“, erklärte er von oben herab.
    Catuvoix pfiff auf den Fingern und sofort eilte ein weiterer Gehilfe herbei. Catuvoix überschüttete ihn mit hektischen Anweisungen. Der Stallknecht rannte sogleich los, und kurz darauf standen zwei fertig gesattelte Pferde für Lucius und Syros bereit. Lucius war dankbar, dass Syros die peinliche Szene nicht weiter erwähnte, als sie durch das Nordtor zur Stadt hinaus ritten.
    Sie nahmen die Via Agrippa nach Norden. Die Straße war belebt. Sie begegneten Kaufleuten, Jägern, Bauern und sogar einem berittenen Kurier. Alle Reisenden machten ihm Platz, sobald sie die Schärpe sahen, die ihn als Boten kennzeichnete. Er flog förmlich an ihnen vorbei und Lucius sah ihm nach. Ein guter Kurier schaffte an einem Tag 130 Meilen. Beim Gedanken daran schmerzte Lucius schon der Hintern.
    Syros erzählte Lucius von seinen Reisen und vom Leben in Osten, so dass die Zeit schnell verging.
    Am späten Nachmittag erreichten sie die Abzweigung zum Hof, und wie jedes Mal an dieser Stelle wurde Lucius warm ums Herz. Er lebte jetzt schon eine Reihe von Jahren in Arausio, aber seine Kindheit hatte er auf dem Hof verbracht. Immer, wenn er den Meilenstein an der Abzweigung sah, wusste er: Noch eine Stunde, und ich bin zu Hause.
    „Wie weit noch?“, fragte Syros, als sie von der Straße auf den Feldweg abbogen.
    „Etwa zehn Meilen!“
    Zwischen den Feldern waren vereinzelt die
villae rusticae
zu sehen, die dazugehörigen Höfe und Güter. Als sie an einem großen Weingarten vorbeiritten, sagte Lucius stolz: „Dies gehört bereits unserer Familie!“ Endlich, nachdem sie in den Weg, der direkt zum Hof führte, abgebogen waren, konnte man die schmutzig grauen Steine der Umfassungsmauer erkennen. Sie ritten auf das Tor zu. Je näher sie kamen, umso mehr Einzelheiten konnten sie erkennen.
    „So ein Bild muss Vergil vor Augen gehabt haben, als er das Landleben pries!“, rief Syros begeistert.
    Lucius wies auf das Gebäude rechts vom Tor: „Das hier ist die Scheune und dahinter, das große Gebäude mit dem roten Dach, ist Werkstatt, Schmiede und Badehaus. Wir brauchen nur einen Ofen, um alle drei zu betreiben. Das links vom Tor ist der Stall für Ochsen und Pferde mit der Koppel. Dahinter liegt noch das Gebäude, in dem der Wein hergestellt wird. Das Wohnhaus ist weiter hinten in einem kleinen Park.“ Lucius war stolz, als er sah, wie beeindruckt Syros von dem Familienbesitz war.
    „Das sieht aber nicht sehr italisch oder römisch aus“, bemerkte Syros. „Die Höfe, die ich aus Italien oder Syrien kenne, sind ganz anders gebaut. Dort sind alle wichtigen Bereiche in einem Gebäude zusammengefasst.“
    „Das stimmt. Unser Hof entspricht mehr einer keltischen Farm aus West- und Nordgallien. Perystil und Atrium wirst du auch nicht in der dir bekannten Form finden. Es kann hier im Winter ziemlich kalt werden“, entgegnete Lucius und genoss es ein wenig, Syros auch einmal etwas Neues zeigen und erklären zu können.
    Sie durchquerten das Tor und standen vor einer Marmorsäule, auf der eine flammend rote Schrift verkündete, dass dieser

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